„Peace first“, keine Option für kriegsgeile Politiker

„Peace first“, keine Option für kriegsgeile PolitikerWir täten gut daran dem US-amerikanischen Dauerbrenner „America First“ endlich mal ein eigenes Motto entgegenstellen, das unangefochtenes Prinzip sein sollte. Eines, dass niemand mehr infrage stellen darf: „Peace First“. Mittlerweile dreht sich die Eskalationsspirale des Ukraine-Krieges in bisher ungeahnte Höhen. Entgegen jeder Erwartung hat sie sich bereits verselbstständigt und wird medial wie militärisch von allerhand außenstehenden Interessengruppen befeuert. Wenn nicht bald in brachialer Weise Einhalt geboten wird, könnten wir bald auf ein böses Ende zusteuern.

Helden- und Endsieg-Phantasien eines Boris Johnson

Bevor die Phantasien vom Endsieg weiter ausufern, sollte den Kriegsfanatikern das Maul gestopft werden. Bestes Beispiel für solche unverantwortlichen Kriegsverherrlichungen lieferte höchstpersönlich der UK-Premierminister Boris Johnson. Am 22.3.22 hielt er eine Videoansprache an die Abgeordneten der Werchowna Rada (ukrainisches Parlament), wobei er den Churchill spielte. Ich zitiere daraus:

„Sie sind die Herren Ihres Schicksals, und niemand kann oder sollte den Ukrainern etwas aufzwingen. Wir im Vereinigten Königreich werden uns von Ihnen leiten lassen, und wir sind stolz darauf, Ihre Freunde zu sein.“

Die ukrainischen Streitkräfte lobte er dafür, daß sie

  • „mit der Energie und dem Mut von Löwen“ kämpften und „den Mythos von Putins Unbesiegbarkeit zerstört“ hätten.

Den Widerstand gegen russische Truppen bezeichnete Johnson vor den ukrainischen Abgeordneten als

  • „eines der glorreichsten Kapitel in der Militärgeschichte und im Leben Ihres Landes“.

Putin habe mit dem Angriff einen schweren Fehler gemacht, so Johnson weiter. Und:

  • „Dies ist die Sternstunde der Ukraine, ein episches Kapitel in Ihrer nationalen Geschichte, das über Generationen hinweg erinnert werden wird.“

Der britische Premier zitierte dabei die berühmte Durchhalterede („This Was Their Finest Hour“) des früheren Premierministers Winston Churchill aus dem Zweiten Weltkrieg und kokettiert mit einer Empire-Besoffenheit. Der Hauptsatz darin lautet übersetzt:

  • „Laßt uns darum unsere Pflicht tun, und laßt sie uns so tun, daß sogar nach tausend Jahren, wenn es dann noch ein britisches Reich und sein Commonwealth gibt, die Menschen sagen werden: Das war ihre beste Stunde.“

Bereits zu Beginn seiner Rede, während die Mitglieder der Rada die Nationalflagge des Vereinigten Königreichs hochhielten, machte Johnson den Propheten:

„Ich habe heute eine Botschaft an Sie zu richten: Die Ukraine wird siegen, die Ukraine wird frei sein.“

Derartige Durchhalteparolen kennen wir aus der Geschichte zur Genüge – auch aus Deutschlands unrühmlichsten Zeiten. Wie wir alle wissen, endeten sie stets im Chaos. Wenn von

  • stolzen Freunden, die zusammenhalten,
  • Zerstörung von Mythen der Unbesiegbarkeit,
  • glorreichsten Kapiteln der Militärgeschichte und Heldenmut,
  • Sternstunden und epischen Kapiteln,
  • Pflichtbewußtsein,
  • Tausendjährigen Reichen und
  • der Gewißheit vom Endsieg und Freiheit die Rede ist,

und dann auch noch die Nationalflaggen gehisst werden, dann ist äußerste Vorsicht geboten und Gefahr in Verzug. Heroische Narrative sind geprägt von Hintergedanken und unlauteren Absichten, das Volk für eigennützige Motive zu opfern. Dahinter stecken immer die

Ideologien von Nationalismus, Imperialismus, Rassismus,
Faschismus oder Kapitalismus/Neoliberalismus
.

Wenn uns dies einmal klar geworden ist, dann können wir uns nicht mehr davon infizieren lassen. Dann sind wir frei und mutig genug, uns zu wehren.

