Syrien, wir kommen, Frieden, Freiheit, Cola, Dollar im Gepäck

Syrien, wir kommen, Frieden, Freiheit, Cola, Dollar im Gepäck

Damn Ass Kiss, ehemals Damaskus: Liebe Syrer, haltet durch, denn mit großer Genugtuung können wir euch heute verkünden: wir tun alles für eure Befreiung, auch wenn es die Mehrheit in Syrien gar nicht will. Und wenn ihr bislang nicht an den Weihnachtsmann geglaubt habt, wir werden euch beweisen dass es ihn gibt. Unsere Menschlichkeit, unsere Freiheitsliebe, unser Demokratieverständnis und die ungebremste Liebe zum Dollar lassen uns nicht müde werden euch die ®echten Werte zu bringen. Extra für euch heuern wir Freiheitskämpfer in Libyen an, rüsten diese mit Gaddafis alten Waffen aus, nur um euch vom Joch des uns unbequemen Führers zu befreien. Gemeinsam mit diesen Freiheitskämpfern wollen wir euren Freiheitsdrang erwecken, denn solange ihr noch nicht zum „Guten Westen“ bekehrt seid, steht ihr irgendwie im Wege beim großen Sturm auf den Iran. Wir brauchen Verbündete, Militär-Basen und willige Krieger um die Erleuchtung weiter ostwärts zu tragen. Ausnahmslos Dinge die euer böser Assad uns verweigert. Übrigens, dass beigefügte Foto ist natürlich eines unserer Geheimdienste, mit einer Sicht auf euren Diktator wie ihr ihn natürlich nie zu sehen bekommt. Dieses Antlitz weiß er stets gut vor euch zu verbergen. Es gelingt ihm jedoch nicht gegenüber unseren ideologisch geschulten Ermittlern, die bislang noch jeden Teufelskerl enttarnt haben.

Alle „guten Geheimdienste“ dieser Welt organisieren gerade jetzt in eurem Land unermüdlich eure Befreiung und die internationale Presse feiert euren Heldenmut und den der importierten Söldner. Die Erleuchtung kommt gewaltig mit Gewehren, Granaten und allerhand Untergrundarbeit daher. Wir haben entschieden, Assad muss weg und sei es dass ihr einen langanhaltenden Bürgerkrieg dafür in Kauf nehmen müsst, denn Burgerrechte (siehe McDonald), Coca Cola und Dollar gibt es nicht ohne Schmerzen. Alles hat seinen gerechten Preis. Also enttäuscht uns bitte nicht, wir lassen uns eure Revolution eine ganze Menge kosten und diese Investition muss am Ende der Veranstaltung mehrfach wieder für uns dabei herausspringen. Und wenn ihr euch würdig erweist, dann möchten sogar die Israelis eure Freunde werden, denn auch sie wirken schon an eurer Befreiung mit. Uns stört es auch nicht wenn ihr euch nach dem Tod von Assad weiter gegenseitig abschlachtet, nur kommt bitte nicht auf den Gedanken diese Freiheitswelle wieder gegen den Westen zurückschwappen zu lassen, dass ist purer Terrorismus und dagegen wehren wir uns mit Händen und Füßen.

So in etwa sähe eine ehrliche Ansprache an das syrische Volk aus, welches dem Westen über Jahrzehnte am Allerwertesten vorbeiging. Da man aber gerade im Moment ganz wichtige eigene Interessen in der Region entdeckt hat, muss man natürlich wieder die klassisch unverfänglichen Werte (siehe oben) in den Vordergrund rücken. Dazu noch diskret nachhelfen und die ganze Sache stets so aussehen lassen als seien sie die ureigene Erfindung der Menschen dort vor Ort. Das dann am Ende ein Ergebnis dabei herauskommt mit dem die verdeckten Initiatoren gut leben können ist dem puren Zufall und einem überraschenden Schicksal geschuldet. Parallel dazu drückt unser Mainstream in diesen Angelegenheiten auch fleißig auf die Tränendrüsen und unterdrückt bei dem ganzen Gejammer den übermächtigen Einfluss eben jener Mächte die dort im eigentlichen Sinne die Gewalt befeuern. Wir waschen unsere Hände nicht nur in Unschuld, sondern lassen diese noch im Blut fremder Völker baden. Das nennen wir dann Teamwork mit humanitärem Anspruch. Böse Menschen bei uns sagen so etwas wäre Propaganda, aber nein, es ist selbstlose Hilfe zur Durchsetzung vitaler Interessen. Das libysche Modell soll hierbei scheinbar zum weltweiten Exportschlager ausgebaut werden, ist es doch so „gewissen Interessen“ sehr gut bekommen. Und weil auch in diesem Fall das Volk nur Staffage ist, als benötigtes Verbrauchsgut allerdings erstrangig, darf man durchaus vom klassischen Erfolgsmodell für die Verbreitung westlicher Werte reden.

