Medienkritik: Israel und die alternativen Staatsgläubigen (Teil 1)

Abgesehen davon, daß es im September 2024 wahrscheinlich niemanden auf der Welt mehr interessiert, was „Deutschland“ alles meint & findet: Es wäre ja auch gar nicht „Deutschland“, sondern es wäre eine vergleichsweise kleine deutsche Polit- und Medienkaste, welche das Ansehen der Deutschen weltweit ramponiert. Daß als Folge davon zunehmend das Ansehen aller Deutschen leidet, liegt in der Natur der Sache. Schließlich sind es Deutsche, die sich das aktuelle „Deutschland“ dieser Polit- und Medienkaste mit einer beispiellosen Schafsgeduld bieten lassen.

Gleich und gleich gesellt sich gern, heißt es – und da scheint etwas dran zu sein. Sowohl der Staat Israel als auch der Staat Deutschland – und wegen der internationalen Unsitte, rhetorisch zu keiner Zeit eine Unterscheidung zwischen den „die Menschen“ eines Staates und der Regierung eines solchen zu machen – befinden sich „gemeinsam“ in vielerlei Hinsicht auf dem absteigenden Ast. Das trifft die derzeit lebenden Deutschen so wie die derzeit lebenden Israelis. Nicht deren Schutz und Sicherheit sind deutsche „Staatsräson“, sondern  Schutz und die Sicherheit des Staates Israel. Auch auf dem absteigenden Ast. Staat und Staatsräson. Also nicht „Deutsche“ und „Israelis“.

Israelische Zionisten können sich jede international noch so geächtete Abgefeimtheit leisten, ohne daß das etwas an der deutschen „Staatsräson“ ändern würde. Immer, immer geht es um „Israel“. Niemand wählt aber einen Staat, wenn er erst einmal etabliert worden ist, sondern er wählt die Regierung eines Staates – und eine Nation wählt ebenfalls niemand. Von „Israel“ zu reden, wenn es eigentlich um heutige Israelis und das aktuelle Handeln einer „demokratiebedingt“ temporären israelischen Regierung im vergleichsweise „ewigen Staat“ geht, ermöglicht ein feiges und infames Versteckspiel der „Wohlgesinnten“ gerade in Deutschland. Diese Wohlgesinnten sind die „Gerade-wir-als Deutschen“.

Die Fassade, hinter der sie sich verstecken, nennt sich „jüdischer Staat“. Wie praktisch. War doch der Holocaust ein nationalsozialistisch-deutscher Völkermord an den Juden. Da kann man sich bei aller sonstigen Distanzierung von den völkermörderischen deutschen Nationalsozialisten, ihren Mitläufern, Bütteln und Schergen schon mal zum „Angebotspreis“ solidarisch erklären mit Völkermördern und Kriegsverbrechern, wenn nur eine einzige Voraussetzung erfüllt ist: Die Völkermörder und Kriegsverbrecher von heute müssen „jüdisch“ sein. Müssen sie natürlich nicht. Es reicht vollkommen, daß sie Zionisten sind. Man muß sich nur weigern, diese Unterscheidung zu machen. Zionisten gäbe es nämlich nicht nur in einer jüdischen Erscheinungsform, sondern auch in einer christlichen, besonders in den USA, was wiederum die weithin gebräuchliche Verballhornung des Wortes „Israel“ zu „Usrael“ erklärt.  Es gibt in Israel und weltweit zehntausende Juden, die aktuell gegen die zionistische Regierung Israels und deren Unterstützung durch den „Wertewesten“ demonstrieren, weil sie einfach nur noch entsetzt sind über den Zivilisationsbruch, den die Verbrechen der aktuellen israelischen Regierung und ihrer willentlich blinden Unterstützer im „Wertewesten“ darstellen. Das wiederum muß in Deutschland von etlichen der sogenannten alternativen Medien ausgeblendet werden. Kein Wort darüber. Man kann auch durch Unterschlagung lügen. Insofern verwischt sich dann auch die vermeintlich scharfe Trennlinie zwischen der „Lügenpresse“ und ebendiesen „alternativen Medien“.