Bedingungslose Friedensverhandlungen nötig

Die oben geschilderten Entgleisungen von Boris Johnson waren ja u. a. der Anlaß für die kürzlichen Drohungen aus Moskau an London (ich habe vor einigen Tagen mit meinem Kommentar mit der Überschrift „Alle Gewalt kommt aus Übersee“ bei qpress bereits darüber berichtet) in Richtung eines thermonuklearen Angriffs auf England. Wahrscheinlich hat es den Sachsen nun die Sprache verschlagen. Da kann man gespannt sein, was ihnen Kreatives einfällt, um den Druck im Dampfkessel noch zu erhöhen.

Was ich damit betonen will, das ist das bedrohlich fortgeschrittene Level einer unversöhnlichen Feindschaft, bei dem jegliche Vernunft und jeglicher Verstand eliminiert ist. Die Phase ist erreicht, wo Emotionen und Haß die Herrschaft übernommen haben und somit unverzeihlichen Kurzschlußreaktionen Tür und Tor geöffnet ist. Das gilt für beide Seiten! Auf konstruktive Einsichten ist kaum noch zu hoffen. Gerade deshalb bleibt uns nur die eine humanistische Entscheidung zur sofortigen Aufnahme von Friedensverhandlungen – und zwar von

Verhandlungen ohne Vorbedingungen

Das mag zwar insbesondere den westlichen Vertretern schwer fallen, aber es tut nicht weh, einen Zacken aus der Krone zu verlieren sowie Stolz bzw. Hochmut abzulegen. Vor allem kostet es nicht nur nichts – ganz im Gegenteil es erspart Abermilliarden an vergeudeten Geldern. Wenn jemand derartiges in der Öffentlichkeit zu äußern wagt wie Prof. Reinhard Merkel (Unterzeichner eines offenen Briefes an Scholz) bei der Lanz-Talkshow, dann wird das mit der Schlagzeile verkauft „Merkel sorgt für Entsetzen“. Das muß man sich mal auf der Zunge zergehen lassen:

Friedensinitiativen lösen Entsetzen aus!

Ich erinnere an den Begriff des Lumpenpazifismus, der kürzlich geprägt wurde. Er könnte von Goebbels stammen, aber Sascha Lobo ist der Urheber. Dieses sei eine zutiefst egozentrische Ideologie, die dem russischen Faschistenführer Putin zu Diensten sei. Sogar Papst Franziskus gerät unter Beschuß, weil der den Mut aufbringt, dem Westen eine Teilschuld am Ukraine-Krieg zuzuschreiben. Wie weit sind wir moralisch und ethisch verkommen, daß wir es zulassen, daß wir solche satanischen Geister gewähren lassen. Es sei an Goethes Zauberlehrling erinnert mit dem bekannten Zitat:

Die ich rief, die Geister,/Werd ich nun nicht los.“

Das geflügelte Wort „da ist guter Rat teuer“ trifft aber in diesem Fall nicht zu, wie ich es mit den folgenden Einschätzungen zu beweisen versuche.

Selenskyj auf Betteltour

„Peace first“, keine Option für kriegsgeile PolitikerPräsident Selenskyj geht derweil bereits hausieren und startet eine weltweite Crowdfounding-Kampagne. Dabei fordert er unverhohlen massive Wiederaufbauhilfe, als ob die Ukraine das einzige von Krieg betroffene Land der Erde wäre und man mitten in einem Krieg aufbauen könnte. Er täte besser daran, einen Schritt nach dem anderen zu unternehmen. Er würde seinem Volk konkret helfen, indem er nicht mehr an der Gewaltspirale durch noch mehr Waffenlieferungen, verbunden mit Siegesparolen, dreht, sondern sich vehement auf Friedensverhandlungen einläßt, die dem Kriegstreiben kurzfristig ein Ende bereiten würde. Danach darf er die Hand aufhalten und eine Runde mit dem Klingelbeutel drehen. Ich bin sicher, daß sich in diesem Fall auch Rußland nicht verweigern wird, seinen Teil beizutragen.

Die Forderungen Rußlands jedenfalls sind seit vielen Jahren bekannt. Wenn der Westen bereit gewesen wäre, darüber zu reden, hätte es gar keinen Krieg gegeben. Die Rußland zu gewährenden Zugeständnisse sind leicht zu verschmerzen, denn sie bringen sowohl den Menschen in allen Teilen der Ukraine sowie uns in Deutschland und Europa nur Vorteile, nämlich

Frieden, Wiederaufbau und Wohlstand.

Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, daß Rußland einwilligen würde. Es liegt aber auch auf der Hand, daß die USA diesen Kompromiß als Niederlage empfinden würde, weshalb sie ein solches Vorhaben mit allen Mitteln torpedieren werden. Aber was scheren uns Nachteile der USA, die uns eh übervorteilen wollen und ihre Interessen stets über die europäischen stellen. Es sollte uns sogar erfreuen, daß die US-Hegemoniebestrebungen abgebremst werden und endlich mal einen Dämpfer erhalten würden. Mehr Segensreiches wäre überhaupt nicht denkbar!

Existenzielle Fragen und Entscheidungen

Es stellen sich uns existenzielle Fragen und Entscheidungen, an denen wir uns nicht vorbeidrücken können. Ist uns es die Ukraine wert, daß wir wegen der maßlosen US-Ansprüche unseren Wohlstand, das Funktionieren unserer Wirtschaft oder gar unseren Tod riskieren? Wer das möchte, der soll vortreten und sich in die Mitte stellen. Es geht nämlich nicht mehr um die Verteidigung von Prinzipien, von geheuchelten Moral-, Freiheits-, und Demokratie-Vorstellungen, die wir anderen absprechen. Es handelt sich nicht um eine Frage von Recht oder Unrecht und von Moral oder Unmoral – und schon gar nicht um die Wahl, über Gut oder Böse zu entscheiden.

Sondern ausschließlich um die Frage, unter welchen Bedingungen wir überleben wollen oder gar um das reine Überleben – und ob wir diese Entscheidung selbst treffen wollen oder sie der korrupten Politelite überlassen?

Links:
https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/boris-johnsons-rede-vor-parlament-der-ukraine-wahlkampf-manoever-18002145.html

Als Lesetipp ein besonnener Beitrag von Medico International:
https://www.medico.de/blog/kurzsichtige-empoerung-18603

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Über Peter A. Weber 163 Artikel
Rebellischer Alter, der der Konformität den Kampf angesagt hat. Keltische Identität bezüglich Kultur, Musik, Philosophie und Mentatlität. Meine Abneigungen: Nationalismus, Rassismus, Fremdenhaß, Ideologien und Fundamentalismus jeglicher Art. Ich lege Wert auf unabhängiges Denken und Schreiben.

3 Kommentare

  1. Spaniens Schulden (Die Schuldnerkolonne)
    https://www.youtube.com/watch?v=2CZgXSAAhis

    Spaniens Schulden breiten ihre Schatten über unsre Riesterkonten aus.
    Und die Kohle, die wir einmal hatten, wirft Lagarde zum Fenster jetzt hinaus.
    Die D-Mark ist weit, doch wir sind bereit.
    Wir zahlen und opfern für dich, Gleichheit!

    Mario Draghi wollte gar nicht weichen, und Jean-Claude war dauernd hackedicht.
    Mit Christine woll’n wir’s nun erreichen, und ein Rückwärts gibt es für uns nicht.
    Der Nullzins bringt Leid, doch wir sind bereit.
    Versich’rer und Banken, die schwör’n: Meineid!

    Rührt die Trommel! Fällt die Bajonette! Vorwärts marsch! Der Krieg ist unser Lohn!
    Auf nach Rußland rollt die Panzerkette! Unsre Werte, die sind blanker Hohn!
    Mit Gier, Haß und Neid sind sie stets bereit.
    Europa und Deutschland krepier’n. Bosheit!

  2. Die westlichen Politluschen haben ganz klar gesagt, dass sie bis zum letzten Ukrainer kämpfen wollen. Dazu müssen sie immer mehr Waffen liefern. Von Frieden war gar keine Rede. Bei den Kriegen, die die Koaliationen der Billigen in den vergangenen 20 Jahre angezettelt haben, übrigens auch nicht.

    Immerhin besteht eine geringe Chance, dass uns Putin mit einem einzigen Schlag von dieser kriegsgeilen Brut, die einfach nicht aus der Vergangenheit lernen will, befreit. Eher früher als später wird uns nichts übrigbleiben, als die „Parteien“ abzuschaffen und nur noch direkte Demokratie als Gesellschaftsform zu akzeptieren. Das, was seit Jahrzehnten veranstaltet wird, ist unakzeptabel.

