Bielefeld-Verschwörung: In der Zeit der höchsten Not, wann immer sich eine bekannt-beliebte und lobbygewollte politische Galionsfigur der Replik in Gefahr befindet, springt der Bertelsmann-Verlag mit einer eiligst eingeholten, gesunden Volksmeinung-Studie herbei. Das ist nicht wirklich neu, sondern hierzulande eine gut gehegte und geliebte Tradition der deutschen Meinungsmachindustrie. Just wo sich so viele Länder im Osten Europas gegen die Kanzlerin Merkel verschworen haben, wo sich sogar die westliche Liberté dezent vom Murkselchen abwendet, kommt sogleich, wie gerufen, die passende europäische Meinung aus der Bertelsmann Posaune getönt.
Man sollte sich nicht ganz so sicher sein, dass diese Meinung tatsächlich aus der Ecke Gütersloh kommt. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass diese Schimäre in Bielefeld erfunden wurde. Wichtig zu wissen ist in diesem Zusammenhang nur, dass rund 80 Prozent aller Europäer für eine gerechte Verteilung der Flüchtlinge in Europa sind. Exakt das, was Mutti von Anbeginn an gefordert hat. Leider hat sich hier aus unerfindlichen Gründen auf der politischen Ebene im Osten, wie auch in weiten Teilen des Westens, massiver Widerstand gegen die Merkel’schen Flüchtlingsdoktrin erhoben.
Da eilt die erwähnte Bertelsmann-Umfrage der als deutsche Flüchtlingskritikbezwingerin wie auf Zuruf zu Hilfe, hier eine Kostprobe: Europäer wollen faire Verteilung der Flüchtlinge … [DW]. Es wird allumfassend beteuert, dass die vorgelegte Studie ein repräsentativer Schnitt über alle 28 EU-Länder sei. Umso schleierhafter ist es, dass rund 80Prozent Zustimmung erzielt werden konnten. So etwas erinnert an die weisen Ratschlüsse geheimer wie intransparenter Orakel. Oder ist es der unerschütterliche Hinweis darauf, dass es viele Länder unter diesen 28 EU-NuchenNationen gibt, in denen die Zustimmungsquote womöglich weit über 100 Prozent liegt, sofern man nicht entgegen der Ankündigung doch einige unliebsame Länder bei der Studie ausgelassen hat.
Mit nur geringsten Denkfähigkeiten ausgestattet, möchte man davon ausgehen, dass weder die Polen, noch die Tschechen, die Slowaken und auch die Ungarn dazu nicht befragt wurden. Kaum vorstellbar, dass dort solche Werte zu diesem Thema erreichbar sein sollen. Im total meinungsmanipulierten Deutschland ist das natürlich überhaupt kein Problem. Hier würden vermutlich sogar 150 Prozent der Befragten für eine gerechte Verteilung (von Flüchtlingen) in Europa votieren: EU-Bürger wollen faire Verteilung der Flüchtlinge … [idw]. Immerhin 11.500 Leute sollen dazu befragt worden sein. Die Merkwürdigkeit der Befragung besteht nun darin, dass die Flüchtlingspolitik selbst gar nicht Gegenstand der Befragung war, lediglich die Gerechtigkeit (bei der Verteilung von Flüchtlingen).
Dass nun mit dieser Geschichte, passend zum anstehenden EU-Flucht-Gipfel, das gesamte Thema doch noch schnell in ein schöneres Licht gerückt werden kann, ist bestimmt zufällig. Und das die KonsumEnten in der verkürzten Variante nur wahrnehmen, wie gut und zustimmungswürdig doch diese ganze Merkel-Fluchtbewegung ist, ist natürlich auch nur rein zufällig und hat gar nichts manipulatives an sich, nicht wahr? Bertelsmann sei Dank, versprüht diese Konzernmeinung pure Neutralität und eine fein kanalisierte und austarierte Volksmeinung.
Das alles lässt Raum für weitere Interpretation. Womöglich haben die Redaktionen in der Ausdeutung dieser Umfrage fast freie Hand gehabt, lediglich die Zielvorgabe wurde von der Konzernleitung akribisch festgelegt. Vermutlich waren dann diese 11.500 Befragten auch gerade die 80 Prozent. Die weniger passenden 50.000 muss man dabei ja nicht erwähnen. Bei der weiteren Ausgestaltung des Abendland-Flüchtlings-Märchens dürften die Redakteure tatsächlich freie Hand gehabt haben und Geschichten eigener Couleur um die Zahlen herumbauen. Das ist wahre Pressefreiheit. Gerade in der Bielefelder Ecke, die es gemäß der Bielefeld Verschwörung gar nicht geben kann, hat man einen zutiefst katholischen schwarzen Humor. Vorerwähnte Verschwörungstheorie ist vermutlich der Grund dafür, dass Bielefeld bei der Steigerung der Farbe Schwarz nicht mehr vorkommt. Wann immer es heute um die Steigerung der Meinungsfarbe „Schwarz“ geht (die Schwarzseher), heißt es in NRW nur noch lapidar: Münster-Soest-Paderborn!
