Hinrichtungsnotstand nimmt USA in den Würgegriff

Hinrichtungsnotstand nimmt USA in den Würgegriff Santa_Fe_gas_chambe_gaskammer_hinrichtung_hinrichtungsnotstand_usaDeath Valley: Einige Bundesstaaten in den USA leiden derzeit große Not ihre Todgeweihten gesetzkonform umzubringen. Hauptursache dafür ist, dass bei der favorisierten Methode, der Giftspritze, das Material knapp wird. Ein Boykott der EU lässt den Vorrat an „Todesbotenstoff“ dort rasch zur Neige gehen und die Restbestände die man noch hat liefern sich gerade ein Wettrennen mit dem Verfallsdatum. Der eigenmächtige Nachbau derartiger Gifte ist scheinbar aus patentrechtlichen Gründen nicht erlaubt und so muss eine ganze Nation nun darben und das regelkonforme Töten durch den Staat kommt ins Stocken.

Es ist schon erstaunlich wie blöd sich eine so große Demokratie in dieser Sache anstellen kann. Im Ausland ist die Weltmacht mit der Art und Weise Menschen vom Leben zum Tode zu befördern weniger wählerisch. Da darf erstochen, erschossen oder gesprengt werden, auch alle anderen nur erdenklichen Methoden die man von den gewerblichen Mördern kennt, sind dort akzeptiert. Dies sogar im Rahmen von Präventivtötungen, für die wohl eher ein elitäres und präsidiales Privileg sind. Da mutet es geradezu grotesk an, dass man sich mit der „Power“ nicht imstande sieht ein paar Leute im eigenen Lande methodisch korrekt zu „killen“, was doch auf den Straßen dort regelmäßig passiert. Aber zurück zum Hinrichtungsnotstand in den USA.

Jeder Bundesstaat hat da so seine Spezialitäten. In vielen Staaten darf gar nicht mehr hingerichtet werden, was den Menschenrechtlern aus verständlichen Gründen als fortschrittlich gilt. Eine Sichtweise, der man sich grundsätzlich anschließen sollte. Die restlichen „Vereinigten Todesstaaten von Amerika“ haben unterschiedliche Methoden in ihren Gesetzbüchern verankert. Im US-Bundesstaat Missouri beispielsweise ist nur die Giftspritze und die Gaskammer erlaubt. Damit war dann auch die Debatte und das Debakel rund um die verbliebene Hinrichtungsmethode sehr absehbar, wie der Guardian an dieser Stelle zu berichten weiß. Rechts im Bild, so eine fortschrittliche Pilotenkanzel für den „Todesabflug“.

Interessanterweise kreist jetzt die Diskussion in Missouri auch weniger um die Todeskandidaten selbst, sondern mehr um eine beschleunigte Hinrichtung mit den noch verbliebenen Restbeständen der zugelassenen Giftreserven. Wäre es doch viel zu schade diese bis zum Ablauf des Verfallsdatums nicht zu verwenden. Schließlich haben die auch mal Geld gekostet. Gesicherte Erkenntnisse zur Gesundheitsgefährdung der Todeskandidaten durch Verwendung von abgelaufenen Giftdosen gibt nicht, deshalb ist also Eile geboten.

Inzwischen scheint es ein großes Bedauern zu geben, dass man Hängen als Hinrichtungsmethode dort im Jahre 1937 abschaffte. Bis dahin war es die präferierte Art die Betreffenden zu entsorgen, abgelöst durch die Gaskammer, die bis 1965 der Gerechtigkeit zu ihrem Lauf verhalf. Dann kam irgendwann die Giftspritze hinzu, die jetzt wegen des ausländischen Boykotts arg vom Aussterben bedroht ist. Letzteres ist der Grund nun wieder auf die Gaskammer zu setzen, weil die eben noch zugelassen ist.

Während also die Insassen der sogenannten „Death Rows” derzeit in vielen Bundesstaaten Blut und Wasser schwitzen müssen, diskutiert man öffentlich über artgerechtes Töten. Offensichtlich zieht sich die Debatte deshalb so elend in die Länge, weil es keine verlässlichen Erfahrungsberichte Betroffener gibt, die jetzt Auskunft darüber geben könnten, wie human jeweils eine Hinrichtungsmethode ist. Die Betroffenen sind, bis auf wenige Ausnahmen, allesamt tot. Den Überlebenden etwaiger Hinrichtungsversuche mag man da keinen Glauben schenken, weil es sich amtsbekannt um unglaubwürdige Verbrecher handelt.

