+++EIMELDUNG+++ Eulen aus Athen: In Windeseile war die Meldung über alle Ticker: „Papandreou kündigt ein Referendum über den Euro an“! Schon schöpfte das gesamte Deutsche Volk Hoffnung, endlich doch nochmal zu diesem existenziellen Problem befragt zu werden und eine große Erleichterung wollte sich gerade breit machen, als die genaueren Ausführungen eiligst dazu nachgeschoben wurden und die sich just blähende Hoffnungsblase elend zum Platzen brachte.
Aus dem Kanzleramt kam prompt der seibernde Erklärbär für den deutschen Michel angehetzt, dass zwar Papandreou ein entsprechendes Referendum angekündigt habe, dies aber nicht explizit für die „Deutschen“ gelte, sondern der Grieche nur seine eigenen Landsleute dabei im Visier gehabt habe. Man habe zwar ein geeintes Europa, aber Papandreou habe hier in Deutschland nun mal rein gar nichts zu sagen, auch wenn die Deutschen ihn sehr mögen würden ob seiner Ankündigungen. Ergänzend ließ die Bundesmutti über den Erklärbären weiter seibern, dass es in Deutschland diesbezüglich keinen Handlungsbedarf gäbe und nannte auch sogleich die entscheidenden Gründe dafür:
- Das deutsche Volk wurde schon bei der Einführung des Euro und zu den EU-Verträgen nicht befragt, habe also schon alle Rechte verwirkt und deshalb würde sich ein entsprechendes Referendum für Deutschland ohnehin verbieten, dies sei ausschließlich Aufgabe der veruntreuenden Einrichtungen des Bundestages.
- In Deutschland sei es generell aus mehreren Gründen verboten das Volk zu solchen Themen zu befragen, weil es schlichtweg keine Ahnung von der komplizierten Materie habe. Sie, so die Kanzlerin, habe hingegen Physik studiert und deshalb die Materie voll im Griff. Auch sei der Gegenstand der Befragung eine solche Lappalie, dass man aus Kostengründen dafür in Deutschland nicht so einen Rummel zulassen dürfe. Hier sollte man sich auf wichtigere Themen konzentrieren, wie beispielsweise das Rauchverbot in Kneipen auf Länder- und Gemeindeebene oder ob die Müllabfuhr auch an Wochenenden arbeiten solle.
- Darüber hinaus ließ sie darauf verweisen, dass die Deutschen ohnehin kein Recht hätten über den griechischen Euro abzustimmen und wo man denn da hinkommen würde, wenn sich die Deutschen in griechische Angelegenheiten einmischen wollten, dies sei nach den EU-Verträgen gar nicht zulässig und damit sollten alle Irrtümer in dieser Sache ausgeräumt sein.
Mit Blick auf Deutschland sei die Sache mehrheitlich von ihr, der Kanzlerin und dem 3 Prozent Rösler entschieden worden. Über den Fraktionszwang sei sichergestellt dass der Volkswille hernach auch mehrheitlich in korrektes Abstimmverhalten umgemünzt wurde. Zur Verstärkung des Volkswillens und der Demokratie habe sie sogar die SPD und die Grünen noch – außerhalb des Fraktionszwangs unter der Drohung deren Diäten kürzen zu lassen – zum Wohle des Volkes zur Zustimmung bei allen Euro Rettungsmechanismen gewinnen können. Damit habe sich das Volk in Deutschland zu gut 90% hinter den Euro gestellt und jeder der behaupte dass es genau umgekehrt sei, der wäre ein Feind der Demokratie und müsse ggf. mit dem Staatsschutz rechnen.
Nach Bekanntwerden des merkelschen Dementis sprach Papandreou den Deutschen sein Mitgefühl in der Sache aus und versprach, die Griechen würden bei der nun gegebenen Gelegenheit über das Referendum für die Deutschen mit abstimmen, ob und in wieweit man Deutschland in die Tasche fassen wolle. Damit konnten dann die Wogen gröblich wieder geglättet werden. Ein bereits in Planung befindlicher Sturm auf den Reichstag durch die „Occu-Pies“ konnte damit erfolgreich unterbunden werden.