Der Bruch

Sowohl die unterschlagene als auch die erfolgte, selektive „Berichterstattung“ etlicher alternativer Medien zum Fortgang der Dinge im Nahen Osten seit dem 7. Oktober 2023 sind auf eine allgemeinere Weise verräterisch. Was verrät sie? Sie verrät, daß es auch in diesen „alternativen Medien“ nicht um Wahrheit und Fakten geht, sondern um eine Agenda entlang redaktioneller Präferenzen.  Aus Gründen, die ich absolut nachvollziehen kann, schreibt man dort tapfer gegen die Islamisierung Deutschlands und Europas an. Die Israelis haben nun das „Pech“, daß ihr Staat im Nahen Osten liegt. Jenseits der israelischen Staatsgrenzen sind vom Baby bis zum Greis mehrheitlich alle „die Menschen“ islamisch.  Moment, Fauxpas: Im Deutschland dieser alternativen Medien gibt es keine islamischen „die Menschen“. Das sind Moslems. Und wenn jemand weiß, „was das für welche sind“, dann sind es die alternativen Kritiker der Islamisierung Deutschlands. Kurz: Man mag die Moslems nicht. Das kann ich nachvollziehen.

Was ich hingegen nicht nachvollziehen kann, das ist, daß man die Zionisten daran mißt, wer ihre Feinde sind – und nicht an dem, was sie deshalb tun. Im Grunde könnten diese alternativen Medien auch gleich schreiben, daß sie Zionisten für unzurechnungsfähig – und deshalb für frei von der Verantwortung für ihre Taten halten. Das wäre dann via „jüdischer Staat“ die gedankliche Entmündigung von israelischen „die Menschen“ zu dem Zweck, sich über bedingungslose Solidarität mit dem „jüdischen Staat“ am Schicksal jener „die Moslems“  zu delektieren, die im Gazastreifen und im Westjordanland seit bald einem Jahr völkerrechtswidrig übel „auf den islamischen Sack“ bekommen. Wer außer den Moslems dort außerdem noch ermordet wird, spielt für diese „alternativen Medien“ keine Rolle. Weswegen sogar darüber noch der Mantel des alternativen Schweigens ausgebreitet wird.

Für mich war das auch Grund, nach 8 Jahren und über 3.000 Artikeln für „Journalistenwatch“ sowie etwa 100 Artikeln für „Ansage“ im April die Reißleine zu ziehen. Das wäre bei „Achgut“, Reitschuster“, „Nius“ oder dem „Deutschland-Kurier“ der AfD nicht anders gelaufen. Ich lasse mich nicht dem Umfeld einer „alternativen Redaktion“ zurechnen, die keinerlei Probleme damit hat, sich einer präferenzutilitaristischen Rechtfertigung für Völkermord, Folter und Kriegsverbrechen zu befleißigen. Solche Leute, die sich groß auf die Fahnen geschrieben hatten, dem Medien-Mainstream ein alternatives „Correctiv“ entgegenzusetzen, haben sich in meinen Augen als die allerletzten Charaktersäue entlarvt. Ihr Umgang mit den Fakten in Sachen Israel gleicht demjenigen der Mainstream-Illusionisten aufs Haar. Es interessiert mich nicht die Bohne, in welchen anderen Zusammenhängen eine Charaktersau rechthaben könnte. Mit Charaktersäuen mache ich nicht gemeinsame Sache.

Das Gelächter

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Louis de Funes (1914-1983) – Screenshot Facebook

Doch wer zuletzt lacht, lacht am besten. Und je länger das Gemetzel im Nahen Osten andauert, desto schlechter werden die Karten für die Israelis. Nordisrael ist bereits unbewohnbar. 60.000 Nordisraelis sind de facto Heimatvertriebene – und sie machen gehörig Druck auf die israelische Regierung. Etwa 2 Millionen Israelis, die über einen zweiten Paß verfügen, haben Israel bereits verlassen oder sind auf dem Sprung.

