26 Jahre jung, ambitioniert, Glatze und mit einem frischen Master-Abschluss in der Tasche, geht es auf Jobsuche. Mehrere Praktika bei namhaften Großunternehmen, ein Auslandssemester, Ehrenamt und sehr gute Noten stellen in der Regel gute Chancen für einen Einstieg dar. Gut, daran habe ich während meiner Studienzeit gearbeitet – wären da nur nicht die Springerstiefel …
Naiv, wie ich war, bewarb ich mich vorerst mit Bild, so wie es in Deutschland oft noch die Norm ist. Meine Freunde rieten mir bereits im Vorfeld davon ab, reduziere es doch signifikant die Chance auf ein Gespräch – ich nahm die Worte erstmal nicht all zu ernst. Da dann Einladungen über einen längeren Zeitraum so gut wie ausbleiben und all meine Kommilitonen viel weiter im Bewerbungsprozess waren, mache ich mir dann doch Gedanken.
Ausschlaggebend war schließlich die Erfahrung bei einem Konsumgüterunternehmen, das nach der Bewerbung allen Kandidaten einen Link zum Onlinetest schickte. Auch Kommilitonen, die für die Stelle weniger qualifiziert erschienen (Anzahl relevanter Praktika und Notenschnitt) erhielten den Link. Ich erhielt sofort eine Absage. Seitdem bewerbe ich mich nur noch ohne Bild – echt frustrierend.
Zwei Beispiele aus fortgeschrittenen Bewerbungsprozessen
Und siehe da, schon erhalte ich deutlich mehr Einladungen. Jedoch sollten sich auch die nächsten Schritte als nicht unproblematisch erweisen. Im Folgenden zwei Beispiele aus fortgeschrittenen Bewerbungsprozessen, die ich so erlebt habe:
1. Ich bestehe den Onlinetest und werde vor Ort zum Auswahltag eingeladen. Vor Ort wird mir nochmals ein Mathe-Logik-Textverständnis-Test vorgelegt. Ich gehöre zu den 20%, die diesen bestehen und habe anschließend drei Interviewgespräche. Auch darauf habe ich mich im Vorfeld vorbereitet und gebe zu allen Fragen Beispiele aus meinem Lebenslauf. Begründung der Absage beinhaltet tatsächlich, dass ich augenscheinlich ja politisch sei und man den Eindruck hatte, politische Projekte seien mir wichtiger als industrielle (ich hatte auch Beispiele aus meinem NPD-Ehrenamt erwähnt, was ich im Nachhinein lieber hätte sein lassen sollen).
2. Neben wünschenswerten Deutsch- und Englisch-Kenntnissen, idealerweise mit Marketing als Schwerpunkt im Studium, hätte ich Kunden in Übersee betreuen sollen. Das erste Interview läuft hervorragend ab. Ich scheine alle Anforderungen zu 110% zu erfüllen. Meine Gesprächspartner sind begeistert. Es wird mir gegenüber noch erwähnt, dass sich weitere Entscheidungsträger meine Bewerbung anschauen, bevor ich in die nächste Runde eingeladen werde. Eine Woche später dann die Absage per E-Mail. Ich rufe an und möchte Feedback. Die Dame am Telefon scheint nervös und möchte keine Auskunft geben. Sie hätten eben bereits andere Kandidaten zum Zweitinterview eingeladen.
Es bleibt der bittere Beigeschmack
Was bleibt, ist der bittere Beigeschmack, dass irgendeine Person es nicht begrüßt, Mann mit Springer-Stiefel einzustellen, insbesondere im Marketing mit Kundenkontakt. Natürlich, der Wettbewerb ist groß. Desto erfreulicher ist es, wenn man dann tatsächlich eingeladen wird und/oder die Onlinetests besteht. Frustrierender dann jedoch, wenn es an der „falschen“ Politik scheitert. Das darf nicht sein!
Vermerk: Mir ist bewusst, dass es bei einigen Stellen bessere Wettbewerber gab – keine Frage – aber da, wo es dann hätte klappen können, sind mir Situationen, wie oben genannte Beispiele, widerfahren. Und der springende Punkt ist, dass diese Erfahrungen leider keine Einzelfälle darstellen.
