Erdogan sagt Manipulation und organisierter Kriminalität an der Urne den Kampf an

Anne Karre: Jetzt soll alles besser, gerechter und noch viel schöner werden, sobald sich ganz Istanbul am 23. Juni erneut für die AKP entscheiden darf. Dieses Ziel hatte die Stadt bei den letzten Kommunalwahlen im März aus völlig unerfindlichen Gründen knapp verfehlt. Man könnte auch sagen, die Leute haben sich ganz einfach „verwählt“. Erdogan sagt Manipulation und organisierter Kriminalität an der Urne den Kampf anNur gut, dass die Türkei einen so beherzten Präsidenten wie den Erdogan hat. Der drängt darauf, dass sich zumindest die Leute in Istanbul noch einmal richtig entscheiden können.

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Bis zum März diesen Jahres hatte die Türkei das freiste, fairste und transparenteste Wahlsystem auf diesem Planeten, wie Erdogan es seinem Land gern bescheinigte. Das war schlagartig an dem Tag vorbei, an dem die AKP bei den Kommunalwahlen am Bosporus Istanbul an die Konkurrenz verlor. Spätestens da wurde auch dem Erdogan klar, dass da Manipulatoren und Kriminelle an den Urnen zugange waren, um die Demokratie zu kapern. Ansonsten hätte ja die AKP traditionell die Stadt gewinnen müssen. Kurzum, die Kommunalwahlen der Türkei entsprachen nur noch in den Regionen den guten Standards, in denen die AKP auch siegreich daraus hervorgehen konnte. Deshalb muss Erdogan das jetzt persönlich in die Hand nehmen. Wie er das genau macht, dass die AKP bei der Wahlwiederholung gewinnt, bleibt sein Betrübsgeheimnis.

Einmischung als gute demokratische Tradition

Der LÜGEL übertreibt mal wieder maßlos wenn er wie folgt titelt: Annullierung der Istanbul-Wahl • Erdogan schafft die Demokratie ab. Dabei täte es den Europäern ganz gut, mal etwas kleinere Brötchen zu backen. Interessanterweise sieht man hier immer nur den Splitter im Auge des Nachbarn. Den Balken im eigenen Auge spürt und sieht man vor lauter Demokratie und Gerechtigkeit schon lange nicht mehr. Wir kennen vergleichbare Abstimmungen aus der EU, die müssen oftmals wiederholt werden, bis die Ergebnisse EU-konform sind. Danach sind weitere Abstimmungen zu selbigem Thema verpönt, egal was sich rundherum bereits in eine unangenehme Richtung bewegt hat. Ob diese Vorgehensweise jetzt von der Türkei übernommen wird?

Aber zuvor erwähnte Postille, namens „Der LÜGEL“ muss natürlich so schreiben, weil der Erdogan selbst im Moment weder EU-freundlich noch irgendwo hier in der Ecke wirklich beliebt ist. Selbst die EU verweist gerne unter vorgehaltener Hand auf seine diktatorischen Ambitionen, um ein wenig von den eigenen abzulenken. Selbst wenn Erdgans Absichten unübersehbar sind, er am liebsten seinen Gottesstaat errichtete, bleibt das Thema Sache der Türken. Wer sich hingehen mit der Funktionsweise der hiesigen EU-Demokratie vertraut machen möchte, der ist mit diesem Lehrfilm aus der Anstalt gut bedient:

Kurzum, die EU ist bezüglich der Betrügereien und der Abschaffung echter Demokratie und Volksbeteiligung einfach sehr viel fortschrittlicher als diese rückständige Türkei. Dort geht das, dank Erdogan, immer noch sehr viel direkter zur Sache. Hier ist das demokratische Haus bereits so verwinkelt und verworren, dass sich die Wähler nicht mal mehr als Witzfiguren in irgendwelchen Nischen wiederfinden. Da muss dann auch nicht mehr gelogen und betrogen werden, weil es schlicht und einfach keinen Einfluss des Wählers mehr gibt. Bei Lichte betrachtet, darf man bei der EU durchaus von einer „pervertierten Demokratie“ reden.

Regierungskriminalität kann nicht auf Demokratien begrenzt werden

Erdogan sagt Manipulation und organisierter Kriminalität an der Urne den Kampf anWarum also sollten wir dann dem Erdogan nicht auch den direkten Beschiss bei diesem Thema zubilligen? Welterfahren und in EU-Wählerbetrug geübt, sollte das doch eine unserer leichtestes Aufgaben sein … gepflegt wegsehen. Das kann die EU in anderen Situationen doch auch, wenn beispielsweise in Südafrika die Massaker an den Buren auf Hochtouren laufen. Nur weil Erdogan bei der Errichtung seiner Diktatur ehrlich und aufrecht vorgeht, um sich und seiner Clique die Macht zu sichern, muss man doch nicht so einen Aufriss machen. Oder wirft die EU da nur deshalb so ungeniert mit Steinen aus dem eigenen Haus, weil sämtliches „Transparenzmaterial“ am EU-Glashaus bereits zerdeppert ist? Dann lebt es sich wahrlich um einiges ungenierter.

