So schön kann Krieg sein – inspirierende Liebesgeschichte nach Sinnlosverstümmelung

So schön kann Krieg sein - inspirierende Liebesgeschichte nach SinnlosverstümmelungKriegsfolgen schoengeschrieben und schoengeredet Glueck trotz Unglueck Veteranen Invaliden Krueppel heldentum im Krieg kriegsfolgenSchöner Sterben: Der erste Teil der Überschrift hätte zweifelsohne von einem großen deutschen Boulevardblatt namens BLÖD stammen können. Die massiven Anstrengungen, jede Form von Krieg selbst heute noch ordentlich zu verherrlichen, werden immer geschmackloser herzzerreißender, wenn auch ein wenig „platt“. Die hier aufgegriffene Geschichte wurde in den USA ziemlich breitgetreten. Mal Hand aufs Herz, würden Sie sich nicht auch über einen so hübschen zweiteiligen, weiblichen Lastesel freuen?

Die Geschichte hinter der Geschichte ist schnell erzählt. Der 28-jährige Elitesoldat Jesse Cottle verliert im Kriegseinsatz beide Beine durch eine Unkonventionelle Spreng- und Brandvorrichtung[IED]. Er hat, wie so viele junge Menschen, seine körperliche Unversehrtheit für Volk, Vaterland und Amerika Neoimperialismus und das Wohlergehen der Konzerne geopfert. Darauf kann er besonders stolz sein und gerne werden für derlei heldenhafte Dummheit noch Blechorden und andere Meriten verliehen, im wesentlichen, um das weltweit sinnlose Morden für die „höheren Ideale“ nicht aus der Mode kommen zu lassen, ganz im Einklang mit den Doktrin zur „Modernen Kriegsführung“.

Nach langen Lazarettaufenthalten und diversen Reha-Maßnahmen begegnet dann der Musterkrüppel der holden blonden Prinzessin Kelly, die sich sogleich unsterblich in das Wesen dieses herzensguten Menschen verliebt. Nach der Hochzeit will sie ihn jetzt überall huckepack dorthin tragen, wohin ihn seine neuen stählernen Hightech-Beinchen nicht hinzubringen vermögen. Auch noch in den nächsten Krieg? Schon ist die Herzschmerz-Geschichte perfekt. Ein gefundenes Fressen für jede Invaliden- und Veteranenpublikation, die sich gewerbsmäßig mit der Romantisierung des Krieges befasst. Schließlich kann man doch die armen, im Dienste Amerikas gegrillten Würstchen nicht einfach irgendwo hängen lassen.

Uns kam der Artikel zunächst ziemlich chinesisch vor, dachten wir doch zuerst an eine klassische Fehlübersetzung des denglischen Begriffs „Carry Trottel”,  stellte sich aber schnell heraus, dass die holde Maid jetzt tatsächlich „Kelly Cottle“ heißt. Wer also könnte diese Geschichte effektvoller verkaufen als das Heldenblatt GMA.Yahoo, an dieser Stelle? Bezeichnenderweise nennt sich der zugehörige Blog, der die Geschichte aufgriff, „Battle Rattle”, zu Deutsch „Kampf-Rassel“, was für jeden aufgeweckten Menschen garantierter Ansporn zum Lesen sein muss.

Die Geschichte zieht in den USA derweil noch größere Kreise und wird fleißig weiter als Schnulz-Report herumgereicht. Nicht weniger glamourös bringt es dann diese Online-Gazette[people.com], aus der man einen Satz unbedingt im Original zitieren muss, um das große Glück erst richtig fassen zu können:

What an amazingly inspiring story that has touched the lives of many. Jesse is not just a hero for stepping on an IED, he’s a hero because of the way he has handled his situation and how he chooses to continue his life with his positive attitude.

Das schöne, herzwärmende Bild zu den hier dargestellten Kriegsfolgen ist ein Bildzitat von Sarah Ledford / ShutterHappy Photography™, eine ansprechend und emotional aufgemachte Seite die sie da hat, auf der uns sogleich hübsche schwangere Schönheiten begrüßen, als wollten sie just in dem Moment den Heldennachschub für die Folgegeschichten dieser Art gebären. Hochzeits- und Geburtsfotografien sind dort der Haupterwerb.

