Cancel Culture und andere Absurditäten

CANCEL-CULTURE, HERRSCHAFTS-DOGMEN UND BEGRIFFS-UMDEUTUNGEN

cancel culture

Eine Seuche geht um, die schlimmer ist als die Pest, Corona, Rassismus oder ökologischer Chauvinismus ist: Das betreute und sanktionierte Denken der staatlichen und gesellschaftlich instrumentalisierten Sprachpolizei. Die Berliner Disharmoniker orchestrieren eine große Show, die einem sinnvollen Leben Hohn spottet:

  • Gegenmotto nach Hölderlin: „Komm ins Freie oder Offene, Freund!“

Die Befreiung aus dem inneren Gefängnis ist angesagt. Die Anregung zu diesem Aufruf habe ich beim Schweizer Roger Klöppel (Chefredakteur der Weltwoche) und seinen täglichen Morgenansprachen auf YouTube aufgegriffen. Er plädiert für eine konstruktive Streitkultur anstatt von Kuschel-Culture und betreutem Denken und warnt uns vor der Sprachpolizei.

Reklame für den besseren Zweck
  • WERTE

Wertvorstellungen- und Bezeichnungen haben sich nicht nur geändert sondern sogar ins Gegenteil verkehrt. Die sog. „westlichen Werte“ haben sich pervertiert. Als typisches Beispiel für eine Werte-Verirrung habe ich einmal die Wertvorstellungen von zwei erbitterten Kontrahenten, Israel und dem Iran, ausgesucht, um zu verdeutlichen, was ich meine:

  • Der Iran ist zwar ein fundamentalistischer islamischer Staat, aber er achtet bei seinen Raketenangriffen auf Israel bisher darauf, keine unschuldigen Zivilisten zu treffen. Dafür wird er von Israel sogar verhöhnt und es wird ihm als Schwäche ausgelegt. So wie Rußland nicht direkt die Zivilbevölkerung unter Beschuß nimmt, wie es die hoch gelobten Verteidiger von Menschenrechten und Demokratie aus Kiew tun.
  • Im Gegensatz dazu verherrlicht Israel seinen Massenmord an Zivilisten als Maßstab für eine erfolgreiche Politik und brüstet sich damit. Es gibt kein Exempel einer größeren Heuchelei, Scheinheiligkeit, Pharisäertum und menschlicher Verkommenheit wie die der israelischen Gotteskrieger.

Fließende Toleranzschwellen und Modenormen wie Wokeness, das Gendern oder die Überbetonung der LGBTQBewegung sind bei den zielgerichteten Bedeutungs-Verschiebungen kennzeichnend. Werte wie die sog. westlichen, abendländischen, christlichen oder freiheitlich-demokratischen werden wie eine Monstranz hochgehalten, ohne daß sie in Handeln oder praktische Politik umgesetzt werden. Werte sind zu einem Spielball verkommen, mit dem beliebig manipuliert wird. Etikettenschwindel wird zu offizieller Politik verzaubert.

  • BEGRIFFS-UMDEUTUNGEN UND OXYMORA

Die Werteverschiebungen lassen sich am besten aus den damit verbundenen begrifflichen Umdeutungen ablesen. Ich habe mal paradigmatisch dafür typische Begriffspaare gesammelt:

  • rechts-links
  • Krieg-Frieden
  • Angriffs-Verteidigungs-Krieg (befreien-besetzen)
  • demokratieverachtend-staatserhaltend
  • sozialistisch-demokratisch
  • kritisch-staatszersetzend
  • freiheitlich-zensierend
  • antiisraelisch-antisemitisch
  • links grün versifft-linksliberal
  • (staats-) terroristisch-selbstverteidigend
  • Opfer-Täter-Verwechslung

Das Oxymoron ist mittlerweile zum gängigen Neusprech aufgestiegen und dient zur Erklärung und Rechtfertigung von zum Himmel schreienden Schwachsinns. Es werden uns „Tatsachen“ präsentiert, die allen Regeln der Vernunft, des klaren Menschenverstandes sowie von Moral und Ethik widersprechen. Diese penetrante Dreistigkeit der verantwortlichen Politiker, uns zu belügen, die auch noch eins zu eins von den Medien nachgebetet werden, ist kaum noch zu überbieten.

