Info-Welt: Deutschlands führendes Nachrichtenportal für alte, naive Spaßmeldungen der Extraklasse, Der Postillon, will seine Humor-Abteilung bedeutend ausbauen und erprobt derzeit eine komplett neue Autoren-Technik, die eine schnellere und pointiertere Fabrikation von Humor-Artikeln in Serie erlauben soll. Das völlig autonom arbeitende und nur nach journalistischen Grundsätzen programmierte EDV-System, soll demnach klassische Brüller im Minutentakt raushauen können. Andere Truther-Portale sehen bereits heute ihre Existenzen bedroht.
Nach Expertenmeinung ergäbe sich damit erstmals, seit Erfindung des Journalismus, die Gelegenheit wirklich unabhängige und restlos sinnbefreite Artikel zur Abspeisung der Massen produzieren zu können, die von keinerlei menschlichen Emotionen getrübt wären. Gerade diese menschlichen Emotionen machen den Journalismus heute so anfällig und führen infolgedessen immer wieder zu grotesker, wenn auch nur versehentlicher Desinformation. Nicht selten gipfelt das alles dann in den öffentlich erhobenen Vorwürfen des Mob, der aufgrund solcher massenhaften Fehlleistungen diesen Sektor zunehmend als Lügenpresse verunglimpft.
Der Postillon wagt sich hier an eine Monster-Aufgabe heran. Ausgerechnet Humor-Artikel soll der Computer dort anfertigen, wo doch hinlänglich bekannt ist, dass diese Blechdosen generell als spaß- und humorbefreit gelten, denen außer Null und Eins rein gar nichts heilig ist. Bevor wir uns weiter mit den möglichen Folgen dieser Technik auseinandersetzen, hier zunächst der Einstieg in die neue bahnbrechende Computertechnik, die alsbald unser Leben vollständig humoristisch ruinieren bereichern wird: Algorithmus schreibt Wunsch-Artikel in einer Minute … [Computerwelt], bevor noch jemand auf den Gedanken kommt, es handele sich hier womöglich um einen totalen Jux-Artikel.
Wir ließen von der vorerwähnten Software nunmehr ein virtuelles, aber vollgültiges Interview mit den Machern des Postillon schreiben, weil die für solchen Unsinn sowieso nie Zeit haben und kamen dabei zu erstaunlichen, revolutionären Betrachtungen seitens der Computers. Auf die virtuelle Frage, warum man ausgerechnet in der Humorabteilung mit der Automatisierung beginnen wolle, war die Antwort treffend wie verblüffend: „Wenn sich bei solchen Experimenten mal einer totlacht, weil das System total versagt, fällt das nicht weiter auf. Bedenklicher wäre es, würden sich die Leute aufgrund verunglückter Berichterstattung in Serie zu Tode grämen, das erst würde unangenehme Fragen provozieren”. Wir konnten somit schon mal auf den ersten Sitz nachweisen, dass der Schadensbegrenzungsmechanismus der Software korrekt funktioniert.
Artikel nach Bedarf: Natürlich ist damit auch der ultimativen Individualisierung durch Automatisierung Tür und Tor noch weiter geöffnet. Schließlich ist Humor eine recht spezifische Angelegenheit, von Person zu Person sehr verschieden, denn nicht jeder kann über alles lachen. Die meisten Menschen tun sich ja schon schwer, über die alltägliche, absurde Realität zu lachen, oder gar über sich selbst. Insoweit ein sehr interessantes und weites Feld, welches es nunmehr gilt zugunsten der Profitoptimierung mit den neusten Automaten richtig zu beackern.
Die nächste erwartbare Steigerung der hier angesprochenen Dienstleistung, wäre dann der total individuelle Postillon, in dem man nur noch das zu Lesen bekommt, was man selber Minuten zuvor in Auftrag gegeben hat und damit auch sichergestellt ist, dass man den Zusammenhang versteht und belächeln kann. Das dürfte die Angelegenheit zwar etwas teurer machen, aber für den spaßverliebten Ego- Individualisten bestimmt ein lohnendes Unterfangen. Man könnte auch von einem geistigen Turmbau zu Babel in der Neuzeit sprechen, an dessen Ende es auch nur wichtig sein wird wenigstens sich selbst noch zu verstehen, was heute schon als eine große Herausforderung gilt.
Damit können die Inhalte des Postillon generell viel knackiger, ehrlicher und noch bissiger werden, gänzlich ohne das schale, persönlichkeitstrunkene Gewäsch irgendwelcher mit dem verkehrten Bein aufgestandener Journalisten, wie dies zunehmend auch bei den öffentlich-rechtlichen zu bemerken ist, exemplarisch sei hier nur „Das Letzte“ erwähnt. Mithin eine deutliche journalistische Steigerung, die den Wahrheitsgehalt jeder zweibeinigen Journalie locker in den Schatten stellen sollte. Geist und Seele haben in diesem Gewerbe ohnehin seit geraumer Zeit nichts mehr verloren, was die eingeschlagene Richtung so alternativlos macht.
Erst die visionäre Kombination dieser Phantasieautomaten mit den derzeit in Japan entwickelten Sex-Robotern macht dann nicht nur DIE•Welt gänzlich überflüssig: Sex-Roboter mit künstlicher Intelligenz … [LOCUS]. Denn wenn jetzt noch die bezahlbare, seelenlose, lodernde Herzenswärme hinzukommt, wird er Automat erst perfekt sein. Soweit man dem Sexroboter darüber hinaus noch Füttern und pflegen und Windeln wechseln beibringt, kann die Welt ringsherum ruhig untergehen. Was war jetzt noch gleich der Sinn des Lebens? 42? Nein, das ist heute zu mager. Automatisation in Kombination mit Profit sind die neuen Sinn-Stifter?
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