Schöne alte Welt: Die Menschheitsgeschichte ist eine Anhäufung von Irrungen und Wirrungen auf dem seltsamen Weg zur abstrusen Selbstfindung der inzwischen aufrecht gehenden und übertechnisierten Primaten. Eines scheint der Homo sapiens aber bis heute noch nicht gelernt zu haben: letztlich auch zu dem Irrsinn zu stehen den er tagtäglich fabriziert. Selbstverständlich ist Völkermord für sich genommen keine Meisterleistung der menschlichen Kultur. Philosophisch betrachtet ist es eher die Ausgeburt eines zutiefst kranken und unterentwickelten Geistes, bedingt durch diverse wahn- und krankhafte Vorstellungen des Individuums. Aber sollte deshalb dem Völkermord ein Platz in der ruhmreichen Liste des UNESCO Weltkulturerbes versagt werden? Er ist doch ein untrennbarer Teil der Menschheitsgeschichte.
Erläutern wir zunächst die aktuelle Ursache dieses kleinen Diskurses. Spanien bemüht sich derzeit sehr den Stierkampf in eben diese berühmte Liste des UNESCO Weltkulturerbe zu befördern. Auch die EU scheint nicht sonderlich abgeneigt zu sein, immer wieder finanzielle Mittel für diese Mords-Gaudi bereitzustellen, damit der Stierkampf nicht auf halber Strecke verrecken muss. Es fängt schon bei dem Begriff „Stierkampf“ an, der in sich absolut falsch ist. Der Stier kämpft nicht wirklich, er bemüht sich instinktiv, wie verzweifelt, sein Leben zu retten und dies gegenüber technisch absolut überlegenen „Geisteskranken“. Zutreffend müsste man von „Notwehr“ reden, aber das scheint den Stierkampf-Fetischisten noch nicht in den Sinn gekommen zu sein.
Immer noch gibt es eine große Zahl von Anhängern dieser vermeintlich „traditionellen Sportart“. Wir erinnern uns: „Sport ist Mord“, wie wahr! Sie wollen einfach die Finger nicht davon lassen und bemühen sich nun um entsprechende Anerkennung ihrer Mordlust, ihrer kranken Phantasien, als schützenswertes Kulturerbe. Da müssen wir unbedingt genauer hinsehen. Hier [Merkur-Online] kann man etwas über die Anstrengungen nachlesen dies zu bewirken. Sogar die Möglichkeit, Stierkampf zum Unterrichtsfach in der Schule zu machen, wird da zur Untermauerung dieses perversen Ansinnens in Erwägung gezogen. Auf der anderen Seite gibt es allerdings ebenso viele Anstrengungen diesen Unfug zu verhindern, wie man an dieser Stelle [Gut Aiderbichl] etwas empathischer nachlesen kann. In jedem Fall ist es eine interessante bis irrsinnige Diskussion, die uns unbedingt zum Nachdenken anregen muss.
Zur Ehrenrettung der Spanier sollte aber auch erwähnt werden, dass es Regionen gibt in denen anstelle der Förderung des Stierkampfs inzwischen ein gesetzliches Verbot desselben gilt. Rühmlicher Vorreiter dabei ist Katalonien, dort gilt das in 2010 erlassene Verbot ab Januar 2012, wie hier bei [N24] nachzulesen ist. Diese Region ist übrigens dafür bekannt nach mehr Unabhängigkeit zu streben.
Warum ist das alles „eine Suppe“
Sicher, einen Unterschied gibt es. Beim Stierkampf wird aus blanker Freude gequält und getötet, es gibt keinerlei Notwendigkeit das zu tun und wird ausschließlich vom menschlichen Spaßfaktor bestimmt. Der Völkermord hingegen wird bisweilen über „gewisse Notwendigkeiten“ konstruiert, vom Ergebnis her ist es aber auch nichts anderes. Dabei wird dann weniger Spaß und Freude in den Vordergrund gestellt, als vielmehr der Wille zur ultimativen Durchsetzung und Verbreitung des eigenen „Genpools“. Sicher, heute werden auch dazu schon erheblich intelligentere Begründungen gefunden. Gerne nennt man es Befreiungsaktion, humanitäre Intervention, Verteidigung von Demokratie und Freiheit oder gar als Minderheiten-Schutzprogramm werden uns solche Massenschlachtungen verkauft. Das Wort Krieg hingegen wird gerne gemieden, weil es auch immer etwas mit Angriff zu tun hat.
