Im Zuge eines Tourstopps seiner aktuellen Solotour mit dem Programm “Meister Yodas Ende” hat sich Georg Schramm eine ganze Stunde Zeit genommen, um sich mit NEOPresse ausführlich über seine Karriere, seine Pläne für die Zukunft, als auch über die Krise in Europa, die Qualität der Bundesregierung, seine persönlichen politischen Ambitionen und die politische Landschaft in Deutschland unterhalten. Das Gespräch führte Stefan Hofbauer.
Zur Person Georg Schramm: Georg Schramm ist vielen bekannt aus den politisch-satirischen Fernsehsendungen „Scheibenwischer“(ARD) und vor allem „Neues aus der Anstalt“ (ZDF). Er wurde mit nahezu allen namhaften Kabarettpreisen des deutschsprachigen Raums ausgezeichnet, darunter der Deutsche Kleinkunstpreis, der Salzburger Stier und der Schweizer Kabarettpreis Cornichon. Mehr zur Person und Biographie auf www.georg-schramm.de.
NEOPresse.com: Vielen Menschen sind Sie bekannt aus „Neues aus der Anstalt“ (ZDF) sowie vom „Scheibenwischer“ in der ARD. Bei beiden Formaten sind Sie nach einiger Zeit wieder ausgeschieden. War das Fernsehen nicht Ihr Metier oder woran ist es gescheitert?
Georg Schramm: „Neues aus der Anstalt“ ist gar nicht gescheitert. Ich habe beides zusammen fast 10 Jahre gemacht. Eine Livesendung im Abstand von 4 bis 6 Wochen, da ist man einem natürlichen Verschleiß unterworfen. Es gibt nur wenige, die das auf gleichbleibend hohem Niveau durchstehen. Beim „Scheibenwischer“ konnte ich mich mit den Kollegen nach dem Abgang von Dieter Hildebrandt über die Konzeption der Sendung nicht mehr einigen. Ich bin dann ausgeschieden, weil ich die Sendung gerne anders gestaltet hätte, alle anderen aber zufrieden waren.
„Neues aus der Anstalt“ war für mich eine große Anstrengung, aber auch ein großes Vergnügen. Ich habe aufgehört bei „Neues aus der Anstalt“, weil ich gemerkt habe, dass ich nicht mehr beides schaffe: Bühne und eine sehr zeitaufwändige Fernsehsendung. Ich musste eine Entscheidung treffen. Ein Jahr vor dem Abschied hatte ich mich noch für die Fernsehsendung entschieden und keine Tournee gemacht, ein Jahr später war dann eben die Bühne dran. Ich hatte ein neues Programm und habe mich dann für die Bühne und gegen die Sendung entschieden. Das habe ich auch nicht bereut. Eine zentrale Rolle in einer Fernsehsendung und eine Tournee nebenbei wäre nicht zu schaffen gewesen. Ich habe mit dem Urban (Priol Anm. d. Red.) 36 Sendungen gemacht und bin erhobenen Hauptes und zufrieden gegangen, dass ich nicht erst gegangen bin, weil das ZDF mir den Rat gegeben hat.
NEOPresse.com: Ein kurzer Exkurs zu den „öffentlich Rechtlichen“: Es gab ja in Deutschland große Diskussionen um die „Zwangsgebühr“. Diese wiederum verweisen auf die Notwendigkeit der Gebühren, um die Unabhängigkeit zu wahren. Wie unabhängig sind die „öffentlich Rechtlichen“ tatsächlich? Wären Ihre deutlichen Aussagen gegenüber deutschen Politikern auch in einer Sendung möglich gewesen, die keinen satirischen Charakter hat?
Schramm: Gute Frage, ich vermute eher nicht. Die Sendung war zurecht im Unterhaltungsbereich angesiedelt. Thomas Bellut, damals noch nicht Intendant, sondern Programmdirektor, hat sich vor uns gestellt und an unsere Vernunft appelliert, die Freiräume so zu nutzen, dass wir erhalten bleiben, aber nicht als Drohung sondern als Hinweis.
