Geist & Gesundheit: Die Deutschland-Sprechstunde

Geist & Gesundheit: Glauben kann der Deutsche, was er will. Wegen der Glaubensfreiheit. Außerdem ist des Deutschen Wille sein Himmelreich. Wenn er zu hören und zu lesen bekommt, was er will, dann klickt er auf „Gefällt mir“. Die Geschichten aus der Ukraine, Rumänien und Syrien glaubt er gern. Wahrscheinlich, weil ihm schwant, was für ihn persönlich gebacken sein könnte, wenn er gegen die Lügen aufbegehrt, die er schlucken soll. Ist ja auch bequemer so.

Rumänien

Zwar kann man kaum glauben, daß die „wertewestliche“ Medien- und Massendemokratie identisch sein soll mit „Demokratie“, aber sei’s drum. Wolfgang Hübner schreibt in einem kurzen Text von einem „exemplarischen Attentat auf die Demokratie“. Zitat: „Rumänien ist für die meisten Deutschen das Land, aus dem Bauarbeiter Lastwagenfahrer, Paketzusteller und Altenpflegerinnen zu uns gekommen sind, um hart erarbeitetes Geld für sich und ihre zurückgelassenen Angehörigen zu verdienen. Nach Rumänien fahren nur wenige Deutsche in Urlaub, doch von dort stammen Nachkommen der einst in dem Land lebenden Siebenbürgerdeutschen. Gleichwohl müssten die jüngsten Ereignisse in dem Balkanstaat für größte Aufregung gerade unter denjenigen hierzulande gesorgt haben, die tagtäglich unermüdlich den Segen der Demokratie und „regelbasierten Ordnung“ zu preisen pflegen.

Das aber ist keineswegs der Fall. Denn die abenteuerlich begründete Annullierung einer demokratischen Wahl, die putschartige Verhinderung der Wahl des Politikers Calin Georgescu zum neuen rumänischen Staatspräsidenten, das sichtliche Bemühen, Georgescu mit üblen geheimdienstlichen Methoden von künftigen Wahlen auszuschließen oder ihn gar zu verhaften – all das wird weder politisch noch medial in der Weise problematisiert, die dem ungeheuerlichen Attentat auf die rumänische Demokratie auch nur annähernd angemessen wäre.
Der wichtigste Grund dafür: Georgescu erfüllt nicht die Grundbedingungen für politische Macht in der EU. Erstens rangieren für ihn die Interessen Rumäniens an erster Stelle; zweitens ist er nicht antirussisch, sondern möchte auch mit Moskau im Frieden leben. Damit ist er für die Quasidiktatoren in Brüssel wie für die russlandfeindlichen Geopolitiker in Washington ein gefährlicher Störfaktor der EU- und NATO-Strategie in Osteuropa. Hätte Georgescu wie die italienische „Neofaschistin“ Meloni gehorsam den doppelten Bückling vor den wirklichen Herrschern des Westens gemacht, wäre er letzten Sonntag zweifellos gewählt worden.

Jetzt aber muss Georgescu froh sein, nicht hinter Gittern zu kommen oder gar einen ‚tragischen Unfalltod’ zu erleiden. Das alles scheint schlimm genug. Doch ist das Geschehen in Rumänien auch von exemplarischer Bedeutung für Europa: Wer politisch ausschert, wird diskriminiert wie der Ungar Viktor Orban, wird beinah umgebracht wie der Slowake Robert Fico oder wird mit dubiosen Methoden gestoppt wie der Rumäne Calin Georgescu.