Erdogan brauchen wir für seine kommenden kriminellen Akte weder Glück noch Erfolg zu wünschen. Wohl aber den türkischen Menschen, dass ihnen die Demokratie nicht so unterm Hintern wegabstrahiert wird wie den Europäern auf EU-Ebene. Selbst wenn man die türkische Kommunalwahl nicht direkt mit EU-Wahlen vergleichen kann (es gibt keinen EU-Staat, kein EU-Volk … nur ein EU-Placebo). Da ist es doch letztlich nur die Frage, an welcher Stelle der Wähler veralbert zu werden gedenkt. Leider hat er nicht einmal darauf einen Einfluss. Die Tatsache, dass dies grenzüberschreitend passiert, ist doch mehr die Normalität. Warum also jetzt die ganze Aufregung ausgerechnet über Erdogan und seine Machenschaften. Schaffen wir doch erstmal hier mehr direkte Demokratie, bevor wir uns um türkische Despoten bemühen … das ist so unmittelbar vor der EU Wahl pure Ablenkung!

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Die verkommene Wahrheit unserer Zeit ist so relativ und dehnbar wie das Geschrei der Konzern-Massen-Medien daselbst. Erst der schräge Blick durch die Blindenbrille, in stockfinsterer Vollmondnacht, eröffnet darüber hinaus völlig ungeahnte Perspektiven für den Betrachter. Überzeichnung ist dabei nicht zwangsläufig eine Technik der Vertuschung, vielmehr ist es die Provokation gezielter Schmerzen, die stets dazu geeignet sind die trügerische Ruhe zugunsten eigener oder andersartiger Gedanken zu stören. Motto: „Lässt Du denken, oder denkst Du schon?“

9 Kommentare

  1. Warum regen sich die deutschen Politiker so auf. Bei uns werden doch die Wahlen auch seit 30 Jahren zurecht gebogen. Solange sie alle Geld dafür bekommen, wird sich da absolut nichts ändern! Nur der größte deutsche Depp glaubt noch an „Rechtsstaatliche“ Wahlen!

    • Mal davon abgesehen, dass es eine Frechheit und Betrug ist, steuerzahlende Bürger regelmäßig alle 4 Jahre zu entmündigen und dabei nur ein medial vorbereitetes Partei-Lügentheater zu veranstalten:
      Natürlich gibt es auch bei uns „Unregelmäßigkeiten“ bei jeder Wahl.
      Zu wessen Gunsten?
      Am „störungsanfälligsten“ ist die Briefwahl.
      Warum?
      Wer zählt diese Stimmen wo und wie aus?

      (Sätze welche mit diesem ?-Zeichen enden sind Fragen.
      Diese muß man sich – im Bedarfsfall – selber beantworten)

  2. Ich denke mal: um die lumpigen paar Prozent kann Erdogan seine Bürgerk ohne weiteres mehr betrügen. Was dieses Vorbild für eine repräsentative Demokratie an Wahlwende schafft, werden wir ja sehen. Wir schaffen das auch. Die Illusion einer Demoklratie genügt uns ja auch. ;-(

    Bisher nur fast 1 Million mal gesehen. Hoffentlich wird diese Zahl bald unaktuell.
    Das Thema: es geht um die Angst selbsternannter Eliten.

  3. Was geht Deutschland eine Kommunalwahl in der Türkei an – richtig nichts. Wenn in Hamburg ein Dönerladen abgebrannt wäre, könnte frau die Aufregung nachvollziehen. Kümmert sich Deutschland um die Wahlergebnisse in sonstigen anderen Ländern außer Ukraine mit aktivem Eingreifen, USA mit Unterstützung von Frau Clinton oder in Russland mit Defamierung von Putin – nein.
    Hier deutet das Gezetter auf allen Kanälen auf das aktive Eingreifen des deutschen Staates in der Türkei hin.

    • Aber Merkel kann aus dem türkischen Wahltheater lernen wie man Bürger besser betürkt.

      Die Bürger hoffentlich auch, wie sie von Politikern – bei jeder Gelegenheit – betrogen werden. Eine Wahl ist ja – in D wie TR – nur ein Entmündigungstheater.

      „repräsentative Demokratie“ ist nur eine gezielte Illusion,
      eine Perventierung des Begriffes „Demokratie“.

  4. Wieso glaubt man eigentlich noch an ungefaelschte Wahlen? Wer Terroranschlaege und Terrortote faelscht – der faelscht natuerlich auch Wahlen!

    Man sollte meinen,Dank Digitalisierung, daß Wählen dikitalisiert werden, z.B. Umstellung auf Blockchain!

    Davor hat die Satansbrut Aber Angst, wie der Teufel vorm Weihwasser!

    • da braucht es keine Kunstbegriffe wie Blockchain (also alle Tranaktionen die dazu führten mitzuspeichern). Internetbanking ist auch sicher. Solange etwas zum Steuereintreiben genutzt werden kann, sind ist es auch für Wahlen gut genug. Mit geringerer Fehlerquote wie jetzt. Und viel einfachereres und schnelleres Auszählen..

      Meine (letzte) große Hoffnung waren da die Piraten. Aber Julia Schramm und andere Idioten/Chaoten sahen da ihre große Stunde diese Partei zu zerlegen. Was auch gelang.

      Ja der Teufel, seine Brut und das Weihwasser . . .
      Deshalb werden wir uns noch lange anhören müssen:
      Wahlen sind im Internet nicht möglich, zu teuer, zu unsicher . . . und anderen Blödsinn.

      Es ist wie vor hunderten von Jahren, als man sagte:
      Was schwerer ist wie Luft kann nicht fliegen . . .
      . . . Piepmätze, Tauben und alle anderen Vögel wurden einfach übersehen.

      Alles andere wäre auch der Dolchstoß unserer Demokratie-Illusion.
      . . . darüber schwieg man, blendete es aus, wie heute (zu) Vieles in den Medien.

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