Big Wonderland: Amerika beginnt zu sparen und das Weiße Haus spielt beleidigt, hat gar schon die virtuelle Pforte demonstrativ den Bürgern vor der Nase zugeschlagen. Ruft man aktuell die Seite http://www.whitehouse.gov auf, dann wird man zunächst mit der rechts abgebildeten Meldung auf dezentem schwarzen Trauergrund sehr freundlich wie nichtssagend empfangen (nur die Adresse oberhalb haben wir zur Klarstellung in den Screenshot eingebaut). Das zeigt, dass der Krieg um die Staatsfinanzen in den USA durchaus sehr emotional geführt wird. Die Schuldzuweisungen an den harten Flügel der Republikaner kommen von allen Seiten, darin scheint man sich mehrheitlich einig zu sein. Natürlich kann man eine solche Maßnahme auch als Ohnmachtsdemonstration werten.
Jetzt machen bis zu 2 Millionen Staatsbedienstete, quer durch den öffentlichen Dienst zunächst einmal unbezahlten Urlaub. Solange bis wieder ein gesetzlicher Haushalt vorliegt und die Bezahlung gesichert erscheint. Das kann aber dauern. Bis dahin wird sich noch so allerhand eintrüben und so spaßig wie dargestellt ist die Angelegenheit beileibe nicht. Ob Obama tatsächlich, in Ermangelung auch seiner Bezahlung, wirklich unbezahlten Urlaub nimmt, ist nicht verbrieft und wohl auch eher unwahrscheinlich, wobei es doch als weiteres Protestzeichen gegen die Republikaner ein echter Gag wäre.
Die Art und Weise, wie das Weiße Haus aktuell auf den Geldmangel reagiert, ist jedoch ein Novum und nicht besonders vertrauenserweckend. Es dient in jedem Falle der Emotionalisierung der Angelegenheit und damit insbesondere dem Anliegen der Demokraten. Ein derartiges Offline-Aushängeschild für die rund 316 Millionen Amerikaner an die virtuelle Tür zum Heiligtum der Nation zu hängen zeugt von wenig Bemühen mit dem Problem selbst kämpfen zu wollen. Und wenn wir gerade bei den vielen Amerikanern sind, dann nehmen wir uns doch noch einmal zur Vertiefung der bösen Sache eine Zahl vor. Jene, deren Überschreitung Auslöser des Übels ist. Die Erreichung der Schuldengrenze von 16,7 Billionen Dollar (übrigens 52.848,10 Dollar pro Einwohner).
Damit das Volk den Spaß an der Angelegenheit behält, wollen wir doch gerade mal die Monatsbelastungen errechnen die sich für jene Leute ergibt die Steuern zahlen müssen, damit auch die Zinsen auf das frei erfundene Geld berippelt werden können. Wir unterstellen einmal, dass dies nicht sonderlich viel mehr als 160 Millionen Menschen in den USA sind (frei geschätzt). Nehmen wir weiter nur mal günstige 3 Prozent Zinsen an (ist in etwa der Schnitt für 10-jährige Staatsanleihen), dann beträgt der jährliche Zinsaufwand beim aktuellen Schuldenstand rund 500 Milliarden Dollar pro Jahr. Wenn wir diese Freude auf die erwähnten 160 Millionen Menschen gerecht verteilen, dann macht das pro Kopf 3.125,00 Dollar pro Jahr. Ein wahres Schnäppchen nicht wahr! Pro Monat dann nur 260,42 Dollar und das nur für Zinsen! Sollten die Zinsen, was schon gar nicht mehr geht, mal wieder angehoben werden, beispielsweise nur verdoppelt, bei 6 Prozent, verdoppelt sich auch gleich das errechnete Elend.
Ok machen wir uns noch einen weiteren Spaß um die US-Staatsschulden und unterstellen nur mal die völlig illusorische Situation, eben diese 160 Millionen potenten Amerikaner wollten das Finanzdebakel beenden und binnen 10 Jahren dazu noch die Schulden gänzlich tilgen (natürlich will das keiner wirklich). Dann erhöhte sich der jährliche Aufwand um 10.437,50 Dollar pro Nase (vereinfacht linear gerechnet ohne Anuitäteneffekt) und würde die erwähnte Gruppe sogleich mit 13.562,50 Dollar pro Jahr oder analog mit 1.130,21 pro Monat beuteln. Das ist natürlich noch billig, denn neben den Zinsen sind ja noch weitere laufende Staatsausgaben zu tätigen, so in etwas 2,5 Billionen pro Jahr (neben den Zinsen und ggf. Tilgung). Geben wir die noch fix hinzu, dann müssen der betroffenen Klientel nochmals 15.625,00 Dollar pro Nase und Jahr (1.302,08 Dollar pro Monat) aufgedrückt werden.