Sollte sich in Deutschland einmal eine oppositionelle Figur, Partei oder Kraft entwickeln, die gleichermaßen die Herrschenden herausfordert, wird es auch bei uns ganz schnell mit der segensreichen Demokratie vorbei sein. Wer anderes erhofft, gibt sich Illusionen hin. Das kann im Ernstfall leider auch tödliche Folgen haben.“

Was kann man wissen, ohne daß man dazu viel glauben müsste? – Daß auch das dem Deutschen im Glauben an seine je persönliche Wichtigkeit „am Arsch vorbeigehen“ wird. Was sind schon die Rumänen im Gegensatz zu uns deutschen Hardcore-Demokraten?- Hinterwäldler. Kann uns nicht passieren. Da seien Friedrich Merz und die Tagesschau vor. Ein „rechtsgerichteter Außenseiter“ – holla, ein mit großer Mehrheit gewählter Außenseiter innerhalb Rumäniens, wo die Wahl schließlich stattgefunden hatte? – sei Calin Georgescu, heißt es bei „Euractiv„, ganz so, als würde niemand, der mit großer Mehrheit recht demokratisch gewählt worden ist, quasiautomatisch zum rechtsgerichteten Insider werden. Wie hat sich der „rechtsgerichtete Außenseiter“ denn als solcher zu erkennen gegeben? Durch seine Reden etwa? In einer davon hatte er behauptet:„Es gibt keinen Grund für uns, ständig über Krieg zu reden, wir müssen uns um den Frieden kümmern, ohne Frieden können wir nichts aufbauen“. Was noch? „Euractiv“ weiß es: „Georgescu stellt die pro-ukrainische Haltung Rumäniens infrage und plädiert für einen Dialog mit Russland anstelle von Konfrontation“. – aha, daher weht der Wind also.

Oana Lungescu, ehemalige NATO-Sprecherin und derzeitiger Fellow am Think-Tank „Royal United Services Institute“ zur Nachrichtenagentur Reuters: „Rumänien ist ein absolut wichtiger Akteur in Bezug auf Sicherheit und Verteidigung in Europa und für die Unterstützung der Ukraine. Jede Maßnahme und jeder politische Akteur, der dies ändert, riskiert nicht nur erhebliche Auswirkungen auf Rumänien selbst, auf den Kurs der Sicherheit und Demokratie Rumäniens, sondern auch auf die Sicherheit Europas und des euro-atlantischen Raums“. Ein hochrangiger EU-Diplomat ergänzte, Georgescu als rumänischer Präsident wäre eine „Katastrophe“ für die EU.

Aber ich … äh … glaube, daß man Entwarnung geben kann. Das alles hat nichts mit der Stornierung der Wahl Georgescus durch das oberste rumänische Gericht zu tun. Ausschlagebend für die Stornierung war todsicher die unbewiesene Einmischung Russlands in den rumänischen Wahlkampf. Bei TikTok. Kennt man ja aus den USA: „Russia Collusion“, „Steele Dossier“ und Donald Trump. Russen, die im Ausland für bestimmte Wahlausgänge sorgen, sind ein alter Hut seit Adam und Eva, Beweis erläßlich. Das kann man auch so glauben … äh … wissen. Merkwürdig nur, daß Donald Trump trotz seiner Forderung, das Geballer im Ukrainekrieg unverzüglich einzustellen, erneut amerikanischer Präsident werden konnte. Ob sich seine Wahl wohl von einem rumänischen Gericht stornieren ließe? Die US-Demokraten sollten ihren hilfesuchenden Blick vielleicht einmal nach Bukarest wenden. Dort urteilt das personifizierte Heil.

Nein, Calin Georgescu wäre ein friedliebender, rechtsgerichteter Insider gewesen, kein Außenseiter. In Rumänien nicht.  Nur in der EU und der Nato hätte er als „rechtsgerichteter Außenseiter“ gegolten, als eine Art Orbàn Zwo. Um eine der populären Wie-Fragen zu verwenden:  Wie rechtsgerichtet ist Georgescu? Auch hier kennt „Euractiv“ die Antwort: „Zusätzliche Besorgnis weckt Georgescus Lob für kontroverse historische Persönlichkeiten. Er bezeichnete Ion Antonescu, Rumäniens de-facto-Führer während des Zweiten Weltkriegs, sowie Corneliu Zelea Codreanu, den Anführer der antisemitischen Eisernen Garde, als Nationalhelden und ‚Märtyrer‘. Diese Aussagen, insbesondere angesichts Antonescus Verurteilung wegen seiner Rolle im Holocaust, rufen scharfe Kritik hervor.“ – ja, das ist schon übel, wenn einem so viel „Rechtsrichtung“ begegnet. In Rumänien auf jeden Fall. In der Ukraine jedoch kann es gar nicht „rechtsgerichtet“ genug zugehen, um nicht dennoch Milliarden nach Ostkorruptistan (Ukraine) zu schaufeln, mit denen der Tod von Hunderttausenden finanziert wird.