Für mich ist es das eklatanteste Symptom, das sich in Verschiebung der Zuordnungen „links“ und „rechts“ dokumentiert. Die althergebrachten Linken mit sozialen bzw. sozialistischen Gerechtigkeitswerten sind fast ausgestorben. Ihre Stelle haben selbsternannte und von den Medien gehypte Pseudo-Linke eingenommen wie die Grünen. Deren Erkennungsmerkmale sind Phobien, Hetze auf Andersdenkende, Kriegstreiberei und Konstruktion von falschen Wirtschafts- sowie Umweltideologien. Aufgrund dessen sind sie einwandfrei als verkappte rechte Despoten zu identifizieren. Auf der anderen Seite haben die grün gefärbten Pseudo-Linken, christliche Heuchler und Neoliberalen dafür gesorgt, daß sie alle Meinungsabweichler in die rechte Schublade geschoben und als Verfassungsgegner oder Staats-Delegitimierer denunziert haben.

  • Wie schon George Orwell in seinem Text „The Freedom of the Press“ im Jahre 1943 wußte:

 

In diesem Land ist die intellektuelle Feigheit der schlimmste Feind, dem ein Schriftsteller oder Journalist gegenübersteht (…). Der Austausch einer Orthodoxie gegen eine andere ist nicht unbedingt ein Fortschritt. Der Feind ist die Grammophon-Mentalität, unabhängig davon, ob man mit der Platte, die gerade gespielt wird, einverstanden ist oder nicht.“
Siehe Links Berliner Zeitung:

  • Insofern: „Der Gleichklang des Status quo stellt sich nämlich am leichtesten von selbst her, sofern Medienschaffende dieselbe Schallplatte, in freiwilligem Gehorsam, nicht nur sich selbst auferlegen, sondern sie auch für ihr Publikum spielen. Gerne in Endlosschleife. Bis die nächste Platte angesagt wird – oder ist. Und man zudem nicht mal merkt, falls diese Platte einen Sprung hat; vielleicht schon immer.“
  • Haltungsjournalismus ist ein oft benutzter Begriff. Man möchte nach vielen Diskussionen darüber sagen, er ist abgenutzt. Deshalb sei hier von „Moraljournalismus“ die Rede. Moraljournalismus ist: Wenn ein journalistischer Beitrag zu einem Thema unterschwellig Position bezieht, obwohl es zu dem Thema legitime unterschiedliche Auffassungen gibt, und er im Rahmen der Berichterstattung platziert, nicht aber als Kommentar ausgewiesen wird.
  • Die moralische Überhöhung geschieht nicht mit der Brechstange, sondern durch die Auswahl und Gewichtung einzelner Inhalte, durch das Weglassen von Aspekten, durch Emotionalisierung, durch die Auswahl von Experten- und sonstigen Fremdmeinungen, und natürlich durch die Wortwahl. Ich erfahre also nicht nur, was angeblich Sache ist, sondern auch, wie ich es zu bewerten habe.
  • Wie äußert sich Moraljournalismus konkret? Wenn bei zwei Konfliktparteien bzw. ihren Repräsentanten in Berichten so formuliert wird, dass die eine Seite nicht einfach etwas „sagt“, sondern vielmehr „behauptet“, „ausnutzt“, „instrumentalisiert“, Stimmung macht/schürt“, „kalkuliert“, „davon nichts wissen will“, „hart/unnachgiebig bleibt“ und vieles mehr, während die andere Seite „deutlich macht“, „klar ausspricht, was viele denken“, „Klartext redet“, „hinweist“ (z.B. auf die „Fakten“), sich „für etwas einsetzt“ und „versucht“, bzw. „sich bemüht“, Wege und Lösungen zu finden, etc. – dann wurde zwar an keiner Stelle plump geurteilt und kommentiert, und doch durch den Subtext eine moralische Bewertung vorgenommen, wer hier aus Sicht des Verfassers der Gute und wer der Schlechte ist.
  • Wir vernahmen etwa kürzlich in der Berichterstattung aus dem US-Wahlkampf, dass Kamala Harris beim Parteitag „die Herzen der Delegierten öffnete“, „für Begeisterung sorgte“, „leidenschaftlich appellierte“ und „neue Hoffnungen weckte“ (auch diese Liste wäre erweiterbar), und können uns kurz fragen, inwieweit es vorstellbar ist, diese Formulierungen mit dem Subjekt Donald Trump zu lesen oder zu hören.“