Nun, die Erfahrung seit der Gründung der USA widerspricht natürlich dieser ketzerischen These und infolgedessen wird die tatsächliche Auswahl der Lösungen zum erwähnten Problem sehr eingeschränkt bleiben. Absehbar wird es am Ende wieder heißen: „Geldschleusen auf” und weiter verschulden. Alternativ könnte man vielleicht noch einen Bürgerkrieg veranstalten, wenn schon kein Geld mehr für auswärtige Kriege vorhanden ist. Klar wissen wir, dass diese Finanzbombe irgendwann, so oder so, wird platzen müssen, da eine Entschuldung völlig utopisch ist.
Insoweit wird Obama weder ein unbezahlter Urlaub, noch das von uns angedichtete stimmungsmachende Reps Hate Cap weiterhelfen. Er beschränkte sich auf verbale Beschimpfungen der Boykotteure, sichtlich und hörbar ungehalten war er schon. Aber Amerika hat jetzt abermals die ernsthafte Gelegenheit erneut Weltgeschichte zu schreiben. Diesmal vielleicht als Auslöser der ersten größten Depression des 3. Jahrtausends, oder auch schlimmeres. Wir werden es spätestens in den kommenden 3 Monaten erfahren. Nur an eines denkt man scheinbar auch in Amerika nicht (mehr): an einen kompletten Systemumbau, eher wird man die Demokratie gänzlich in Grund und Boden fahren, die dort in weiten Teilen schon längst abgeschafft ist.
Das Foto ist der Beweis.
Der US-Präsident hat sich wegen der fehlenden Moneten bereits schwarz geärgert.
Was ist die “Finanzkrise”?
“Der Sparer erzeugt mehr Ware, als er selbst kauft, und der Überschuß wird von den Unternehmern mit dem Geld der Sparkassen gekauft und zu neuen Realkapitalien verarbeitet. Aber die Sparer geben das Geld nicht her ohne Zins, und die Unternehmer können keinen Zins bezahlen, wenn das, was sie bauen, nicht wenigstens den gleichen Zins einbringt, den die Sparer fordern. Wird aber eine Zeitlang an der Vermehrung der Häuser, Werkstätten, Schiffe usw. gearbeitet, so fällt naturgemäß der Zins dieser Dinge. Dann können die Unternehmer den von den Sparern geforderten Zins nicht zahlen. Das Geld bleibt in den Sparkassen liegen, und da gerade mit diesem Geld die Warenüberschüsse der Sparer gekauft werden, so fehlt für diese jetzt der Absatz, und die Preise gehen zurück. Die Krise ist da.”
(aus “Die Natürliche Wirtschaftsordnung durch Freiland und Freigeld”, 1916)
20 Jahre später bezeichnete der “Jahrhundertökonom” J. M. Keynes in seiner “Allgemeinen Theorie (der Beschäftigung der Politik)” dieses Phänomen, das sich zwangsläufig aus der Verwendung von hortbarem Geld mit Wertaufbewahrungs(un)funktion (Zinsgeld) ergibt, als “Liquiditätsfalle” – und beschrieb zwei Mittel, um sie hinauszuzögern: Erhöhung der Staatsverschuldung mit Ausgabe des Geldes für Projekte, die den Zinsfuß nicht senken (Löcher graben und wieder zuschaufeln, Kriegsrüstung, etc.), und Geldmengenausweitung.
Um aus der Liquiditätsfalle herauszukommen, gibt es bei der weiteren Verwendung von Zinsgeld nur eine Möglichkeit: Eine umfassende Sachkapitalzerstörung muss den Zinsfuß anheben. Diese früher sehr beliebte “Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln” konnte jedoch nur solange der “Vater aller Dinge” sein, wie es noch keine Atomwaffen gab!
Was ist Politik?
„Im Grunde ist Politik nichts anderes als der Kampf zwischen den Zinsbeziehern, den Nutznießern des Geld- und Bodenmonopols, einerseits und den Werktätigen, die den Zins bezahlen müssen, andererseits.“
Otto Valentin („Warum alle bisherige Politik versagen musste“, 1949)
Was nun?
Silvio Gesell: “Wer es vorzieht, seinen eigenen Kopf etwas anzustrengen, statt fremde Köpfe einzuschlagen, der studiere das Geldwesen” (und eben nicht die ganz hohe Kunst, etwas im Grunde so Einfaches wie das Geld NICHT zu verstehen):
http://opium-des-volkes.blogspot.de/2013/10/wohlstand-fur-alle.html