Cora Stephan: Folgen Sie mir – stellen Sie Ihr Licht unter den Scheffel!

Die Medienkritik. Heute: Cora Stephan. Bei Broders „Achse des Guten“ („Achgut“) veröffentlichte sie den folgenden Text:„Toxische Weis(s)heit: Wir leben in interessanten Zeiten, jawoll!“.

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Cora Stephan bei „Achgut“ – Screenshot Achgut

Es geht um die neuen, „sehr westlichen“ Usancen bei der Frankfurter Buchmesse. Nicht unzutreffend, aber in diesem Zusammenhang geschenkt. Frankfurt am Main liegt bekanntlich in Deutschland, einem „Land des Westens“. Cora Stephan, die man deshalb für eine geläuterte Altlinke aus dem westländischen Medienbetrieb gehalten hätte, weil sie in den vergangenen Jahren in kaum irgendeinem Zusammenhang noch ein gutes Haar am „linksdrehenden Wertewesten“ samt seiner Wokeness und dem ganzen Gender-Kokolores gelassen hat, entpuppt sich als Rohrkrepiererin.

Es scheint an der altlinken Genetik zu liegen, daß sie offenbar damit durchzukommen glaubt, ihren Lesern den Zionistenstaat im Nahen Osten als „Land des Westens“ anzudienen, damit der wiederum „Israel“ positiv konnotiere. Es mag ja noch angehen, daß man Israel bislang – d.h. bis vor etwa einem Jahr – für relativ zivilisiert gehalten hat, gemessen an seinem nachbarschaftlichen Umfeld im Nahen Osten. Alles ist relativ im Vergleich zu etwas anderem. Außerdem ist es aber auch noch absolut das, was es ist, ganz ohne Relativierung. Das kann man nicht einfach unter den Tisch fallen lassen. Faktisch ist es so, daß die israelische Regierung aus Völkermördern und Kriegsverbrechern besteht. Das läßt sich nicht wegrelativieren. Das ist so, weil es für die Begriffe „Völkermord“ und „Kriegsverbrechen“ eindeutige Definitionen und Kriterien gibt, die mit internationaler Gültigkeit festgelegt sind. Motive für einen Völkermord spielen dabei nicht die geringste Rolle. Ein Kriegsverbrechen ist auch, was ein Kriegsverbrechen eben ist, ganz egal, wer dabei als Täter und wer als dessen Opfer in Betracht kommt. Es sind nicht diese Völkermörder geächtet und jene nicht, sondern der Völkermord als solcher ist geächtet. Strafbar ist er außerdem. Was soll also die ganze schwachsinnige Relativistendebatte noch?

Reklame für den besseren Zweck

Das Machwerk

Dies vorausgeschickt, nun also zu Cora Stephans unglaublichem Machwerk. Sie bringt die Buchmesse mit Israel in Verbindung. Cora Stephan scheint es vorgezogen zu haben, sowohl das Denken als auch den Nachrichtenkonsum einzustellen zugunsten der Bewahrung jahrzehntelanger Vorlieben, anstatt die Realität anzuerkennen. Sie schreibt: „Immer wieder erstaunlich, wie viele ansonsten als nicht als schrecklich dumm aufgefallene Europäer das Land des Westens im Nahen Osten hassen“. Sie scheint das ernst zu meinen. Niemand hasst aber ein Land. Wozu auch? Damit das Land sich grämen soll? -„Hömma, Land, grämst du dich schon, weil ich dich hasse? Ah, das Land antwortet nicht. Arrogant also auch noch, das Land …“. – Nein, nicht das Land Israel wird gehasst, sondern die heute dort lebenden Israelis – und da auch wieder nicht alle. Jedenfalls nicht von solchen „nicht als schrecklich dumm aufgefallenen Europäern“, die auch heute noch zur Differenzierung fähig sind, anstatt sich ohne weiteres mit den massenhaften Bigotten in der „Suhle der Wohlgesinnten“ zu wälzen.