Das Ergebnis ist dann zwangsläufig, wie unabwendbar, auch nur wieder der massenhafter Tod, bei dem sich heute manchmal schon ein paar Leute zutiefst schämen. Aber aus der Mode gekommen ist der Völkermord dennoch nicht. Es geht in der Neuzeit nur ein wenig subtiler zur Sache. Sei es durch die Verwendung von DU-Munition (schön strahlendes abgereichertes Uran), den Einsatz von Giften gegen Menschen oder auch nur durch das Wirtschaftssystem bedingte Vermehrung von Hunger und Elend. Alles zutiefst menschlich.
Deshalb hat der Völkermord für die Menschheit zu allen Zeiten einen erheblich höheren Stellenwert gehabt als der Stierkampf, geht es dabei um nichts geringeres als ums nackte Überleben durch das Ausmerzen ungeliebter Konkurrenz derselben Spezies. Allein dieser Umstand müsste nach „menschlichem Ermessen” im Universum einmalig sein. Dagegen verblasst selbst der Stierkampf zu einer kleinen Randnotiz. Dies auch mit Blick auf die Opferzahlen. Aus besagten Gründen erscheint es viel dringlicher den Völkermord als „menschliche Errungenschaft” in die besagte Schutzliste der UNESCO aufzunehmen. Schade, wäre man doch auch in diesem Punkt nur so entschlossen wie bei der Eintragung des Stierkampfs in diese ominöse Kulturgut-Schutz-Liste.
Jetzt werden einige Unverbesserliche sofort einwenden, dass es sich bei den zu quälenden und zu tötenden Stieren doch nur um Sachen handele. Juristisch gesehen ist das völlig korrekt. Obgleich auch bei dieser Betrachtungsweise ein schleichender Wandel spürbar wird. Es soll Leute geben, die tatsächlich schon bemerkt haben wollen, dass selbst in den (S)Tieren eine gewisse Form von Leben steckt und deshalb ein anderer Umgang mit ihnen angezeigt wäre.
Aus Sicht der Metzger, Berufsmörder, Profiteure und der sich berufen fühlenden Hobby-Mörderseelen handelt es sich natürlich nur um niederwertigeres Leben, also um nicht viel mehr als ein wandelndes Stück Fleisch. Das sieht dann übrigens so aus wie nebenstehend abgebildet, wenn der Stier nach der öffentlichen Exekution vor Publikum chilled abhängt. Seine Artgenossen auf dem Schlachthof haben da tatsächlich einen kürzeren Leidensweg. Die vertieftere Diskussion um Ethik, Moral und menschliche Werte ist sicherlich ein separates Kapitel.
Alternativvorschlag
Sofern also unbedingt ein Weltkulturerbe gesucht wird welches sich mit Tod und verderben beschäftigt, böten sich doch ganz andere Stätten der Grausamkeit an, die man problemlos in diese Liste aufnehmen könnte. Denken wir dabei nur an die unzähligen Hühner-KZ (sie wissen schon, da wo die vielen Eier und die goldgelben Broiler herkommen), die Schweine- und Rindermastbetriebe, sprich alle Einrichtungen die sich mit Massentierhaltung und deren Massentod befassen. Dagegen sind die Durchsatz- und Tötungsraten in den Stierkampfarenen geradezu lächerlich.