Anmerkung: Die Medien sind nicht nur die wichtigsten Soldaten am Schreibtisch – sie sind auch die schlimmsten Wortverdreher und Propagandisten von Herrschaftsdogmen, weil sie absichtlich an der Umdeutung von Begriffen und Werten im Sinne des Systems basteln. Ich wünsche mir die Tage herbei, an denen diese Worttäter im wahrsten Sinne des Wortes an den Pranger gestellt und mit ihren „journalistischen“ Exkrementen beworfen werden.

  • TRUSTED FLAGGER

Trusted Flagger“ ist ein staatlich organisiertes Denunziantentum in Gestalt der Meldestelle „Respekt“, die die Einhaltung der „Cancel Culture“ überwachen soll. So erklärte auch Bundeskanzler Scholz bei seiner Rede zum „Tag der Deutschen Einheit“ seine Wahrnehmung zum Thema der Bürgerumsetzung einer korrekten „freiheitlichen Ordnung“. Eine Meldestelle samt „Trusted Flagger“ darf nun private Einschätzungen und Kommentare auf sozialen Netzwerken und Video-Plattformen schärfer kontrollieren. Die sog. „Vernünftigen und Anständigen“ werden von Scholz instrumentalisiert, um die Gesellschaft zu spalten und sie gegen die verantwortungslosen Kritiker auszuspielen. Dahinter steht die Angst der Politik vor einem aufgeklärten und mündigen Volk, das ihr auf die Finger haut, wenn sie über die Stränge schlagen. Da gilt es, die respektlosen Andersdenkenden und Mahner mundtot zu machen und selbsternannte Denunzianten auf sie zu hetzen. Es wird an die niederen Instinkte der Petzer und Blockwarte appelliert, die hinter dem Rücken heimtückisch ihre Machtbedürfnisse ausleben.

Der Staat verkauft sich damit als alleiniger Inhaber der Meinungsrechte sowie Wahrheitsverkünder und zerstört damit seine Basis seiner demokratischen Legitimation. Zensur wird zum Mittel der Politik mißbraucht, um die Bürger zu reglementieren und einzuschüchtern. „Digitale Stasi“, „Grüne Zensur“, oder „modernes Denunziantentum“ stehen zur Wahl. Es wurde ein Instrumentarium geschaffen, das willkürlich gegen den Bürger eingesetzt werden kann – und es gibt keine wirkliches neutrales Kontrollgremium, das die Gummi-Auslegungen begrenzen kann.

  • STAATLICHE DELEGIMITATION

Eine neue Masche der Bundesregierung und des Verfassungsschutzes ist die Erfindung der „staatlichen Delegitimation“, mit der die Obrigkeit Kritik am System unterdrücken und kriminalisieren will. Damit haben sich der Staat und seine Spießgesellen wie Innenministerin Faeser oder Verfassungs“schutz“-Präsident Haldewang eigenhändig delegitimiert, als Demokraten zu sprechen.

Unsere geliebte Innenministerin, die einen Eid darauf geschworen hat, das Grundgesetz zu wahren, hat sich in Wirklichkeit jedoch gegen es verschworen. Mit ihrem vorgestellten Strategiepapier „Gemeinsam für Demokratie“ beweist Faeser, daß sie beabsichtigt, den Rest der noch vorhandenen Demokratie zu demontieren. Jeder kann es selbst nachlesen: siehe Link am Ende. Mit dem Vorwand „Haß und Hetze“ zu unterbinden, wobei nicht klar definiert wird, was das genau sein soll, wird ein Einfallstor für jegliche Willkür geschaffen. Man mag es kaum glauben, aber Faeser beabsichtigt, einen Gegenmaßnahmen-Katalog zu institutionalisieren, der PRÄVENTIV mißliebigen Meinungen und Kritiken unter Strafe stellen soll. Wenn dieser Anschlag auf die Grundfesten des GG umgesetzt wird, dann haben wir einen totalitären Staat, der den der DDR noch übertrifft.