Da sage ich nur: Erstaunlich ist, mit welcher Impertinenz Cora Stephan unterstellt, die vorher „nicht als schrecklich dumm aufgefallenen Europäer“ seien quasi über Nacht völlig verblödet, während sie selbst sich die schreckliche Dummheit vom Leibe halten konnte. Den Zahn ziehe ich der Verblendeten jederzeit. Nicht wissen zu wollen, was Sache ist, um die eigenen Präferenzen zu schützen, ist ja nur das Eine. Nochmal etwas anderes ist es, die eigenen, anachronistisch gewordenen Präferenzen dadurch vor der besseren Einsicht schützen zu wollen, daß man kurzerhand diejenigen für blöde erklärt, die nicht mit demselben Präferenzen-Handicap geschlagen sind.

Aus Realität wird Narrativ

Bei der Ach-so-guten Cora wird dann sogar der Völkermord zum „Narrativ vom Völkermord“, während Cora Stephan zum „Narrativ von Cora Stephan“ wird – einem „Narrativ“, welches wohl das Bild einer Cora Stephan aufrechterhalten soll, welches sie selbst gerade demontiert, fleißig mit jedem weiteren Satz: Das Bild einer urteilsfähigen, aufrechten und unbeugsamen Frau, die den Fakten unerschrocken ins Gesicht schaut. Nicht mehr zu halten, dieses „Narrativ von Cora Stephan“.

Und „das Land des Westens im Nahen Osten“: Dieser Westen muß wohl genau derjenige sein, über den sie sich weiter unten völlig zu Recht anhand der derzeitig geltenden Usancen bei der Buchmesse beschwert – und in anderen Zusammenhängen sowieso ständig. „Land des Westens“: Sie labert unhaltbaren Blödsinn, die „ansonsten nicht für schrecklich dumm gehaltene“ Europäerin. Keine Unterschlagung zu offensichtlich, als daß sie Cora Stephan nicht noch wie die eigene Bauernschläue vorkäme, die mühelos gegen die Dummheit ihrer Leser gewinnt. Sie schreibt z.B., die Zahl der Palästinenser im Gazastreifen sei von 0,25 Millionen im Jahre 1950 auf 2 Millionen angestiegen. Weil sie Nachwuchs zeugen wie die Karnickel? Da fehlt doch was? Ja, was fehlt denn da?

Ach ja, die entsprechenden Zahlen für die israelische Demografie fehlen. Hier, bitte: Von 650.000 in Palästina im Jahre 1950 auf runde 11 Millionen im Jahr 2024. Abzüglich der 1,2 Mio. Inhaber einer zweiten Staatsbürgerschaft, die Israel in den vergangenen zwölf Monaten fluchtartig verlassen haben. Warum fehlen diese Zahlen? Weil sie nicht geeignet wären, Cora Stephans Narrativ vom edlen und feinsinnigen „Land des Westens“ zu stützen, diesem „Unschuldslamm“, umzingelt von barbarischen Völkern. Deshalb muß Stephans palästinensische Demografie ohne die dazugehörige Gegenüberstellung auskommen.

Sie scheint dennoch ein wenig verunsichert zu sein hinter ihrer durchsichtigen Fassade, die Frau Cora Stephan. Anders läßt sich die folgende, zeigefingerartig verkündete Binsenweisheit einer „vormals nicht für so schrecklich dumm gehaltenen“ Cora Stephan kaum erklären – Zitat: „Ich mag das Wort ‚Menschlichkeit‘ nicht. Zur Menschlichkeit gehört nunmal nicht nur Gutes und Schönes, sondern auch das krasse Gegenteil. So ist der Mensch eben: er ist zu beidem fähig, zum Guten und zum Bösen.“ – Außer natürlich die Israelis. Die sind offenbar „unmenschlich“, weil nicht zum Bösen fähig. „Land des Westens im Nahen Osten“ eben, der zionistische als „jüdischer Staat“. Nicht böse, folglich auch nicht menschlich, diese „die Juden“? Wenn das mal nicht der Gipfel des Antidingsbumsismus‘ wäre. Kurzschluß in der gelockten Stephansbirne, oder was?