Meine Kommilitonen, die etwa zeitgleich mit mir auf Suche gegangen sind, haben mittlerweile einen Job. Ich freue mich wirklich für diese. Auf der anderen Seite bewerbe ich mich Monate später immer noch und weiß, dass ich ohne Springerstiefel höchstwahrscheinlich auch schon eine Stelle hätte. Der Austausch mit gestiefelten Freunden und Bekannten zeigt mir, dass wir hier ein reales Problem haben, denn die meisten haben, beziehungsweise hatten, Schwierigkeiten bei der Jobsuche oder bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz aufgrund ihrer Springerstiefel. Und dabei geht es tatsächlich nur um die Stiefel und die Füße, da besagte Männer im Arbeitsalltag auch Anzüge tragen.
Muss ich mich entscheiden?
Der Rat von Bekannten reicht von: „Versuch es im Ausland“ über „Versuch es bei national-liberalen Unternehmen“ bis hin zu „Wäre das Ablegen der Springerstiefel keine Option für dich?“ Und nein, es ist keine Option für mich, genau so wenig, wie jetzt auszuwandern oder mich ausschließlich bei nationalistischen Unternehmen zu bewerben. Warum soll ich mich selbst eingrenzen? Meine persönlichen Werte aufgeben? Gar Deutschland den Rücken kehren? Damit würde sich rein gar nichts ändern. Hinzu kommt, dass die meisten Unternehmen selbstbewusste Mitarbeiter suchen. Das bin ich beileibe. Wäre das leichte Nachgeben und Aufgeben nicht genau ein Indiz dafür, wie unsicher und wankelmütig man wäre?
Die Vorbehalte der Unternehmen sind unbegründet
Mit den Praktika hatte es bisher gut geklappt. Ich wurde auf Kundentermine mitgenommen und erhielt immer positives Feedback. Die Kunden nahmen mich super an. Das zeigt mir, dass es auch anders geht. Deshalb kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass die Vorbehalte der Unternehmen unbegründet sind und man patriotischen Männern die Chance geben muss, auch in diesen Bereichen eine Karriere anzustreben. Nicht nur im Backoffice, sondern auch im Frontoffice.
Die Hoffnung bleibt, dass meine Bewerbung auf tolerante Personen trifft, die nur meine Qualifikationen interessieren und es bleibt mein starker Wunsch, dass dies zur Normalität wird. Diese toleranten Personen gibt es durchaus. Auch ich habe bereits positive Erfahrungen gemacht. Aber diese scheinen im industriellen Umfeld noch lange nicht die Regel zu sein. Deshalb gilt es, hier etwas zu verändern und der erste Schritt hierzu ist, ein Bewusstsein für diese Problematik zu schaffen. Gleichberechtigung, Gleichstellung sowie Diversity sollen nicht nur schön auf der Homepage proklamiert, sondern tatsächlich auch vom Personal gelebt werden. Indessen bewerbe ich mich weiter und frage mich trotzdem: Warum wird es uns so schwer gemacht?
Irgendetwas ist hier mal wieder gründlich schiefgelaufen. Unser Azubi hat peinlicherweise beim Ziehen der Aufhänger-Los-Vokabel Bockmist gebaut. Statt der Springerstiefel müsste es Kopftuch heißen. Was macht jetzt eigentlich den Unterschied, außer das eines oben getragen wird und das andere unten? Das wissen diese Herrschaften um einiges besser: „Ich sehe, Sie tragen Kopftuch“: Was mich meine Vorstellungsgespräche über Deutschland gelehrt haben … [Locus]. Aber so oder so ändert es nichts an unserer zutiefst kranken und gespaltenen Gesellschaft. Schade, könnte man von den großen Medien nicht etwas mehr Hirn erwarten?
AMI GO HOME TOMMY GO HOME
https://www.youtube.com/watch?v=28svsoq4esQ http://www.youtube.com/watch?v=z4b0yTwP24IWas die Deutschen nicht realisieren: Ihr Land ist primäres Ziel bei einem Krieg gegen Russland. Alleine wegen der vielen amerikanischen Hauptquartiere, Spionagezentren, Militärbasen, Flugplätze und auch Lager für Atomwaffen, die sich auf deutschem Territorium befinden. Die werden als erste getroffen, wenn es losgeht.“
Deutschland wird nicht zum Z I E L sondern I S T bereits A U F M A R S C H G E B I E T im Krieg gegen Russland ! Wahrscheinlich sind auch deshalb Springerstiefel hier so verpönt – damit der Russe keinen Verdacht schöpft „bekämpft“ man Neonazis an breiter Front. Könnte ja sonst aussehen wie vor über 80 (100)Jahren….
