Tarifeinheit, Arbeitgeber kontern mit Gründung eigener GdL

Tarifeinheit, Arbeitgeber kontern mit Gründung eigener GdL Andrea_Nahles_SPD_GroKo_Regierung_rote_Zora_Gewerkschaften_Tarifeinheit_Verrat_Arbeitnehmerrechte_Arbeitnehmervertreter_Sozialstaat_AbbauDeutsch-Absurdistan: Unter dem Vorwand, Arbeitnehmer und ihre Rechte schützen zu wollen, ist die SPD nicht das erste Mal mit grober Gewalt an die Front geprescht, um dann selbst die Arbeiter dort niederzumetzeln. Wahrscheinlich muss in diesem Lichte auch das Bemühen der akuten Arbeitslosenministerin Andrea Nahles betrachtet werden, die sich gerade mit dem Gesetz zur Tarifeinheit in der freien Wirtschaft (bezeichnet keine brauereifreie Kneipe) lieb Kind machen möchte. Wer weiß denn heute schon, in welchem Betrieb die Rote Zora dereinst unterkommen muss, sobald ihr Engagement in der GroKo endet und die richtige Geldscheffelei à la Steinbrück beginnt.

474be1f6d1b34b879c4ae6022cc9d356

Dabei begann doch der Tag noch recht entspannt und auch diese Postille mochte noch nicht so recht an das Scheitern der Tarifeinheit glauben: Tarifeinheit entzweit den DGB[Stuttgarter Zeitung]. Da versuchte man noch den bereits offensichtlich werdenden Spalt ein wenig geschlossen zu halten. Die Gewerkschaftsführer hatten sich schon seit Jahren auf einen Kuschelkurs mit den Arbeitgebern und jetzt auch mit der Nahles eingestellt. Die Pöstchen schienen alle längst gut verteilt und gesichert zu sein. Das in Planung befindliche Gesetz wurde sogar von den großen Gewerkschaften gefordert, wie man alles haarklein in den Untiefen des Internet[DGB] nachlesen kann. Wie gerne hätte man doch so kleinen Wadenbeißer – wie den Weselsky – aus dem Weg ge†räumt, damit die fetten Gewerkschaften noch etwas fetter werden können.

IGM_Metall_Verrat_an_den_Mitgleidern_SPD_Tarifeinheit_Spartengewerkschaft_Tarifautonomie_haengen_lassenBislang galt das rechts gezeigte Motto nicht nur bei der IGM: „Kumpel, lasst euch nicht hängen … das erledigen wir schon für euch“! Jetzt sollte dennoch alles urplötzlich ganz anders kommen. Die Gewerkschaftsbasis der Großen zählte unvermittelt ihre eigenen Bonzen an, wie man hier nachlesen kann: DGB stemmt sich gegen Gesetz zu Tarifeinheit[Merkur Online] (trotz der abweichenden Führungsmeinung … Respekt). So ein Pech aber auch für SPD, die Gewerkschaftsführer und für die Geldzähler auf der Arbeitgeberseite. Alles langfristig so schön eingefädelt und jetzt macht die Basis den fetten Strich durch die Rechnung? Sogar den unmissverständlichen Dienstauftrag, diesen Tarifeinheitsunfug[TAZ | PDF] zu verhindern, hat man den Bonzen noch einmal eindrücklich ins Stammbuch geschrieben.

Die ganze Debatte wurde kürzlich erst so richtig von dieser kleinen miesen „Kampfbruderschaft“ der Lokführer losgetreten, die der Bahn ordentlich einheizte. Alle Medien stürzten sich sogleich auf diese Miniatur-Gewerkschaft und ihren Rudelführer, den bahnsinnigen Claus Weselsky[qpress], wehklagten postwendend (wahrscheinlich von der Wirtschaft gut für das Klagelied vergütet), dass diese Mini-Piselkram-Gewerkschaft viel zu mächtig sei für so einen Kanonenbootstaat wie Deutschland inzwischen einer ist.

Diese Spartengewerkschaft würde mit ihren bahnbrechenden Aktionen der Wirtschaft unverhältnismäßigen Schaden zufügen. Das geht ja gar nicht und deshalb muss nun endgültig etwas passieren, nicht dass die Rechte der Werktätigen hierzulande ein Übergewicht bekämen. Schließlich sind Arbeitnehmerrechte ein ganz fürchterlicher Anachronismus aus den finsteren Zeiten unserer Geschichte, als es noch einen Kommunismus gab, der dem kapitalistischen Modell diametral gegenüberstand. Heute gibt es da nur noch die Mono-Pole-Position des Kapitals und die lohntechnische Ausplünderung der Massen seit der Wende. Dem kann doch niemand ernsthaft etwas entgegensetzen wollen, oder?