Stepan Bandera, die westukrainischen Banderisten, „rechter Sektor“, SS-Runen auf Helmen des „Azow-Bataillons“, Hakenkreuz-Tattoos und die Sprache des ukrainischen Herrenmenschen, der die ethnisch russischen Ukrainer nur noch als lebensunwerte „Orks“ bezeichnet – so haben das EU und Nato gern. Das kann man glauben und wissen zugleich. Was man glauben muß, weil man es partout nicht wissen könnte, ist, daß die Wahl in Rumänien wegen russischer Einflußnahme auf den Wahlkampf storniert wurde. Erzählt wird einem dieses Märchen dennoch im Vertrauen darauf, daß der Deutsche gerne glaubt, was er eben glauben will – um im Anschluß mit seiner „mehrheitsfähigen Meinung“ lorbeerensammelnd hausieren zu gehen. Kann er ja machen. Schließlich lebt er nicht in Rumänien bei den Demokratiedilettanten, diesen Hinterwäldlern. Hierzulande gilt die freie und eigene Meinung noch etwas. Man ist schließlich informiert. Ja, oder nicht? – Zum Glück ist Rumänien ziemlich weit weg.

Israel & Syrien

Das Folgende müssen Sie jetzt aber wirklich ganz unbedingt glauben: Es geht aufwärts mit Syrien, seit Baschar al Assad mit seiner Familie das Land fluchtartig Richtung Moskau verlassen hat.  Das ist deswegen so, weil die Israelis inzwischen die syrischen Höhenzüge besetzt halten, u.a. die Golanhöhen, wie der syrische Journalist Kevork Almassian berichtet. Das heißt, die Guten haben dort jetzt den Überblick. Was sehen sie? – „Gemäßigte Rebellen“ sehen sie.

Vor zehn Jahren hätten sie beim Anblick derselben Hackfressen noch von barbarischen Kopfabschneidern und islamistischen Hardcore-Terroristen geredet. Der derzeitige Wortführer der „gemäßigten Rebellen“ namens HTS („aus Raider wird Twix, sonst ändert sich nix“), Muhammad al Jawlani, ist nun politischer Akteur, mit dem man reden muß, auch wenn er vor zehn Jahren noch höchstpersönlich anderen Leuten die Rübe vom Hals heruntergesäbelt hat. Wahrscheinlich wollen die Israelis, die Türken und die Amis bloß nicht als nachtragend gelten.

In den Noch-Biden-USA wird derzeit diskutiert, die HTS, eine Nachfolgeorganisation von IS, Al Nusra und Al Qaeda, nicht länger mehr als Terrororganisation einzustufen, da man ja sonst im Rahmen des US-amerikanischen „War On Teror“ – oder „War Of Terror“? – gegen den netten Herrn al Jawlani und seine gemäßigten Rebellen vorgehen müsste und womöglich noch jemandem die 10 Mio. Dollar auszuhändigen hätte, die als Kopfgeld auf Muhammad al Jawlani ausgesetzt sind. Wahrscheinlich macht Al Jawlani auch nur deswegen den in Syrien anwesenden Israelis schöne Augen, weil er kein Kopfabschneider mehr ist und seine HTS auch keine islamistische Terrororganisation. Daß Soldaten der ehemaligen syrischen Armee zu Hunderten öffentlich hingerichtet werden und die Christen in Aleppo um ihr Leben fürchten müssen, passiert bestimmt nur aus Versehen – die Israelis sind wegen des „sippten Oktoper“ vor Ort, der bekanntlich von „islamistischen Terroristen“ veranstaltet worden war. Man wird also behaupten dürfen, die israelische Armee sei in Syrien, um sich dort recht defensiv bis zum Nordkap durchzuverteidigen. Gegen „islamistische Monatsterroristen“ wie „Schwarzer September“ oder „Sippter Oktoper“. Und daß das alles gar nicht passieren würde, hätte es den „sippten Oktoper“ nicht gegeben.  Weil: Die Israelis würden sich niemals an der Verarschung der ganzen Welt versuchen. Warum nicht? Weil sie „Juuuden“ sind! Die machen so etwas nicht! Das muß man glauben in Deutschland! Also glauben Sie es gefälligst!

