Menschen sollen Labor-Ratten ersetzen

Tierversuche Menschen sollen Labor-Ratten ersetzenHuxleys schöne neue Welt: Die Erfolge des Tierschutzes können sich absolut sehen lassen. So wurde jüngst erst erreicht, dass Kosmetika, deren Entwicklung Tierversuche voraussetzten, vom Markt verschwinden müssen. Das ist sehr ansehnlich und zeugt davon, dass der Tierschutz auch wirklich funktioniert. Natürlich muss jetzt in vielen weiteren Bereichen Ersatz her, besonders da wo man bis dato gerne auf alle möglichen Tiere zurückgriff. Offenbar wird im Gegenzug seitens der EU fieberhaft an Alternativen gearbeitet. Speziell im Entwicklungsbereich von Medikamenten, da sollen die Zulassungsbedingungen für die Erprobung an Menschen stark vereinfacht werden.

Auch wenn der unmittelbaren Zusammenhang nicht sogleich erkennbar ist und auch offiziell gar nicht so kundgetan wird, muss man nur der Logik folgen. Die Begründungen für künftige Menschenversuche lesen sich natürlich auch ganz anders, sodass in keinem Fall ein sachlicher und unmittelbarer Zusammenhang erkennbar wird. Letzteres ist aber gute EU-Tradition. Möglichst viel, immer sehr undurchsichtig oder gar ganz im Dunkeln zu halten. Letztlich bringt es ja auch keine Punkte die Leute mit Dingen nervös zu machen, mit denen man sie gerne überfahren möchte.

Kurzum, demnächst ist es so, dass die EU Arzneimittelversuche am Menschen erleichtern will, um so die Medizinindustrie zu fördern. Nach dem neuen europäischen Recht sind die Schutzmechanismen bei Versuchen an Menschen damit um einiges niedriger als bei Tieren. Dies ist der eigentliche Kern des Fortschritts und der neu entdeckten Menschenliebe aus Gründen des optimierten Profits. Rechts im Bild zwei gewöhnliche Pharma-Ratten bei der Durchführung von Menschenversuchen, insoweit ist die Bildüberschrift unter Umständen irreführend.

Die Vorzüge von Menschenversuchen in Europa

Beleuchten wir doch zunächst einmal die Latte der Vorteile die sich ergeben wenn man Medikamente direkt an EU-Menschen erproben kann und deshalb auf die qualvollen Tierversuche vollends verzichten kann. Nicht außer Acht zu lassen sind bisherige Menschenversuche im Ausland. Das ging für viel Geld auch schon in den letzten Jahren. Nur tut man sich immer so schwer mit der Anerkennung ausländischer Ergebnisse hierzulande. Natürlich ist es auch viel ökonomischer wenn die EU die hiesigen Menschen dafür freigibt. Dann muss die Pharmaindustrie dafür nicht mehr so tief in die Tasche langen, sondern bekommt sogleich die Experimente als notwendige Medikation vergütet. Letzteres dürfte ein ganz entscheidender Faktor bei der Entwicklung künftiger Medikamente in Europa sein.

Es riecht förmlich nach einer fetten Win-Win Situation an der alle gut verdienen, sofern alles gut geht. Etwaige Kollateralschäden bei diesen Experimenten werden selbstverständlich sang- und klanglos unter die Erde gebracht und schon bleibt die Welt der Pharmazie auch danach noch heile. Besonders wichtig scheint zu sein, einfach nur gute und teure treue Freunde innerhalb des EU-Apparates zu haben, dann kann man eine ganze Menge in Europa bewirken. Blöd nur, dass sich nicht jeder solche Freunde leisten kann.