Nur um den tödlichen Tanz eines Toreros mit einem Stier über Stunden, nebst dessen grausamen Tod vor großem Publikum zu zelebrieren, braucht es doch nun wirklich nicht so ein „Weltkulturerbe“. Da ist doch der Tod von 100 Rindern pro Stunde in einem großen Schlachthof sehr viel bemerkenswerter und auch technisch eine erheblich größere Herausforderung. Warum will man das nicht entsprechend würdigen?
Das Plädoyer
Für die Aufnahme von Völkermord ins Weltkulturerbe: Da wir vom Völkermord, auch in seinen subtileren Formen, wohl noch lange nicht lassen wollen, ist es unbedingt angezeigt diese überaus menschliche „Abart“ in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufzunehmen. Für den weitergehenden Betrieb des Völkermordes brauchen wir nicht einmal extra Mittel bereitzustellen und auch die UNESCO werden wir dafür wohl kaum brauchen. Es finden sich immer wieder Idioten die das finanzieren und auch durchziehen. So wäre die alsbaldige Aufnahme des Völkermordes in diese Nobel-Liste eine angemessene Aufwertung und Würdigung menschlicher Geschichte, die dem derzeitigen menschlichen Geisteszustand überaus gerecht wird.
Die ersatzweise Eintragung des Völkermordes, anstelle des Stierkampfs, möchte dann als ermutigendes Signal gewertet werden, dass wir heute schon bereit sind die Tiere etwas mehr zu schonen als uns selbst und unserer Artgenossen. Darüber hinaus kann man mit dem Schutz dieses überaus menschlichen Kulturgutes über Genrationen und Völkergrenzen hinweg dokumentieren wie Völkermord „richtig geht“. Denn auch das ist ja ein Handwerk, eine hohe Kunst, die uns schon erheblich länger begleitet als der sadistische und spielerische Massenmord an Rindviechern.
Gegen die Aufnahme des Stierkampfs ins Weltkulturerbe: Wollte man den Betrieb der Stierkampfarenen einstellen und diese zu Gedenkstätten menschlicher Grausamkeit gegenüber der Tierwelt umwidmen, so wäre dies sicherlich ein diskussionsfähiger Ansatz. Aber ein Eintrag des Stierkampfs in die Liste des Weltkulturerbes, allein um den Betrieb solcher „Kult-Hinrichtungsstätten“ für Rindvieh aufrecht zu erhalten, kann nur die Ausgeburt einer zutiefst perversen Phantasie sein und sollte sich für denkende und fühlende Wesen grundsätzlich verbieten … sofern sich der Mensch schon zu einer solchen Art zählen darf, woran offensichtlich ernsthafte Zweifel noch immer angebracht sind. Wer sich direkt gegen eine Aufnahme des Stierkampfs in besagtes Weltkulturerbe wenden möchte, der sollte überlegen, ob er mit dieser Petition (Spanischer Stierkampf ist kein Weltkulturerbe) [Change.org] zurechtkommt.
Und wenn wir uns immer noch nicht eingestehen wollen dass die Menschheit nachweislich einem gewissen Grad der Perversion erlegen ist, dann können wir doch mit dem geringsten Maß an Empathie und kleinster gedanklicher Anstrengung schnell darauf kommen, dass Töten, allein aus Lust am Spiel und Spaß am Tod, nicht mehr so ganz zeitgemäß ist.
Es muss ja auch im absoluten Einzelfall nicht so enden, wie links von Édouard Manet (Ölgemälde) dargestellt, dass der Torero dabei tot im Sand liegen bleibt. Ein völlig überflüssiger Tod übrigens. Dafür sollten wir doch schon einige elementare Grundregeln des Lebens begriffen haben und unsere Mordlust wenigstens auf unsere eigene Art beschränken … nicht auch noch die völlig unschuldige Tierwelt weiter in unsere Abartigkeiten verstricken und diese womöglich so ganz beiläufig auch noch auszurotten.