Damit ist das Debakel fast schon perfekt und Amerika könnte, wenn hier keine mörderisch guten Lösungen gefunden werden, großen Schaden leiden, weil es der Gerechtigkeit nicht mehr zum Durchbruch verhelfen kann. Hier sei auf die Kreativität der befreundeten Saudis verwiesen, die da weniger zimperlich sind. Amerika muss in der Lage sein von Freunden zu lernen. In Saudi-Arabien wird vermutlich demnächst, neben dem Schwert, auch die konventionelle Erschießung, eine geeignete und mit dem Koran zu vereinbarenden Methode zur Entsorgung bösartiger Menschen sein. Damit wäre dort der Hinrichtungsnotstand alsbald überwunden.

Kaum nachvollziehbar, warum sich die modernste Demokratie der Welt nicht auf solch erprobte und todsicheren Methoden einlassen will. Hilfsweise könnte doch auch der mit Sondervollmachten operierende Präsident der Vereinigten Staaten einfach ein paar Drohnen ausschwärmen lassen und die Todestrakte im nationalen Interesse einfach mit ein paar Hellfire Raketen platt machen. Der Kollateralschaden unter den restlichen Gefangenen würde sicherlich von niemandem beklagt werden und das Personal wäre durchaus ein paar Minuten vorher zu evakuieren. Egal, die schizophrene Debatte um den gerechten Tod in Amerika wird noch eine Weile fortdauern. Bei dieser Diskussion ist zu beachten, dass artgerechtes und stilistisch korrektes hinrichten immer auch ein besonderes Zeichen der Macht ist. Eine Art Markenzeichen für den Fortschritt einer modern(d)en Gesellschaft, was die Zähigkeit und das Ausmaß dieser Debatte zu erklären vermag.

Bildnachweis: Original | Autor: Shelka04 at en.wikipedia | CCSA 3.0

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8 Kommentare

  1. Nach dem Lesen des Beitrages stellt sich die Frage, warum wir uns den Kopf über die Probleme der Amis zerbrechen sollen.
    Was ist denn nun unmenschlicher?
    In Sicherheitsverwahrung genommen zu werden, bis die Zielperson nur noch ein Tattergreis ist, um dann ganz human in einem Pflegeheim zu krepieren?
    Das sind Leute die ihre Strafe längst abgesessen haben.
    Das sind nicht nur Mörder und Vergewaltiger, sondern oftmals ganz einfache Kleinkriminelle, die bei uns mit lebenslanger Haft bestraft werden.
    WiKa, schreib doch lieber über die Schweinerein der Justiz hier im Lande.
    Nicht nur das Bayrische sondern auch das Schweriner Justizministerium sind augenscheinlich nicht anderes als kriminelle Vereinigungen.
    http://dejure.org/gesetze/StGB/129.html

    • Hallo August … was Amerika anbelangt, so muss man ab und an nur mal wieder auf die Perversität verweisen, immer im Hinterkopf haltend, dass der Laden hier immer als Vorbild gehandelt wird, egal wie krank der gerade ist.

      Was den StGB 129 anbelangt, so bedauere ich persönlich, dass die Parteien dort explizit ausgenommen sind. Wobei die eigentlich kriminelle Vereinigung ja auch erst mit Kabinett und und Regierung beginnt, insbesondere dann, wenn dort Verträge, teils auch Geheimverträge zum Nachteil der Menschen gemacht werden. Das wird aber noch einmal ein separates Thema.

      • Dass das Schweriner Justizministerium nicht wie eine Behörde, sondern eine kriminelle Vereinigung agiert, kann ich beweisen. Üblich sind dort Rechtbeugung, Aktenmanipulation, Aktenunterschlagung und Strafvereitelung im Amt. Alles begangen von staatlich geprüften Kriminellen (Juristen). Und unter Aufsicht der Justizministerin Kuder.
        Damit erfüllt das Schweriner Justizministerium alle Voraussetzungen, um nach § 129 als kriminelle Vereinigungen zu gelten.