Der Kern des beabsichtigten EU-Groß-Live-Labors

Die bisherige Situation ist so, dass die Erprobung von Medikamenten jeweils von den betroffenen Nationen zugelassen werden muss, was stets auch Einzelfallprüfungen voraussetzte. So kam es regelmäßig dazu, dass besonders kritische Nationen bestimmte Medikamente gar nicht für die Erprobung am Menschen zuließen. Und natürlich klagt die Pharamfia über entsprechend hohen Aufwand (außerhalb des Protokolls) in allen Ländern jeweils Bestechungsgelder zahlen zu müssen. Der beigefügte Hörbeitrag rechts von KenFM bezieht sich zwar nur zum Teil auf das hier behandelte Thema, aber der weiter gespannte Bogen ist dennoch sehr bemerkenswert und passt in den Reigen.

Demnach soll die noch geltende EU-Richtlinie von einer EU-Verordnung abgelöst werden, die unter anderem auch vorsieht, dass die unabhängigen Ethikkommissionen bei klinischen Tests künftig nicht mehr beteiligt werden. Das sind Leute die der Industrie immer wieder Steine vor die Füße warfen und da kann es nur gut sein wenn man die ausschaltet. Für Tierversuche werden aber solche Ethikräte beibehalten, aus Gründen des Tierschutzes versteht sich, aber dort dann vermutlich überflüssig, weil es ja keine Tierversuche mehr braucht. Aber mit den Ethikkommissionen in dem Bereich wird dann immer noch der Tierschutz gewahrt. Wir dürfen also stolz sein, auch weiterhin als fortschrittliche Gemeinschaft in Sachen Tierschutz zu gelten.

Jetzt hat man offensichtlich durch auskömmliches Einwirken auf bestimmte EU-Vertreter bewirken können, dass es eine Verordnung in der EU geben soll die besagt, sofern die Medikamentenerprobung dann in einem der 27 EU-Mitgliedsstaaten genehmigt ist, die so erteilte Genehmigung auch in allen anderen EU-Nationen zu gelten hat. Im Juni soll diese von der EU-Kommission ausgearbeitete Verordnung in erster Lesung im Europäischen Parlament behandelt werden.

Das schönste an der neuen Ausgestaltung ist dann das sogenannte Vorschlagsrecht desjenigen der als Sponsor der Tests auftritt – also die Medizinindustrie. Sie soll sich quasi die „berichterstattende“ Nation wünschen dürfen. Nicht ganz zu Unrecht darf man dann davon ausgehen, dass diese Länder dann nach dem Willigkeits- und Käuflichkeitsprinzip ausgewählt werden. Man weicht halt gezielt auf die Länder aus die einem den rentabelsten Durchgang verschaffen. So kann man ganz wunderbar die vielen kritischen Geister aus den anderen Staaten aushebeln bei denen noch Restfragmente von Bedenken vorhanden sind. Glückwunsch, so stellen wir uns EU-Fortschritt vor und der Gewinner ist … natürlich nur die Menschen mit den optimierten Medikamenten. Die Pharmaindustrie ist da natürlich ganz selbstlos.

Die deutschen Parlamentarier krächzen aus diesem Anlass auch ein wenig herum, dass eine Instrumentalisierung von Patientinnen und Patienten nicht mit den Grundrechten der Europäischen Menschenrechtskonvention sowie der Charta der Grundrechte der EU vereinbar wäre. Löwe, gut gebrüllt und Deutschland ist dann 1/27 bei der Abstimmung und wir wissen ja wie die ausgehen. Aber sie können dann sagen sie hätten ihr Bestes gegeben. Auch ist ja hinlänglich bekannt wen unsere Parlamentarier eigentlich vertreten, es stehen halt nur nie die jeweiligen Firmenschilder dran.

Wer den ganzen Sachverhalt nun etwas trockener braucht, der kann es sich an mehreren Stellen vergegenwärtigen. Die Süddeutsche Zeitung befasste sich mit diesem Thema an dieser Stelle: EU will Arzneimittelversuche an Menschen erleichtern und die TAZ hat dazu diesen Artikel aufgefahren: EU will Patientenschutz lockern.