Wenn man bedenkt, wie übel die Politik, und hier insbesondere die CDU natürlich, dem Chefredakteur im politischen Teil des ZDF reingeredet hat, damals hat die CDU verhindert, dass der Vertrag des anerkannten und geschätzten politischen Kopfes des ZDF, Nikolaus Brender, verlängert wurde, da kann man dann nicht generell sagen, die Unabhängigkeit ist gegeben. Über den Beirat regiert die Politik massiv in ZDF und ARD rein, also haarsträubend und eigentlich nicht verfassungsgerecht, um es höflich zu formulieren. Das Ausmaß der Einmischung ist eigentlich ein Verstoß gegen den Vertrag der öffentlich Rechtlichen. Die Gebühren wären eigentlich nur gerechtfertigt, wenn das Programm tatsächlich eine Alternative zu den Privatsendern wäre, aber ein erschütternd großer Teil des Programms ist keinen Deut besser als das der Privaten und diesen Vorwurf muss man auch als (Zwangs)Gebührenzahler sehr deutlich erheben. Ich bin gespannt, wann es die ersten Klagen gibt.
NEOPresse.com: Trotzdem finden sich Aussagen, wie Sie sie in der Sendung gemacht haben, nicht im Privatfernsehen. Auch die politisch noch etwas explizitere Sendung „heute-show“ mit Oliver Welke läuft ja auch beim ZDF.
Schramm: Also Sie haben ja jetzt den Satire Gipfel in der ARD nicht erwähnt, ich vermute mit Absicht. Das ZDF hatte ja über viele Jahre den Ruf, Satire und politisches Kabarett nicht mehr zu wollen. 27 Jahre lang Moratorium waren das, nachdem sie Dieter Hildebrandt mal den Hahn abgedreht hatten, weil er ihnen zu deutlich wurde. Nach 27 Jahren Pause, haben sie uns dann aber ziemlich frei arbeiten lassen, das muss ich sagen.
Wir hatten einmal eine Ermahnung bekommen, weil wir uns zu hartnäckig und in jeder Sendung mit dem damaligen Bundespräsidenten Köhler angelegt haben.
NEOPresse.com: Das Bild an der Wand …
Schramm: Ja, das wir dann langsam verrotten ließen und anschließend mit einer Sackkarre überfahren haben. Dafür sind wir dann einmal ermahnt worden. Also haben wir in der nächsten Sendung nur noch Lobendes über Köhler gesagt und Urban Priol hat das Bild geküsst. Daraufhin hat der Programmdirektor dann gesagt, „macht einfach so weiter, ich habs kapiert; Es wird nur schlimmer, wenn man etwas sagt“. Aber das waren ja Auseinandersetzungen, die eher Spaß gemacht haben. Von Zensur kann man nicht reden.
NEOPresse.com: Zur deutschen Politik: Sie haben ja die Politik einer Angela Merkel immer scharf kritisiert.
Schramm: Nein, ich kritisiere die Politik des selbst ernannten „bürgerlichen Lagers“, da lege ich großen Wert darauf! Ich hab nie dezitiert die Politik von Angela Merkel kritisiert, weil die ja fast nicht erkennbar ist. Ich kritisiere die Politik dieser Regierung. Es ist die schlechteste Regierung, die die Bundesrepublik je gehabt hat. Merkel ist für die Richtlinien verantwortlich, aber meine Kritik richtet sich nicht ausschließlich gegen Angela Merkel. Das muss man breiter fassen. Die FDP hat großes Unheil angerichtet in den letzten Jahren.
NEOPresse.com: Es formieren sich in Deutschland laufend, mehr oder weniger erfolgreich, neue Parteien. Aktuell gerade die „Alternative für Deutschland“. Wie schätzen Sie die politische Landschaft ein? Gibt es für den Wähler tatsächlich Alternativen?