Damit aber auch der deutschsprachige, nicht ganz so denkbeflissene Leser Kanonenfutter-Nachwuchs nicht zu kurz kommt, gibt es das ansehnliche überseeische Helden-und Liebesepos in BILD-form auch schon in diversen hiesigen Onlineportalen zum „liken“, „klicken“ und „sharen“, wie beispielsweise an dieser Stelle: „Bin mit dabei“ … nun, wer wollte da auch nicht dabei sein?So schön kann Krieg sein - inspirierende Liebesgeschichte nach Sinnlosverstümmelung kaeftiges maedel zeigt ihre beste Seite geiles Luder auf Brautschau Die zu vermittelnde Botschaft könnte lauten: Jungs und Mädels, kommt zur Armee, werdet alle Helden, dann könnte auch euch das große Glück, trotz (oder gerade wegen) völlig überflüssiger Kriegs-Verkrüppelungen auch noch küssen. Was sind schon ein paar Beine fürs große Glück? Beim etwas kritischeren Betrachter hinterbleibt allerdings eine völlig ketzerische Frage. Wie weit hätte es diese Geschichte gebracht, wäre nicht Kelly ein so ansehnliches Fahrgestell tolles Fotomodell?

Stellen wir uns die Braut nur einmal etwas kräftiger vor, dem Bild eines weiblichen Lasttiers viel mehr ähnelnd, in Besteigungshaltung, etwa so hübsch und sexy wie diese heiße Braut im nebenstehendem Bild? Weil sich im realen Leben keine andere Tussy mehr einem solchen „Vollidioten“ offeriert hätte? Vermutlich trägt diese Schönheit erheblich weniger Mitschuld an ihrem Aussehen als der Jesse Trottel, mit seiner Entscheidung „pro Krieg“, für seine verlorenen Beine.

Wen hätte man dann mit einer solchen Geschichte noch hinterm Ofen hervorlocken können? Nun, was soll’s … richtige Gehirnwäsche für den hier klar erkennbaren Zweck, die Gewinnung von Kanonenfutter für die nächsten Kriege, braucht emotional ansprechende bis aufregende und ästhetisch saubere Bilder. Der Krieg selbst kann solche Bilder nicht liefern. Das wiederum wird mit dieser Geschichte in jedem Fall auch gelungen sein, sofern man die richtige Klientel erwischen konnte, die bereit ist dafür ihr Gehirn abzuschalten oder es naturgemäß gar nicht benutzt.

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Die verkommene Wahrheit unserer Zeit ist so relativ und dehnbar wie das Geschrei der Konzern-Massen-Medien daselbst. Erst der schräge Blick durch die Blindenbrille, in stockfinsterer Vollmondnacht, eröffnet darüber hinaus völlig ungeahnte Perspektiven für den Betrachter. Überzeichnung ist dabei nicht zwangsläufig eine Technik der Vertuschung, vielmehr ist es die Provokation gezielter Schmerzen, die stets dazu geeignet sind die trügerische Ruhe zugunsten eigener oder andersartiger Gedanken zu stören. Motto: „Lässt Du denken, oder denkst Du schon?“

5 Kommentare

  1. Also die Zeiten in denen die Regierenden scharf darauf waren jeden Trottel zum Kanonenfutter zu verwursten sich endgültig vorbei. Preußen führte vor 200 Jahren die Wehrpflicht ein.
    Inzwischen hat man sich aber von der Idee der „Volksarmee“ gelöst. Was man heute benötigt sind echte Überzeugungstäter, Söldner und professionelle Killer.

  2. Neulich im Schafstall:
    Bauer: “ He Ihr ! Morgen werdet ihr alle geschlachtet“
    Schafe: “ Bäahh ja o.k. und wann gibs Futter?“
    Also ich melde mich erst wieder, kurz vor dem „Schlachtfest“…bis dann Euer Jannex
    (Der die Welt nicht mehr versteht)

  3. Es ist immer schmerzvoll hinter die Kulissen zu sehen, zu wenig Mühe geben sich die Kulissenbauer für die Rückseite – findet das Schauspiel doch direkt hinter dem Vorhang statt.
    Schade nur, dass das Leben nicht hinter dem Vorhang stattfindet, sondern gerade hinter besagter (schaler) Kulisse.

    Nur wer hier anfängt zu fragen, wird nicht so schnell damit aufhören (können). Aber wie sagt doch der Gelehrte Nagib Mahfuz:
    „Ob ein Mensch klug ist, erkennt man an seinen Antworten. Ob ein Mensch weise ist, erkennt man an seinen Fragen.“

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