Kurzer und schmerzvoller Abgesang

Es gibt reichlich viele zweibeinige Labor-Ratten. Diese sind in der beschriebenen Konstellation erheblich günstiger und preiswerter zu haben als jedes aufwendige Tierversuchslabor, wo man immer nur Geld reinstecken muss und einem die Ethiker auch noch auf die Finger sehen. In der neuen Konstellation lohnt es sich künftig schon ab dem ersten Menschenversuch und die Profite können sprudeln. Dazu gehen die Versuche schneller und müssen nicht mehr großartig von Tier auf Mensch transponiert werden. Da alles innerhalb der EU passiert, klappt es auch mit der Zulassung der Medikamente viel schneller.

Sollte jetzt noch wer zaghaft die Hand heben und Worte wie Ethik und Moral in den Raum stellen wollen, dann muss derjenige sich sogleich sagen lassen, dass er ein ewig Gestriger ist. Ethik und Moral ist etwas aus einem nicht mehr gültigen und verstaubten Wörterbuch vergangener Zeiten. Solche Gefühlsduseleien und Freiheitsromantik können wir uns heute, im harten Überlebenskampf von Investoren, Konzernen und Banken, gar nicht mehr leisten. Sagen sie jetzt für den begangenen Frevel unbedingt 100 „Ave-Profit“ vor sich hin und beruhigen sich bitte alsbald wieder, dann wird ihnen auch nichts passieren und der Pharma-Gott vergeben.

Ø Bewertung = / 5. Anzahl Bewertungen:

Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.

Avatar für WiKa
Über WiKa 3299 Artikel
Die verkommene Wahrheit unserer Zeit ist so relativ und dehnbar wie das Geschrei der Konzern-Massen-Medien daselbst. Erst der schräge Blick durch die Blindenbrille, in stockfinsterer Vollmondnacht, eröffnet darüber hinaus völlig ungeahnte Perspektiven für den Betrachter. Überzeichnung ist dabei nicht zwangsläufig eine Technik der Vertuschung, vielmehr ist es die Provokation gezielter Schmerzen, die stets dazu geeignet sind die trügerische Ruhe zugunsten eigener oder andersartiger Gedanken zu stören. Motto: „Lässt Du denken, oder denkst Du schon?“

6 Kommentare

    • August, übertreib nicht so schamlos … ich lehne es im Übrigen ab einem Kinderschänderring und Menschenschinderverein vorzustehen. Ich würde eher für die Abschaffung der Position plädieren. Sollte Gott Wege suchen wollen mit uns zu kommunizieren, fänden sich bestimmt tausend einfachere. Aber wie zu allen Zeiten wird ja seine Existenz oder auch Nichtexistenz zunächst von Menschen für Machtspielchen missbraucht … 😉

      • Nachdem die Deutschen nicht mehr Papst sein dürfen, sind nun die Kamele aus der argentinischen Pampa dran.
        Ob sie wollen oder nicht. 🙂
        Das ist zurzeit Gottes Wille.
        Der Mensch denkt, Gott lenkt.

        • Also, wenn der Vatikan nebst seiner Geldgeilheit, Kinder- und Menschenschinderei Gottes Wille, dann kann ich gut auf den verzichten. Ich befürchte aber, das sich gerade im Vatikan eher sein Widersacher niedergelassen hat (feindliche Übernahme des Ladens) und die Schäfchen haben es nur noch nicht mitbekommen … 😉

          • Gleich nach der „Machtergreifung“ Benedikts kamen die Kinderschänder-Vorwürfe gegen die katholische Kirche an die Öffentlichkeit.
            Zuerst in den USA, dann auch in Europa.
            Obwohl alles seit Jahrzehnten bekannt, endeckten die Medien plötzlich ihre Aufklärungspflicht.
            Die Reden Benedikts im Jahr 2011 während seines Deutschlandbesuches waren harten Tobak für die Weltregierung.
            Somit ist die Vermutung, dass der Rücktritt kein Rücktritt, sondern ein Putsch war, nicht von der Hand zu weisen.

Kommentare sind deaktiviert.