Es besteht auch ein fundamentaler Dissens zwischen den Völkern in den israelischen Nachbarländern und deren Regierungen. Aus diesem Dissens heraus sind die Regierungschefs bspw. von Jordanien und Ägypten innenpolitisch dermaßen unter Druck, daß sie die Wahl haben zwischen der Pest und der Cholera. Weiterhin still zu halten der israelischen Regierung gegenüber, setzt sie innenpolitisch dermaßen unter Druck, daß sie um die Macht im eigenen Lande fürchten müssen. Wenige Tage nach den Parlamentswahlen in Jordanien hat Ministerpräsident Chasawneh seinen Rücktritt eingereicht. König Abdullah II. kann sehen, daß seine jordanische Hütte bereits brennt. Und das ist eine durchaus pro-„usraelische“ Hütte. Der zurückgetretene „Chasawneh hatte die jordanische Regierung seit Oktober 2020 geleitet. In einem vom jordanischen Königspalast veröffentlichten Schreiben rief Monarch Abdullah den neuen Regierungschef Hassan auf, ‚alle Anstrengungen zu unternehmen, um die Standhaftigkeit unserer palästinensischen Brüder‘ im Gazastreifen, im Westjordanland und im ‚heiligen Jerusalem‘ zu unterstützen. Zudem solle Hassan ’sich mit all unserer Energie in arabischen und internationalen Bewegungen für den Schutz des palästinensischen Volkes einsetzen und die Angriffe und eklatanten Verstöße gegen humanitäre Grundsätze und das Völkerrecht stoppen‘.„, schreibt der „Stern„.

Auch für Ägyptens Präsidenten Abdel Fatah El-Sisi wird der Grat, auf welchem er balanciert, immer schmaler. Vergangene Woche reiste ein US-Emissär gleich zweimal nach Israel, um dem Kriegspremier Netanyahu Folgendes klarzumachen: Die Israelis könnten sich darauf verlassen, daß ihnen die US-Regierung immer beistehen wird, wenn es um die Verteidigung israelischen Staatsgebiets gehe. Den amerikanischen Beistand könnten sie sich aber abschminken, wenn es um israelische Offensiven auf fremdem Territorium gehe. Netanyahu will das aber noch immer nicht wahrhaben, obwohl ihm sowohl sein eigener Verteidigungsminister Gallant – dessen Absetzung übrigens im Gespräch ist – und die israelische Militärführung klarzumachen versuchen, daß es nach bald einem Jahr Krieg sowohl an der Ausrüstung als auch am Personal mangelt (Die IDF sind eine 50-prozentige Reservistenarmee) und daß das existierende Kampfpersonal müde und erschöpft ist, weswegen eine Offensive in den Libanon hinein auch suizidal hinsichtlich der israelischen Staatlichkeit wäre. Nur: Benjamin „Mr. Sicherheit“ Netanyahu muß sich einer solchen Einsicht aus höchstpersönlichen Motiven heraus verschließen. Erstens hat er keine Lust auf die Fortführung gleich dreier Korruptionsprozesse gegen ihn und seine Ehefrau, die dann wegen der Aufhebung seiner Immunität mit Sicherheit zu einer Verurteilung samt Haftstrafe führen würden, wenn seine Regierungskoalition mit den zionistischen Ultras zerbräche und Neuwahlen stattfänden. Zweitens hat Netanyahu nicht vor, in die israelische Geschichte einzugehen als der Zerstörer des israelischen Staates. „Israelischer Held“ wäre das gewesen, was ihm vorschwebt. Für Netanyahu gibt es nichts anderes mehr als die „Vorwärtsverteidigung“. Er hat keine Alternative zu seinem Wahn, den israelischen Sieg herbeizwingen zu können.

Daß sich der Iran noch immer zurückhält, hat einen ganz einfachen Grund: Der Staat Israel wird von Netanyahu und den Seinen auch ohne iranische Beihilfe ruiniert werden, wenn sie so weitermachen. Mit Israel geht es bergab und zwar in jeder Hinsicht: Kulturell, reputationsmäßig, wirtschaftlich, humanitär – überall. Die ganze Welt kann heutzutage die häßliche zionistische Fratze sehen, nachdem ihr Netanyahu und die Seinen die Maske namens „jüdischer Staat“ heruntergerissen haben im Wahn ihrer zionistischen Herrenmenschlichkeit samt deren vermeintlicher Unangreifbarkeit unter „westwertmoralischen“ Gesichtspunkten. Die derzeitge israelische Regierung hat den Staat Israel vor den Augen der Welt demaskiert und dadurch auch desavouiert. Sollen sich die Israelis damit herumschlagen, so ihnen das vor Ausbruch eines israelischen Bürgerkrieges noch gelingt. In Israel selbst brodelt es nämlich bereits gewaltig, hauptsächlich deshalb, weil immer mehr Israelis klar wird, daß Netanyahus Krokodilstränen wegen der noch immer gefangengehaltenen Geiseln genau das sind: Krokodilstränen. Die Angehörigen dieser Geiseln und viele andere haben inzwischen bemerkt, daß für Netanyahu die israelische Unerpreßbarkeit als Staatsräson haushoch über dem Schicksal ihrer Angehörigen steht. Was ja angesichts der israelischen „Hannibal-Direktive“ eigentlich keine Überraschung sein kann. Man muß sich das einmal vorstellen: In Israel wurde dieser Tage öffentlich debattiert, ob man nicht doch einen Waffenstillstand vereinbaren sollte, um die Geiseln freizubekommen. Und jetzt kommt’s: Wenn man die Geiseln zurückhabe und während der Kampfpause wieder Kraft getankt habe, könne man den Völkermord im Gazastreifen ja fortsetzen. Da soll noch einmal jemand behaupten, kompletter Realitätsverlust äußere sich exclusiv als „Dachschaden einer Ampelkoalition“ in Deutschland.