        Wenn man allerdings das Murksel-Regime beurteilen will, so trifft hier eher der § 129a zu.
        Bildung einer terroristischen Vereinigung
        Abs.1 Wer eine Vereinigung gründet, deren Zwecke oder deren Tätigkeit darauf gerichtet sind,
        —-1. Mord (§ 211) oder Totschlag (§ 212) oder Völkermord (§ 6 des Völkerstrafgesetzbuches) oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit (§ 7 des Völkerstrafgesetzbuches) oder Kriegsverbrechen (§§ 8, 9, 10, 11 oder § 12 des Völkerstrafgesetzbuches) oder
        — 2. Straftaten gegen die persönliche Freiheit in den Fällen des § 239a oder des § 239b
        zu begehen, oder wer sich an einer solchen Vereinigung als Mitglied beteiligt, wird mit Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren bestraft.
        http://dejure.org/gesetze/StGB/129a.html

  2. Das Bild scheint mir ein Museumsstück einer Gaskammer zu sein.
    Diese Hinrichtungsmethode ist aber aus der Mode gekommen.
    Weil sie unmenschlich ist, heute wird nur noch menschlich hingerichtet.
    Also mit in Deutschland hergestellten und zertifizierten Chemikalien.

    Allerdings könnte auch Frankreich sicher mit einer Guillotine aushelfen, da sind die Patente sicher schon ausgelaufen. Nach übereinstimmender Ansicht aller nicht6 executierten soll man dabei nur ein leichtes Kribbeln im Nacken verspüren. Also alles sehr menschlich.

    Aus dem alten Europa könnten die Amis also noch viel lernen. Die alten Griechen und Römer wendeten zur legalen Tötung übrigends CO-Gas (Kohlen-Monoxid). Da schläft man einfach ein und wacht nicht mehr auf. Jeder Winzer weiß das.

    Vielleicht verkennen wir aber auch das amerikanische Problem. Viele Gefängnisse werden privat geführt und sind hochprofitabel. Weil darin nur minimale, symbolische Stundenlöhne gezahlt werden (so um die 30 US cent/Stunde). Diese werden zwar auch in den staatlichen Gefängnissen gezahlt, aber die privaten bekommen außerdem noch einen staatlichen Zuschuss. Diese Arbeitskräfte sind also preiswerter als wenn man die Arbeitsleistung nach China verlagert. Und man spart außerdem die Transportkosten. Also weshalb sollte man die o.g. Produkte der deutschen Qualitäts-Chemie nicht verfallen lassen? Gerade lese ich: unsere Exporte sinken! Deshalb?

  3. Recht und Gericht. Nichts hat der Gichtkrücke der herrschenden Klasse, dem Staat, mehr Ansehen verschafft, als die Verstaatlichung und Bürokratisierung des Rechts und des Gerichts, die Macht, Strafen zu verhängen und sie nach Willkür zu bemessen. Diese Verstaatlichung des Gerichts fordern nun aber auch alle, die sich in jahrelanger Arbeit beruflich zum Staatsknecht ausgebildet haben und dieser Ausbildung erhebliche Geldopfer brachten. Ich verzichte darauf, alle diese Leute von der Notwendigkeit zu überzeugen, selbst den Ast abzusägen, auf dem sie sitzen.

    Der Staat kann nur nach Formeln arbeiten. Selbst Maschine, kann der Staat nur Maschinenarbeit leisten. Recht und Gericht können wir aber keiner Maschine überlassen. Darum auch hier Abbau! Warum sollten wir den Weg zur Gerechtigkeit immer nur über den Staat und seine schmutzigen Nebeninteressen finden? Der Staatsknecht blinzelt vielleicht zur Gerechtigkeit hinauf, da er aber noch einem anderen Herrn dient, muss er vor ihren Strahlen das Auge verschließen. Wir aber wollen der Gerechtigkeit gerade ins Gesicht schauen und erfahren, was sie ist, um danach das Recht zu gestalten und die Bösewichte zu strafen.