- Schädelknochen | Wikimedia • Autor: Fanny Schertzer | Lizenz: CC-BY-SA 3.0
- Stierkampf / Torero | Wikimedia • Autor: Taty2007 | Lizenz: CC-BY-SA 3.0
- Toter Stier nach öffentlicher Hinrichtung | Wikimedia • Autor: Mätes II. | Lizenz: CC-BY-SA 3.0
- Toter Torero von Édouard Manet (Öl auf Leinwand) | Wikimedia | Lizenz: Gemeinfrei
Völkermord und Stierkampf gehören einfach zusammen und sollten nicht so leichtfertig getrennt werden. Wer sich ein bisschen in Geschichte auskennt, der weiß, dass 90% der indigenen Bevölkerung Amerikas, kurz nach Ankunft der Spanier das zeitliche segneten.
Mit überlegenden Waffen kann man nicht nur die Stiere prima abstechen, sondern auch schlecht ausgerüstete Zweibeiner. Gelernt ist halt gelernt.
Und meines Wissens haben sich die Spanier auch noch nicht bei den überlebenden Nachkommen der Indianer entschuldigt.
Wozu auch, es reicht vollkommen den toten Stier die Ehrerbietung zu bezeugen.
Also ich weiss nicht…
Was wird sich hier über ein bischen Fol klo re so aufegreckt?
Die Südeuropäer haben wir doch eh schon erledigt.
Jetz ma ein klein wenig Feststimmung in die Fußgängsterzone,hm?
http://www.youtube.com/watch?v=e5WKgLTUNPg
Völkermord wird doch schön zelebriert., Z.B. die Entdeckung „Amerikas“, die mit dem Genozid der Ureinwohner einherging.
Für jeden Anhänger von Massenmorden ein schöner Anlass zum feiern.
Stierkampf und Völkermord scheinen einige der beliebten aber primitiven Spielarten der menschlichen Spezies zu sein. Beispiele könnte man viele anführen. Schon die Römer ließen Christen zu Tode Quälen in ihren Arenen. Nur so zum Vergnügen der Massen. Wer regt sich da über ein paar spanische Stiere auf ? Auch der Völkermord, angefangen an den amerikanischen Ureinwohnern bis zu den jüngsten Ereignissen, ist doch lange Salonfähig! Selbst gewisse Fernsehproduzenten haben längst entdeckt, das mit der primitive Seite der menschlichen Spezies gute Einschaltquoten (Gewinne) zu erreichen sind. Mich wundern nur zwei Dinge: 1. das immer so von „Humanität“ geredet wird. So wie sich manche Menschen verhalten, könnte das glatt eine Drohung darstellen. und
2. Wie so ist es dem Menschen in seiner Jahrtausende langen Entwicklung zwar gelungen immer neue Waffen, Technik und Vergnügungen zu erfinden aber dabei kein Stück reifer oder gar „humaner“zu werden !
Völkermord? Mal immer hübsch vorsichtig mit dem Begriff! Es gibt ein Volk, dem man das nie und nimmer vorhalten darf, auch wenn einer der ihrigen Könige mal so eben seiner zukünftigen Gemahlin 100 Vorhäute von getöteten Personen einer in seinem Lande lebenden Minderheit als „Morgengabe“ (also praktisch einem Hochzeitsgeschenk) dargeboten hat. Von diesem biblischen Volk der Philister (nach der Beschreibung wahrscheinlich einem griechischstämmigen Volk) ist heute niemand übriggeblieben.
Ich weiß zwar nicht, was die Dame mit diesem Geschenk angefangen hat. Essen kann man das anscheinend nicht. Ist aber genauso blutig, wie die Stierkampftradition.
Schauen wir uns mal die Statistik an.
Es gibt, na schätzen wir mal großzügig, ein paar Tausend Stiere auf Erden, die sich für den Stierkampf eignen.
Im Gegensatz dazu stehen uns ein paar Milliarden Menschen für einen Völkermord zur Verfügung.
Was ist also schützenswerter, Mensch oder Stier??????