Genau über diese bösartigen, auswärtigen Einflüsse in seinen Ansätzen berichtet der verlinkte Beitrag von Bayern 2, den es sich anzuhören lohnt, um einen etwas differenzierteren Blick für die Situation in Syrien zu bekommen. Und wie immer, Menschenleben sind auch in diesem Falle völlig egal, solange sich nur Willige mit der Waffe in der Hand finden, die für ein paar Dollar und ein paar falsche Ideale zu verrecken bereit sind. Der Rest ist dann wieder Kollateralschaden und ob Großteile der Bevölkerung dabei verrecken, dass war noch nie von Belang wenn es um wirtschaftliche und politische Interessen in fremden Ländern ging, nur die Verkaufsargumente müssen halbwegs passen.

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Die verkommene Wahrheit unserer Zeit ist so relativ und dehnbar wie das Geschrei der Konzern-Massen-Medien daselbst. Erst der schräge Blick durch die Blindenbrille, in stockfinsterer Vollmondnacht, eröffnet darüber hinaus völlig ungeahnte Perspektiven für den Betrachter. Überzeichnung ist dabei nicht zwangsläufig eine Technik der Vertuschung, vielmehr ist es die Provokation gezielter Schmerzen, die stets dazu geeignet sind die trügerische Ruhe zugunsten eigener oder andersartiger Gedanken zu stören. Motto: „Lässt Du denken, oder denkst Du schon?“

5 Kommentare

  1. Wiedermal ein super Artikel!
    Nur schade das die Satire so nah an der Wahrheit ist (oder umgekehrt). Da bleibt einem das Lachen im Hals stecken.

  2. Schöner Sarkasmus! Danke dafür1

    Die Demokratie kombiniert mit dem brutalen Kapitalismus ist nun einmal das beste System aller.

    Die USA ist (relativ gesehen) so erfolgreich, weil das Land eben auf dem Kapitalismus basiert. Es gibt die besten Unis, Wissenschaftler, smartesten Unternehmer … Es ist kein Zufall, dass Microsoft, Apple, Google, Facebook und Twitter aus den USA kommen.

    Klar kann man sich über den Sinn und Unsinn vieler Dinge streiten (Hollywood, Cola, Burger, Pizza), aber im Endeffekt gibt es leider nicht das perfekte System. Abstriche muss man immer machen.

    Ich finde diesen Blog wirklich spannend. Weiter so. Beste Grüße
    TS

  3. Tim

    Ich spanne Dich einmal ein wenig.

    Es gibt Menschen.

    In den USA

    – äh- Völkergruppen-

    die Leben und Arbeiten in einem schönen Land.

    Sie haben ihre Wurzeln nicht vergessen.

    Nach der täglichen Arbeit bringen diese Menschen ihren Kindern ihre Wurzeln bei.

    Ich habe das selbst gesehen.

    Und da hat niemand geschrien „Halt“ – ihr müsst Euch erst integrieren.

    Nur ein Gedanke

  4. Tim – Guckst Du

    Buchtipp:
    America – Die Neue Welt in Bildern des 19. Jahrhunderts

    Österreichische Galerie Belvedere,Wien

    America – Die Neue Welt in Bildern des 19.Jahrhunderts

    ISBN: 3-7913-2051-3 Deutsch
    ISBN: 3-7913-2088-2 -Englisch

    Ich kann hören….

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