Nicht als schrecklich dumm aufgefallene Juden

Ilan Pappé, Miko Peled, Hannah Arendt, Albert Einstein, Norman G. Finkelstein, Max Blumenthal, Aaron Maté, Gideon Levy, Charles de Gaulle, Prof. Jeffrey Sachs, Prof. John Mearsheimer, Matthew Hoh, Colonel Wilkerson, Scott Ritter – viele studierte, jüdische Köpfe von internationalem Ruf darunter: Alles Leute, die eine Cora Stephan heute für „schrecklich dumm“ halten will – und nur, damit sie selbst nicht in den Spiegel schauen muß? Denkt die Gute ernsthaft, den heute immer noch nicht (!) so schrecklich dummen Europäern sei nicht klar, welche Positionen mit Bezug auf Israel jemand zwingend vertreten muß, damit seine Machwerke bei „Achgut“ überhaupt erscheinen dürfen? Und zwar ungeachtet der Frage, wie unsubstantiiert auch immer sie wären?

Die anthropozentrische „Menschlichkeit“ hat noch nie das Wesen des Menschen beschrieben, sondern immer nur ein aufklärerisches Ideal. Glaubt die Gute neuerdings ernsthaft, sie müsse ihren Lesern mit Binsenweisheiten daherkommen, auf daß der Leser denselben Entwicklungsstand bei Einsicht & Läuterung erlange, von dem sie annimmt, daß er ihn bei ihr selbst bereits voraussetzen muß? Jeder, der immer noch nicht für schrecklich dumm zu Haltenden kann anhand dieses Textes sehen, was er schon lange wusste: Von der „Menschlichkeit“ wurde auch Cora Stephan erfasst, wie man daran erkennen kann, daß sie im „Fall Israel 2023/2024“ – bitterböse! – danebenliegt.

Das eigene Licht aus unlauteren Motiven heraus freiwillig unter den Scheffel zu stellen: Dafür steht Cora Stephan. Und nicht nur sie. Dieser Aussage würden nach der jüngsten UN-Abstimmung zum Thema 141 von 155 Nationen zustimmen. Aber bitte: Wer ist schon so schlau wie Cora Stephan? Wahre Heerscharen äußerst gebildeter Juden sind es wohl nicht. Man verschone mich mit dieser präferenzutilitaristischen Schriftgriffeline und ihren hanebüchenen Einlassungen! Das ist doch bar jeglicher intellektuellen Redlichkeit – und deshalb auch unter aller Sau!?

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Über Max Erdinger 134 Artikel
Max Erdinger schrieb seit 2016 als freier Autor und Kolumnist täglich für "Journalistenwatch" und "Ansage". Er begreift sich als einen konservativen Freigeist, der sich nicht auf bestimmte "Narrative" festlegen läßt. Wichtig ist nicht, wer etwas sagt, sondern was jemand sagt.

7 Kommentare

  1. Lieber Max!
    Wir kennen uns von fb und lesen uns öfters mal.
    Gerade in Bezug auf die zionistische israelische Regierung vertreten wir in etwa die gleichen Ansichten!
    Ich bin von Cora Stephan zutiefst enttäuscht und über Menschen, wie den Miko Peled, dessen Buch „Der Sohn des Generals“ ich für eines der besten Aufklärungsbücher hinsichtlich des palästinensisch-israelischen Konflikts halte, lasse ich sowieso nichts kommen!
    Auch von einer Cora Stephan nicht!