Im Anschluss an diese ganzen Irrungen und Wirrungen verbat sich Monarchin Merkel jegliche Einmischung in deutsche Angelegenheiten und ließ ihrerseits erklärend erklären, dass zwar die demokratischen Sitten in anderen Ländern different zu den unsrigen seien, dies aber noch lange nicht bedeuten würde dass es irgendeinen Einfluss auf die Sache hätte. Sie ginge stark davon aus, dass nach bekannten Vorbildern auch in Griechenland, im Falle einer ersten Ablehnung durch ein Referendum des griechischen Volkes, dort solange über das Thema abgestimmt werde bis das passende Ergebnis auf dem Tisch läge und dies könne gemäß ihrer europäischen Festlegung nur eine Zustimmung zum Euro und den Rettungspaketen bedeuten.
Aber ob es überhaupt soweit kommen müsse, dass stehe doch noch sehr in den Sternen. Merkel versprach dem Papandreou noch einige Nachhilfestunden in Sachen griechischer Verfassung vermitteln zu lassen, wonach selbst die bei so banalen Fragen gar kein Referendum des Volkes in wirtschaftlichen Angelegenheiten zulassen würde. Hier sei Griechenland womöglich schon viel deutscher als Papandreou es je geahnt hätte, also auf gutem Wege.
In diesen Punkten pflichtete Papandreou dann spontan der deutschen Kanzlerin aus Unwissenheit bei und der deutsch-griechische Burgfrieden scheint damit temporär wiederhergestellt zu sein. Eine kleine Ungerechtigkeit bleibt am Ende dennoch zu vermelden. Das Griechische Volk darf anders als das Deutsche Volk womöglich solange Demokratie üben bis das Ergebnis passt. Dass ist der kleine feine Unterschied. Hier in Deutschland wird infolgedessen nicht mal Demokratie geübt, hier steht das Ergebnis schon vorher fest, dass sollte doch arg zu denken geben.
Es ist in gut unterrichteten Kreisen des Finanzministeriums auch schon der Rücktauschkurs vom Euro zur D-Mark bekannt: 1,98 € = 1 DM . Diese Umrechnung hat den wesentlichen Vorteil, dass keine verwirrenden Plus- oder Minuszeichen verwendet werden müssen.
Hey Charly Whisky, ist dies nur ne Vermutung (?), bitte zumindest um Bekanntgabe der Quelle. Außerdem hätten wir Deutsche dann zweimal verloren, beim Tausch von DEM zu Euro wurde das DEM-Gehalt halbiert und nach deiner Angabe würde dies wieder passieren (eigentlich müssten 1 Euro = 1,98 DEM sein), oder nicht ?
Ich befürchte Charly liegt da gar nicht so sehr daneben. Dies korrespondiert auch mit der aktuellen Mindestlohndebatte von 6,90 die Stunde … das wäre nach Charlys Rechnung dann 3,49 DM und so wären wir dann vermutlich auf einen Schlag international wettbewerbsfähig und völlig globalisiert und könnten endlich die ganzen lästigen Viert-Welt-Länder wieder abhängen … 🙂
Das ist doch auch schon ein Ergebnis der Erfahrungen aus den letzten 3 Jahrzehnten: Dann und nur dann, wenn der Benzinpreis in Deutschland pro Liter das 1½ -fache der aktuell gültigen Währungseinheit (oder Einheitswährung?) überstieg, dann gab es eine Währungsreform mit Halbierung der Löhne und Gehälter bei Beibehaltung des durchschnittlichen Preiseniveaus. 🙁
das mädchen schafft es jedesmal wieder 😀 (ihre herde in zaum zu halten)