GdL als Gewerkschaft der Lohndrücker oder Lohnsklaven

 Und genau deshalb brauchen wir die neue GdL, eine riesige, eine mächtige Einheitsgewerkschaft in der alle Arbeitnehmer des Landes organisiert sind, zwangsweise versteht sich. Einem Verein bei dem man den Monatsbeitrag so voller Freude bezahlt, wie wir es heute schon für die Propaganda von für die GEZ zu 17,98 €  tun! Weil dort dann alle Arbeitnehmer drin sind, die Bonzen besonders gut vergütet werden, weil man jetzt noch weniger von ihnen braucht, kann sie auch nicht mehr wegen ein paar Kloputzhanseln Piloten oder Lokführer die Massen in den Streik schicken, wenn man sich gerade bei der Lohndrückung der restlichen Arbeitermasse auskömmlich in einem Großbetrieb verständigt hat. Vor allem aber braucht man ganz dringend einen fulminanten Neuanfang für die völlig in Verruf geratenen Abkürzung GdL. Einziger Streitpunkt bei den Arbeitgebern scheint derzeit zu sein, ob das „L“ nun für Lohndrückung oder Lohnsklaven stehen soll. Für diesen tollen Marketing-Coup der Arbeitgeber, die die Gründung dieser Pseudo-Gewerkschaft komplett finanzieren wollen, bis hin zu den fürstlichen Gehältern der designierten Gewerkschaftsführer, gebührte den Erfindern dieser Idee der Ausbeutungspreis 2015.

Wenn schon das von den Gewerkschaften selbst geforderte und jetzt von der Basis zu Fall gebrachte Tarifeinheitsgesetz nicht hinkommt, dann muss man eben kreativ mit den Mitteln umgehen die man noch hat, was meint, die Gewerkschaften weiter ins Unendliche aufblähen, bestens gleich bis kurz vorm Bersten, die Bonzen dort noch besser schmieren und die kleinen Spartengewerkschaften still und leise austrocknen. Das kommt dann in etwas auf dasselbe raus, als hätte die Nahles tatsächlich für Arbeitgeber und Gewerkschaftsführer das besagte Gesetz durchgebracht. Aber wer weiß, vielleicht macht sie es ja trotzdem noch, denn was interessiert sich die GroKo schon für die Arbeiter auf der Straße, die werden nur zur jeweils nächsten Wahl einmal gebraucht, um verbindlich zu entscheiden, ob sie gerne sozial oder christlich (oder so wie jetzt christlich/sozial) ins Grab gebracht werden möchten … mehr Wahlfreiheit (Teufel und Beelzebub) ist da leider nicht mehr drin in diesem Land. Und wenn die Gründung dieser GdL nicht frei erfunden ist, dann sinnieren die Akteure noch immer mit vereinten Kräften in den Lobbys, wie man heutzutage kleine Spartengewerkschaften richtig mundtot macht.

Bild: Andrea Nahles | Autor: Neumann & Rodtmann | Lizenz: CC-BY-SA 2.0 | Umbau: qpress

Ø Bewertung = / 5. Anzahl Bewertungen:

Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.

Avatar für WiKa
Über WiKa 3285 Artikel
Die verkommene Wahrheit unserer Zeit ist so relativ und dehnbar wie das Geschrei der Konzern-Massen-Medien daselbst. Erst der schräge Blick durch die Blindenbrille, in stockfinsterer Vollmondnacht, eröffnet darüber hinaus völlig ungeahnte Perspektiven für den Betrachter. Überzeichnung ist dabei nicht zwangsläufig eine Technik der Vertuschung, vielmehr ist es die Provokation gezielter Schmerzen, die stets dazu geeignet sind die trügerische Ruhe zugunsten eigener oder andersartiger Gedanken zu stören. Motto: „Lässt Du denken, oder denkst Du schon?“

2 Kommentare

  1. Man o man. Die Alten die es wissen sind nicht mehr viele. Deshalb stelle ich nur ein:
    Richard Wiegand
    „Wer hat uns verraten …“
    Die Sozialdemokratie in der Novemberrevolution
    Mit einem Vorwort von F.E. Hoevels
    und zahlreichen ergänzenden Materialien

    318 S., mit 43 Originalphotos, 143 Faks.
    mit Personenregister
    EUR 19,-
    ISBN: 978-3-89484-812-5
    (ISBN-10: 3-89484-812-X)
    Erschienen 1999

    Diese ausgezeichnete, prägnante Darstellung der verhängnisvollen Rolle der SPD in der Novemberrevolution 1918/1919 war in besseren, da aufgeklärteren Zeiten unter Schülern und Studenten verbreitet und verdient es, der Vergessenheit entrissen und vor allem gelesen zu werden. Die Dokumentation von Richard Wiegand läßt die Revolutionskämpfe in Deutschland sowie den umfassenden Verrat der SPD anschaulich werden und belegt, wie die SPD seit Bewilligung der Kriegskredite 1914 zum mit Abstand wertvollsten Instrument der Unterdrückung wurde.
    Das Buch, das viel seltenes Dokumentationsmaterial enthält, macht die Geschichte der Novemberrevolution durchsichtig und ermöglicht es, die historische Funktion der Sozialdemokratie grundsätzlich zu erfassen – als die politische Pestbeule mindestens des 20. Jahrhunderts, die den Aufstieg von Hitler und Stalin erst ermöglichte.
    Daß die Sozialdemokratie natürlich auch nach dem 2. Weltkrieg ihrem Wesen treu geblieben ist, zeigen einige ausgewählte Parteikarrieren aus der Aufbauphase der Nachkriegs-SPD, die Stephan Kindynos aus mehreren Archiven zusammengetragen hat und in einem separaten Dokumentenanhang dem Publikum erstmals zugänglich macht.
    Die Dokumente zeigen einmal mehr, daß der Verrat nicht eine Entgleisung einiger weniger Sozialdemokraten ist, sondern die Substanz der SPD ausmacht, deren Verständnis erst ihre politische und historische Funktion begreiflich und vor allem berechenbar macht.

Kommentare sind deaktiviert.