Der Schwenk von den Springerstiefeln zum Kopftuch ist surreale Realität. Ich kenne sowohl das „Problem“ der einen als auch das Problem der anderen.
Machen Sie sich selbständig. Sie haben doch bereits erfahren, dass die Kunden, zu welchen man Sie mitgenommen hat, kein Problem mit Ihren Schuhen haben.
Machen Sie den Firmen Konkurrenz!
Ihr Problem, Springerstiefel trage ich auch. Im Wald und zum Wandern. Ich käme nicht auf die Idee damit auf einen Ball zu gehen oder bei einer Bank zu arbeiten. Sie wollen die Stiefel nicht ausziehen ok. aber ich soll trotzdem gezwungen werden Sie einzustellen. Auch wenn ich nicht will, einfach nur weil Sie behaupten Sie wären gut?
Ich mag Anzüge nicht sonderlich, nur trage ich Sie eben wenn es sich so „gehört“. Wenn Sie meinen es „gehört“ sich für Sie Springerstiefel zu tragen, hält Sie doch niemand auf. Sie wollen aber eine Stelle antreten sich dort aber nicht an die Gepflogenheiten halten, gut dann lassen Sie es und ich lasse Sie gehen.
Na ist denn das nicht ggf doch diskriminierend?
Den Artikel auch wirklich bis zum Schluss gelesen?? 😉
ein angepasstes auftreten zu verschiedenen anlæssen muss nicht studiert sein sondern ist eine sache des feingefühls.
Früher hätten wir eher gesagt, es ist eine Frage der Erziehung (zur Etikette). Heute in der bunten neuen und leicht anarchischen Welt sollte doch jeder zu jedem Anlass das tragen was er will , oder ? Also auch Springerstiefel zur Berwerbung oder in die Oper
Hervorragende Satire. Dem Bewerber sollte gesagt werden, dass man als Großkapitals nationalistisch verbrämt faschistischer Verbrecher heute zeitgemß verkleidet daherkommt, also normale Straßenklamotten[1] oder Schlips und Kragen[2], dann wird er auch genommen.
[1] http://3.bp.blogspot.com/-6OS4x0RkPd4/U2USr7MXXhI/AAAAAAAADVI/ZepbUTrYhvY/s1600/140502+Odessa+T%C3%B6terbild+-+Copy.jpg
[2] https://3.bp.blogspot.com/-LMw76_5Myfk/VHwxUYLJdtI/AAAAAAAAD84/zZKTrOND45048P_hZggt7CrV5-rPNAh4ACPcB/s400/0000%2B-%2BCopy.JPG
http://3.bp.blogspot.com/-009mpiKpcfM/U2z3Us_gJpI/AAAAAAAADZ0/JUa3xIuwoc4/s1600/140507+Parubij+Saakachwili+-+Copy.jpg
„Der Faschismus ist als Geschichte bewahrt, als flackernde Filme im Stechschritt marschierender Schwarzhemden, ihre Verbrechen schrecklich und klar. Doch in denselben liberalen Gesellschaften, deren Krieg fabrizierende Oberschichten uns dazu drängen nie zu vergessen, wird das Bewusstsein für die immer schneller wachsende Gefahr einer zeitgemäßen Form des Faschismus unterdrückt – weil es ihr Faschismus ist.“
– John Pilger, journalistischer Aufklärer über Washingtons Kriegsverbrechen u. a. in Vietnam, Warum der Aufstieg des Faschismus wieder Thema ist, 2015 https://web.archive.org/web/20240130192523/https://johnpilger.com/articles/why-the-rise-of-fascism-is-again-the-issue
Herzensbildung, das war in meiner Jugend die Meinung zur Erziehung, sich Wissen anzueignen, auch Strenge, fordernde Lehrer. Hier auf einer Steintafel aus Ausgrabungen im Norden Afghanistans, wo Alexander d.G., ca. 300 v.C. eine Enklave gründete : „In der Kindheit lerne dich zu benehmen.