Im Oktober ist eine Reise des türkischen Präsidenten Erdogan zum BRICS-Gipfel nach Kazan/Russland geplant. Dem Vernehmen nach will Erdogan die Türkei zum BRICS-Mitglied machen. Wie das mit der Nato-Mitgliedschaft der Türkei unter einen Hut zu bringen sein soll, weiß bis dato kein Mensch. So viel steht aber fest: Nach dem US-Militär stellen die Türken die zweitgrößte Nato-Armee, mit großem Abstand zur drittgrößten. Und rhetorisch hat Erdogan der israelischen Regierung bereits zehnmal den Kragen umgedreht, freilich ohne die entsprechenden Taten folgen zu lassen. Durch den israelischen Völkermord und die Kriegsverbrechen an den Palästinensern im Gazastreifen und im Westjordanland werden auch die 2020 unterzeichneten „Abraham-Accords“ zunehmend Makulatur. Vor vier Jahren sah es nach einem Erfolg für dieses, von Donald Trump initiierte Abkommen aus, das eine Normalisierung der Beziehungen zwischen den arabischen Staaten und Israel versprach. Das Thema Palästina resp. palästinensicher Staat waren international so gut wie vom Tisch, freilich auf Kosten der Palästinenser. Ihre „Sache“ schien im Orkus des globalen Desinteresses zu verschwinden. Die völlig unverhältnismäßige Reaktion der israelischen Chauvinisten, Völkermörder, Folterknechte und Kriegsverbrecher auf den „sippten Oktoper“,  – die für sich genommen schon ein deutliches Indiz dafür ist, daß der „sippte Oktober“ nicht Ursache für die seitherige Eskalation sein kann, sondern höchstens der (willkommene?) Anlaß für die endliche Verwirklichung einer seit Staatsgründung Israels latent über allem schwebenden Agenda namens „Eretz Israel“ (Großisrael) – ,  hat jedoch dafür gesorgt, daß das Thema Palästina bzw. palästinensicher Staat rund um den Globus wieder in aller Munde ist. Sollten Sie liebe Leser, nicht genau wissen, wie Sie sich ins eigene Knie schießen könnten: Fragen Sie Netanyahu. Der kann es Ihnen eindrucksvoll vormachen.

Vorschau

Im zweiten Teil dieses Artikels werde ich ein bei „Ansage“ erschienenes Machwerk von Julius Strei … äh … Julian Marius Putz in der Luft zerreißen. Sein Titel: „Keine Waffen für Israel: Die deutsche Schande“. Dieser „Artikel“ selbst ist es nämlich, der eine absolute Schande ist – und zwar eine für die sogenannten alternativen Medien. Das ist einfach bodenlos. Unter aller Sau.

 

 

 

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Über Max Erdinger 19 Artikel
Max Erdinger schrieb seit 2016 als freier Autor und Kolumnist täglich für "Journalistenwatch" und "Ansage". Er begreift sich als einen konservativen Freigeist, der sich nicht auf bestimmte "Narrative" festlegen läßt. Wichtig ist nicht, wer etwas sagt, sondern was jemand sagt.

3 Kommentare

  1. Netanjahu hatte in den 1970er Jahren gesagt: „Wenn wir es richtig machen,
    haben wir im nächsten Krieg die Chance, alle Araber zu vertreiben …
    Wir können das Westjordanland übernehmen. Wir können die Westbank
    räumen und Jerusalem säubern“.

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