  • Prof. Dr. Dietrich Murswiek (emeritierter Professor für Öffentliches Recht an der Universität Freiburg im Breisgau): 

Der Verfassungsschutz aber verwechselt Kritik an der Regierung mit Kritik am Demokratie- und am Rechtsstaatsprinzip. Er sieht „eine ständige Agitation gegen und Verächtlichmachung von demokratisch legitimierten Repräsentantinnen und Repräsentanten“ als Delegitimierung des Staates und deshalb als verfassungsfeindlich an. Mit diesem Vokabular weicht er die Grenzen juristisch fassbarer Bestrebungen gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung auf und ermächtigt sich selbst dazu, oppositionelle Bestrebungen als extremistische Bestrebungen zu bewerten. Im demokratischen Staat gehört es zum Wesen der Opposition, Kritik an der Regierung zu üben. Es ist das verfassungsrechtlich verbürgte Recht der – parlamentarischen und der außerparlamentarischen – Opposition, alles zu kritisieren, was die Regierung macht – ob diese Kritik berechtigt ist oder nicht. Ob sie berechtigt ist oder nicht, entscheidet nicht der Verfassungsschutz, sondern das entscheidet jeder für sich, insbesondere an der Wahlurne.“ 

  • LINKS:

https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/debatte-viele-journalisten-sind-nicht-links-sondern-sehr-oft-gruen-und-regierungsnah-li.2262303

https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/medienkritik-wir-brauchen-mehr-journalismus-weniger-moral-li.2261063

https://www.tagesschau.de/faktenfinder/kontext/bundesnetzagentur-trusted-flagger-dsa-100.html

https://www.lto.de/recht/hintergruende/h/verfassungsschutz-kritik-extremismus-delegitimierung-verfassung-bericht

https://kritisches-netzwerk.de/sites/default/files/bmi_-_strategie_der_bundesregierung_-_gemeinsam_fuer_demokratie_und_gegen_extremismus_-_mai_2024.pdf

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Über Peter A. Weber 187 Artikel
Rebellischer Alter, der der Konformität den Kampf angesagt hat. Keltische Identität bezüglich Kultur, Musik, Philosophie und Mentatlität. Meine Abneigungen: Nationalismus, Rassismus, Fremdenhaß, Ideologien und Fundamentalismus jeglicher Art. Ich lege Wert auf unabhängiges Denken und Schreiben.

5 Kommentare

  1. Speziell beim öffentlich-rechthaberischen Dummfunk stinkt es gewaltig, es könnte ein eigener Artikel werden. Was uns die Natur seit ihrem Bestehen jährlich vorführt: was grün ist wird braun. Wer hat schon versucht, jemandem der einem die rechte Hand zum Gruße reicht, seine linke Hand zu geben? Was gilt ein Eid, bei dem die linke Hand erhoben wird?

  2. Staat heißt das kälteste aller kalten Ungeheuer. Kalt lügt es auch; und diese Lüge kriecht aus seinem Munde: „Ich, der Staat, bin das Volk.“
    Nietzsche anno 1883

  3. Umerziehung beginnt immer auch damit, alt hergebrachten Begriffe und Normen so zu verbiegen das sie zur angestrebten neuen Ordnung passen. Früher machte man das drastisch mit Buchverbrennungen und Hexenprozessen.
    Heute macht man das schleichend mittels einer Propaganda Maschinerie. Dafür aber massiv und wie es scheint sehr effektiv.
    Wenn den Menschen nach ihrer nationalen Identität nun auch noch ihre Biologische genommen wird sind wir bei einem dekadenten Insekten Staat bei dem das einzelne Individuum nix mehr zäht.

  4. Gut beschrieben.

    Der Widerstand wächst, zum Glück.

    Eine einzige Ergänzung noch, eine schon ältere Prophezeihung eines Italieners.

    „Der neue Faschismus wird sagen, ich bin der Antifaschismus.“

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