Ein Hundsfott, wer behauptet, Assad sei mit der türkischen, israelischen und amerikanischen Unterstützung für islamistische Kopfabschneider gestürzt worden, um bspw. ein iranisches Projekt namens „Friendship-Pipeline“ zu Fall zu bringen, welches ihren eigenen Ambitionen in Sachen Energie & Milliarden im Wege stand – und daß sie dabei verstanden hätten, die sunnitischen Interessen mit ihren eigenen und gegen die schiitischen unter einen Hut zu bringen. Oder um die iranischen Waffenlieferungen via Syrien an die Hisbollah im Libanon zu unterbinden. Falsch wäre auch, zu unterstellen, in Israel würde unterschieden werden zwischen guten islamistischen Terroristen und schlechten. Das wäre nämlich Antidingsbumsismus.

Jedenfalls ist es jetzt so, daß die nato-türkische Unterstützung für die vormaligen Kopfabschneider der HTS und Muhammad al Jawlani ein gewisses Wohlwollen ausgerechnet jener immer noch marodierenden Biden-Regierung hat, welche – wie auch Trump –  als Marionette des „American Israel Public Affairs Committee“ (AIPAC) nun genau die Leute unterstützt, die aus jener Al Qaeda hervorgegangen sind, die angeblich den Anschlag von 9/11 auf dem Kerbholz hat und derentwegen vor 23 Jahren der amerikanische „War On Terror“ ausgerufen wurde. Das kann man sich alles gar nicht mehr ausdenken. Weswegen man es einfach glauben muß.

Palästina

Es geht auf Weihnachten zu. Da ist es kein Wunder, daß im Vatikan eine Weihnachtskrippe aufgestellt wurde. Doch was ist das, dieses Jahr? Der Heiland liegt auf einer Kufiyah, dem „Palästinensertuch“, in seiner Krippe. Das geht gar nicht. Großes Unverständnis weltweit – und daher auch Protest. Und zum ersten Mal schafft es der „argentinische Kommunist“ Bergoglio, der Papst, daß er einen riesigen Stein im Brett hat bei mir. Für seinen Umgang mit dem Protest wegen des Heilands auf der Kufiyah könnte ich ihn knutschen.

Was hat er als Reaktion auf den Protest getan? Er hat nicht nur die Kufiyah entfernen lassen, sondern den Heiland gleich mit. Jetzt könnt ihr andächtig Weihnachten feiern, ihr Protestchristen und zionistischen Evangelikalen! Vor einer leeren Krippe in der „Zentrale“ der „allumfassenden“ (= katholischen) Kirche. Ohne den Heiland! Bravo, Papst Bergoglio Franziskus, bravissimo! Besser hätte man seinen Mittelfinger gar nicht ausstrecken können: Glaubt doch, was ihr wollt, ihr anthropozentrischen Ungläubigen mit allen euren weltlichen Vorlieben! Es wird euch nicht erspart bleiben, zu realisieren, wo das hinführt. Daß dieser Papst sooo kompromißlos bei der Wahrheit bleiben könnte, hätte ich nicht für möglich gehalten. Fast glaube ich, das es sich um das schönste Weihnachtsgeschenk handelt, das ich dieses Jahr bekomme. Wundervoll. No more Jesus for you, morons!

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