  2. Ich kenne diese Frau zwar nicht, aber es kommt mir inhaltlich so vor, als wenn jemand auf die Rechten schimpft, um dann die rechte Hand zum Gruße zu erheben.
    Alles Gute!
    pit

  3. Wenn sogar linksgrüne Juden als antisemitisch kriminalisiert werden, weil sie den Zionismus anprangern, siehe Bundestags-Vize Özoğuz, dann scheint die kacke wirklich am dampfen zu sein und ein Schulterschluss aller unabdingbar

  4. „Nur rechtsradikale und rechtspopulistische Verlage und Publikationen dürfen nicht „teilhaben“, wer immer definiert, wer das genau ist. Vielfalt und Teilhabe gilt eben nicht für jeden. Deshalb sind auch in diesem Jahr russische Verlage nicht vertreten, egal, ob sie für oder gegen den Krieg mit der Ukraine sind.“ (Auszug Cora Stephan)

    Ahja, jetzt sind russische Verlage also schon rechtspopulistisch und rechtsradikal …

    Alleine das Wort „Verleger*innen“ in dem Text läßt mich an deren Verständnis deutscher Sprachkultur zweifeln. Der beste Satz an dem Machwerk: „Gut, dass ich nicht kommen werde.“
    An solchen (sorry) Schmierfinken hätte die ohnehin zensierte Buchmesse sowieso nichts, aber auch garnichts zu gewinnen.

  5. Jetzt will Putin sogar Werbung für Kinderlosigkeit unter Strafe stellen nur damit immer genügend soldaten/auftragsmörder gezeugt/zur Verfügung stehen, na wenn das kein Grund zur Ausladung russischer Verlage ist, denn die russischen Verläger müssen stunk bei Putin machen, damit er gezwungen wird, die Meinungsfreiheit so wie unter Gorbatschow wiederherzustellen

    • Ein lustiger Kommentar.
      Er erschließt sich mir nur nicht.
      1. Ging´s hier nicht um Putin
      2. Ging´s hier nicht um Putin
      3. Man kann es lernen, das Deutsch, zumindest jetzt noch.
      4. Ging´s hier gar nicht um Putin. Auch wenn man´s in die Welt rufen möchte:“
      Der Putin,der dreckelige! Da hat er „Werbung für Kinderlosigkeit“ unter Strafe gestellt!
      Ja, darf der das denn?!
      Und, was bitteschön, soll „Werbung für Kinderlosigkeit“ eigentlich sein?
      Gegen Umweltverscmutzung? Für die Rettung des….nein…nicht…lachen…Klimas, den wir bösen Menschen angeblich wandeln sollen?
      Oder einfach, um möglichst gottlos und grün zu erscheinen?
      Aber. Ich. Verstehe.
      Der Putin (Der mit gegen die „Werbung für Kinderlosigkeit“)ist Russe.
      Russen sollen nicht verlegen. Auch keine Bücher. Oder Rohre. (DAS wiederum mögen die US und A nicht so besonders)
      Der Russe wurde also, zur Zufriedenheit von „Cource“ ausgeladen.
      Nehme an, von der Messe.
      „Cource“. Hm. Was soll das sein? Kursche? Kurzer? „Kann-nicht-groß-schreiben-wenn-ich-soll“?
      Egal.
      Lustiger Kommentar.
      Ging trotzdem nicht um Putin.
      Nächstes Mal aber dann bestimmt!

      • @Stauffi — [AG111111] Ja, der ist manchmal ziemlich genozidverliebt, der Cource, zumindest möchte er die Menschelein dringend vom Sichvermehren abhalten und empfiehlt diesbezüglich gern ziemlich hinter(n)hältige Methoden. So do mi, so i di usw.

        Allerdings hat Rußland tatsächlich eine deutlich fallende Reproduktionsrate:

        https://edwardslavsquat.substack.com/p/russias-plummeting-birthrate-is-slightly

        Welche Frau möchte denn Kinder in die Welt setzen, wenn sie mit Post vom Verteidigungsminister rechnen muß — „heldenhaft für Volk und Vaterland gestorben“ usw.

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