    Was ist Gerechtigkeit? Nichts anderes als die Verneinung jedes Vorrechts. Die vollkommen gleiche äußere Ausrüstung für den Wettbewerb der Menschen, der in der Gesellschaft jedem seine Stelle anweist – das ist die von der Natur gewollte Gerechtigkeit, die zum wahren Menschsein führt. Diese vollkommen gerechte äußere Ausstattung der Menschen fordert Freiland. Freiland ist Inhalt und Ausdruck der Gerechtigkeit. Der Staat und das Recht wurden aber geschaffen, um das Gegenteil von Freiland, um das Raubland zu schützen. So konnten denn auch nur Raub und Unrecht die Grundlage unseres Rechtes geben.

    Gegen die Entstaatlichung des Rechts führt man an, das Recht solle von einem einheitlichen Gesichtspunkt geleitet werden, man könne es nicht der Willkür der einzelnen Gemeinden überlassen. Ich sehe das nicht ein. Statt eines Gesichtspunktes wollen wir für die Betrachtung des Rechts einen großen Gesichtswinkel schaffen, dessen Grundlinie aus den Augen des ganzen Volkes besteht. Jede Gemeinde soll ein eigenes, ganz unabhängiges Strafrecht haben und es ausbauen, so wie sie es versteht. So schaffen wir die zum Fortschritt nötigen Vergleichspunkte. Es kann wirklich nichts schaden, wenn niemand im voraus weiß, welche Strafe ihn für bestimmte Verbrechen erwartet,…

    http://opium-des-volkes.blogspot.de/2012/12/der-abbau-des-staates.html

  4. Hmm … Patentschutz für Gift aus Europa?

    Wenn es wirklich daran scheitert, sich der Todeskandidaten nach dem Urteil schnellstmöglich und zeitnah zu entledigen, so kennen sich die AmerikanerInnen mit Mutter Natur so gar nicht mehr aus und das noch vor der Zeit der Unabhängigkeitserklärung, die übrigens lediglich für weiße Männer (europäisch zivilisierte Eindringlinge) galt.

    20 Jahre Todeszelle oder noch länger (Jeden neuen Morgen öffnet sich die Stahltür zum Frühstück oder für die letzte Beichte und Segnung durch einen Geistlichen.) – könnte Guinness-Rekord statistisch erforscht werden – Interessanter zu wissen als Massen-Sonnenkrem-Einschmieren zwecks Kopieren eines bereits durchgeführten Wettbewerbes?

    Giftpflanzen wachsen trotz chemischer Insektizide und Pestizide (Oder gerade deswegen – Wildkraut vergeht nicht!), allein schon am Straßenrand, mit denen hunderte von Todgeweihten zur selben Zeit erlöst werden könnten, und zwar in der Zelle, selbstverständlich bei Anwesenheit von mehreren Zeugen.

    Möglicherweise sind es humanes Gewissen?, Skrupel?, Zweifel? an Schuld, Absicherung von Erwerbsplätzen und Verwaltung. Wer weiß …

    Zumal verständlich ist, daß Hinterbliebene der Opfer gern selbst Hand anlegen würden, wenn sie denn dürften. – Mutter erschießt den Mörder ihres Kindes im Gerichtssaal – und stirbt Jahre später frühzeitig an Krebs.

  5. Mit 77.000 Soldaten vor Ort und europaweit Raketenbasen in
    Reichweite von Berlin, sollte es dem Land der Freien doch möglich
    sein, das Patentrecht etwas aufzuweichen…

  6. Wenn man dem Modell folgt, daß unsere Demokratie auf den drei Säulen, der Legislative, Executive und Judikative ruht, dann ist die Säule der Judikative mit Sicherheit am baufälligsten.

    Nur stimmt das Modell nicht. Denn ob wir Demokratie haben, ist mehr als fraglich. Eigentlich wird die Bevölkerung nur von einer Deutschland-GmbH als Sklaven gehalten und im Fernseh-Glauben gehalten, es handelt sich um eine Demokratie, und diese ist die schönste und freieste Organisationsform.

    Beweise? Hier: über 90% aller Verfassungsbeschwerden werden ohne Begründung abgelehnt. Mal abgesehen davon, daß wir garkeine Verfassung haben und das GG faktisch jedes Grundrecht unter einen gesetzlichen Vorbehalt stellt.

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