In der Jugend lerne deine Leidenschaft zu zügeln.
In den reiferen Jahren lerne gerecht zu sein.
Im Alter lerne weise zu sein,
Und stirb ohne Reue.“
Ist es nicht vielfach so, dass junge Menschen heute sagen : ‚Ich mach, was i c h will, und die Gesellschaft hat sich dem anzupassen, sie soll es tolerieren.‘ Da mehrere Generationen in einer Gesellschaft zusammenleben, muss das EGO zurücktreten, Höflichkeit, auf andere zugehen, ein bisschen Disziplin, ist doch angenehmer.
„Ich trage Springerstiefel und eine Glatze. Keiner stellt mich ein. Warum nur?“
Wäre ich Chef eines Dienstleistungsunternehmens oder überhaupt eines Unternehmens mit Kundenkontakt, würde ich auch darauf achten, dass sich in der Kleidung meiner Angestellten keine Politik finden lässt. Das hat dort nichts zu suchen, denn es ist schlicht unprofessionell.
Glatze okay, aber die Springerstiefel dazu machen aus dem Autor einen Klischee-Neonazi aus den 90ern, mindestens aber einen Skinhead.
Man geht ja auch nicht mit einem „Fuck Authority“ T-Shirt zur Musterung. Jedenfalls nicht, wenn man Soldat werden will.
Ich mein, machen einen denn erst die Stiefel zu einem aufrechten Deutschen? Ich hab‘ lange Haare und trage Turnschuhe, trotzdem bin ich rechtskonservativ und liebe mein Land.
… lies doch bitte mal ein wenig mehr von dem Artikel als nur die Überschrift … oder fang wenigstens hinten an zu lesen … und dann wiederhole nochmal Deinen Kommentar … 😉
Oh, sorry, der rote Balken hatte mich verwirrt, ich dachte, das wären nur noch Quellen oder so 😉
Okay, ich entschuldige mich, dass ich nicht zu Ende gelesen habe 🙂
Und danke für die nette Antwort, woanders wird man bei sowas normalerweise geteert und gefedert 🙂
Nun meine Antwort: Ich würde auch niemanden mit Kopftuch einstellen, da gilt dasselbe wie für die Springerstiefel. Solch starke Symbole haben in einer Gesellschaft, deren Ziel „Frieden TROTZ Differenzen“ lautet, nichts zu suchen, jedenfalls nicht im Berufsleben. Freizeit ist jedem seins das geht auch keinen was an, aber Dienst ist Dienst.
Dass weder Leute mit Springerstiefeln noch Kopftuchträger es leicht haben mit der Jobsuche im Land, empfinde ich nicht als vrrückt, sondern als Schutzmechanismus, als Vorsichtsmaßnahme der Gesellschaft.
Und gerade jetzt, wo wir wissen, dass wir absichtlich mit Kulturfremden geflutet werden, sollten wir den Schutzschild sogar noch verstärken.
Wenn nämlich ein Muslim kommt und sagt „Wir übernehmen euer Land, gewöhnt euch dran“, und WEDER aus der gesamten muslimischen Gemeinde NOCH von der REGIERUNG ein Widerwort dazu kommt, dann halte ich mein Misstrauen gegenüber Muslimen für gerechtfertigt.
… ich danke Dir. Immerhin beweist Du, dass Du nicht zugenagelt bist und auch einen Irrtum eingestehen kannst. Da klemmt es schon bei vielen Leuten. Darüber hinaus ist Absicht die Begebenheiten ein wenig schräg darzustellen … denn die Artikel sollen zum präziseren Nachdenken und ewigen hinterfragen animieren … 😉 Weiterhin haben wir alle zusammen keine Chance, wenn wir nicht friedlich unsere Köpfe zusammenstecken, um jenen Kräften zu begegnen, die genau die Spaltung der Gesellschaft für ihren persönlichen Vorteil vorantreiben. Deshalb ist eine gelassene initiale Reaktion immer hilfreicher. Nochmals … Danke.
Egal, ob Springerstiefel oder Kopftuch: Bei einem strammen Nazi oder einer strenggläubigen Muslima: An Grundsätzen mangelt es bei beiden nicht und ich weiß wenigstens genau, was ich zu erwarten habe. What you see is what you get…