  3. Die USA haben in der Ukraine einen Stellvertreter Krieg angezettelt um die Russen zu schwächen. Dies ist von einem Think Tank so vorgeplant worden. Dieser Plan wird nun umgesetzt. Da können auch gerne ein paar Milliarden mal rein gebuttert werden. Dieser Plan ist schon lange öffentlich und es kann jeder auf dem Antispiegel nachlesen. Die RAND Corporation hat den Plan schon 2019 veröffentlicht.
    Nur wenn wir solche Informationen bekommen, dann weiß das Putin erst recht. Putin hat mehr Grips im kleinen Finger als alle westlichen Politiker zusammen.
    Der Angriff auf die Ukraine erfolgte, obwohl er wusste, dass dies der Plan der Amerikaner war. Er wusste auch, dass dann Russland vom SWIFT abgeschaltet wird und dass auch die Gelder auf ausländischen Banken eingefroren werden. Er hat sogar im Vorfeld darauf verzichtet, dieses Geld nach Russland zu holen. Mehrere Hundert Milliarden Euro hat er abgeschrieben.
    Nach meiner Meinung verfolgt Putin seinen eigenen Plan, den er sicherlich nicht wie die Amerikaner veröffentlicht hat. Es ist nur zu folgenden Ereignissen gekommen, die mich zu den danach folgenden Annahmen kommen lassen.
    1. Gas und Öl sollen in Rubel gehandelt werden.
    2. Bis auf die NATO regierten Länder beteiligt sich kaum ein Land an Russlandsanktionen. Trotz aller Bemühungen der Westlichen Welt.
    3. Selbst Saudi Arabien hält sich hier bedeckt. Es spricht sogar davon, das Öl in Yuan mit China zu handeln. Auch wird die OPEK nicht die Ölproduktion erhöhen.
    4. Europa ist vom russischen Gas abhängig und kann auch die Öllieferungen nicht so schnell ersetzen. Die Sanktionen gegen Russland schaden Europa stark und stärken Russland.
    5. Der Ölpreis erklimmt immer neue Höhen. Wenn Europa russisches Öl nicht kauft, werden es andere Länder machen. Russland erweitert die Basis seiner Kunden und erhöht die Staatseinnahmen mit dem hohen Ölpreis. Wir bezahlen den Krieg an der Tankstelle für Russland.
    6. Die Währung in den USA und auch in Europa geraten unter Druck. In den USA und auch in Europa haben wir es mit hohen Inflationsraten zu tun, die noch viel stärker im Herbst werden.
    7. Der Rubel wurde an den Goldpreis gekoppelt. Es gibt einen festen Wechselkurs zwischen Rubel und Gold. Dadurch hat der Rubel eine Golddeckung und ist allen anderen Währungen überlegen.
    Meine Annahmen:
    1. Die Inflation wird in der EU und auch in den USA neue Höhenflüge erreichen. Die derzeitigen 10% Inflation sind erst die Spitze des Eisberges. Dadurch, dass wir das Öl nicht mehr aus Russland kaufen sind wir gezwungen dies zu noch höheren Preisen im Ausland zu erwerben. Die Wettbewerbsfähigkeit lässt nach. Ohne Gas können wir die Stromversorgung nicht aufrecht erhalten.
    2. Russland und China werden ein neues Zahlungssystem als das SWIFT einführen. Es ist sogar möglich, dass diese Länder aus dem IWF und der Weltbank austreten. Die Welt wird danach 2 geteilt sein. Auf der einen Seite die USA mit Europa und dem IWF und dem SWIFT und auf der andern Seite Russland, China, Indien und viele anderen Länder, die sich dem Diktat aus den USA nicht mehr beugen wollen und sich dem neuen System anschließen.
    3. Auf der einen Seite hoch verschuldete Staaten, auf der anderen Seite die Rohstoffe dieser Welt.
    4. Es wird für die USA schwierig werden Rohstoffe auf dem Markt für Dollar zu kaufen. Daher wird es zu einem Exportverbot von Rohstoffen aus den USA kommen.
    5. Europa ist nun vollkommen von Rohstoffen abgeschnitten, da wir keine eigenen haben. Der Euro fällt in die Bedeutungslosigkeit.
    6. Ohne Zahlmeister Deutschland wird die EU zerfallen. Eine Europäische Solidarität gibt es nicht. Das konnte man bei Corona schon merken und es ist jetzt auch bei den geplanten Sanktionen zu sehen. Es gibt keine Einigkeit.
    7. Putin wird die EU nicht angreifen. Das hat er nicht nötig denn wir werden uns schon selbst vernichten.

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