Offenbar sind manipulative Auffälligkeiten heute niemandem mehr in der Meinungsmach-Industrie peinlich. Wäre nicht Angela Merkel just dieser Tage in diese elende Flüchtlings-Elfmeter-Abseitsfalle gerasselt, hätte es dieser Umfrage gar nicht bedurft. Deshalb ist es gerade jetzt so wichtig diese „aktuelle Studie“ zu haben, die knüppelhart belegt, dass das Volk exakt das will, was die Politik schon immer wollte, sich aber gar nicht traut das zu tun, weil sie nicht glaubte, dass das Volk auch wirklich dass wollte, was die Politik schon längst aufgrund der industriellen Vorgaben zu wollen hatte. Insoweit können wir bei dieser aktuellen Meinungsumfragemanipulation mal wieder von einer legendären WIN-WIN-Situation reden: Die Wirtschaft bekommt wonach es ihr verlangt, die Politik darf sich endlich wieder auf der Siegerstraße wähnen und das Schafs-Volk weiß auch endlich wieder was es tatsächlich will und lässt es via Bertelsmann-Studie nunmehr lauthals verkünden. So funktioniert gelebte, indirekte Schein-Demokratie!
Wir machen anlässlich dieser freudigen Botschaft nunmehr eine eigene Studie, um die Bertelsmänner in dieser heißen Sache zu unterstützen und belegen wie schnell man auf die genannten Zustimmungswerte kommen kann. Wir haben die Umfrage sogar noch etwas kürzer gestalten können, man muss die ja nicht zwangsläufig mit Flüchtlingen in Verbindung bringen. Am Ende ist aber die Aussage übertragbar und repräsentativ. So werden gesunde Volksmeinungen gemacht. Die vertiefenden Details werden wir demnächst, bei unserer freien Interpretation der Werte, noch nachschieben. Vorstellbar wären die Hinrichtungen in den USA, die Verteilung auf der untersten sozialen Stufe, zwischen Flüchtlingen und Hartz-IV Beziehern oder auch nur die Vergeltung erkannter, frei erfundener Sünden von irgendwem. Aber stimmen Sie doch schon mal ab, mit der späteren Interpretation ihres Willens müssen Sie sich nicht weiter belasten und wir haben wahrlich gar kein Problem damit. Genau dieses kleine Detail ist das essentielle Erfolgsgeheimnis unserer indirekten Demokratie.
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Wie hieß das Amt noch im „1984“ Roman ? Amt für Agitation und Propaganda oder war das Wahrheitsministerium ? Ich habe den Roman irgendwo im Keller liegen seit dem Abschluß 1978. Es ist schon seltsam, daß dieselben Prozentzahlen wieder und wieder unter der aktuellen Kamera und Karl Eduard von Schnitzels „Schwarzer Kanal“ zu hören waren. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.
Ich habe auch eine Umfrage gemacht mit mir selbst und ich bin 100% der Meinung, daß es Bullshit ist, was die veröffentlichen.
https://schaebel.de/was-mich-aergert/medien/10-strategien-die-gesellschaft-voellig-zu-manipulieren-gedankenkontrolle-mindcontrol/004257/#comment-9208
Der durch die perfide Dreckschleuder Bertelsmann produzierte Hirnriß zeigt ich auch in den vielen Studien zur „Bildungsmisere“ und sonstigen gesellschaftlichen Defiziten. Gleichzeitig sorgen sie mittels ihrem hinterhältigen think-tank, RTL I,II,III etc. sowie allerlei nuttiger Journale für soviel Schwachsinn, daß sie ergo infam nur das reklamieren was sie selbt gezielt berbeigeführt haben. Und die Masse brüllt „Unser DSDS gib uns heute“. Republica Banana.
Petros Markaris hat in seinem sehr schönen Krimi „Nachtfalter“ exakt heraus gearbeitet wie Meinungsforschung funktioniert: Angerufen wird ganz „repräsentativ“ nur auf dem Festnetz, alles andere wäre viel zu teuer… und auch die, die dort angerufen werden, sind „repräsentativ“, 9 von 10 legen nämlich direkt wieder auf und angerufen werden sie eh nur, wenn der Pool der „Antwortwilligen“ austrocknet
Bertelsmann ist der größte Medienkonzern Europas. Gemeinsam mit der hauseigenen Stiftung ist dieser Medienkonzern d i e heimliche Machtzentrale Deutschlands. Das Kürzel „BRD“ steht inzwischen für Bertelsmann Republik Deutschland.
Es gibt die aufschlussreiche Broschüre von Wilhelm Neurohr: Bertelsmann als TTIP-Strippenzieher – Die Machenschaften des einflussreichsten TTIP-Lobbyisten und seiner Netzwerke.
An vorderster Front bei Bertelsmann ist der langjährige Europa-Abgeordnete Elmar Brok. Der Verfassungsrechtler Hans Herbert von Arnim bezeichnete Broks Tätigkeit mehrmals als „legale Korruption“.