Schramm: Also ich begegne zunehmend, vor allem jüngeren Leuten, die dieser Auffassung sind, dass es letztlich schon „wurscht“ ist. Das sehe ich aber nicht so.
In einem Punkt stimme ich überein und das ist die schwere Wirtschafts- und Finanzkrise der Europäischen Union. Da gibt es tatsächlich keine Alternative außer den Linken im Prinzip und jetzt eben diese AfD. Da ist es tatsächlich so, dass es einen Mainstream gibt und die Leute zunehmend der Überzeugung sind, dass ihnen die Wahrheit vorenthalten wird. Jean Claude Juncker hat ja in einem Interview mit dem „Spiegel“ wortwörtlich gesagt, dass man in solch bedeutenden Fragen lügen muss und den Leuten nicht die Wahrheit sagen kann und wenn man etwas will, was der Wähler nicht will, dann muss man eine Politik der kleinen Schritte betreiben, bis es kein Zurück mehr gibt. Und das ist exakt was passiert. Von daher ist es nicht einmal Täuschung, es wird einfach nicht zur Kenntnis genommen. Da habe ich das Gefühl, dass die Wahl klein ist. Die SPD und die Grünen könnten sich nicht entscheiden, hier eine ganz klare Linie zu fahren, vielleicht ergibt sich das noch im Laufe des Wahlkampfes, dass Peer Steinbrück den Mut findet.
Die Alternative zeichnet sich nur sehr langsam ab. Das ist übrigends ein Problem, das nicht nur in Deutschland existiert, sondern in vielen Ländern. Die „Alternative für Deutschland“ wäre für mich sicher keine politische Alternative weil sie sehr eng gefasst ist. Sie wird in den nächsten Monaten beweisen müssen, ob sie sich gegen den rechten Rand abgrenzt oder ob sie das nicht macht. Unterlässt sie das, ist die AfD sowieso gleich wieder weg vom Fenster. Wenn die AfD das macht, diskutiert man ja in Deutschland, dass sie der einzige Faktor sein könnte, der Angela Merkel vom Thron stößt. Alleine dafür müsste man diese Partei eigentlich schon mögen.
NEOPresse.com: Peer Steinbrück scheint ja als Wahlkampfhelfer für Angela Merkel aufzutreten.
Schramm: Unfreiwillig.
NEOPresse.com: So dilettantisch kann doch ein Team der SPD nicht agieren, zumal Peer Steinbrück kein Politneuling ist?
Schramm: Sie haben fast den Verdacht, dass da Sabotage betrieben wird. Manchmal könnte man den Eindruck gewinnen. Man denkt, es kann nicht sein, dass man so viele Fehler immer wieder von Neuem macht.
Das Andere ist, dass die Medienlandschaft in Deutschland vom Bertelsmann Konzern und vom Springer Konzern sehr stark geprägt ist. Die Chefinnen von Bertelsmann und Springer, Liz Mohn und Friede Springer, sind beide enge Freundinnen von Angela Merkel. Dieses Hoch von Angela Merkel wird auch getragen von einer Medienmacht in Deutschland, die ganz eng an ihrer Seite steht, wobei das natürlich keine Entschuldigung dafür sein darf, dass Peer Steinbrück und sein Wahlkampfteam solche Fehler macht. Dass die Anderen sich darauf stürzen ist normal, das würde jeder machen. Als Problem steckt auch dahinter, dass es an Angela Merkel schwer zu ertragen ist, dass sie zu nichts eindeutig Stellung bezieht. Sie bezieht wortreich keine Stellung.
NEOPresse.com: Ist aber im politischen Geschäft eine geschickte Taktik?
Schramm: Sie hält sich aus politischen Fragen heraus, verkauft das aber als Politik. Das Bild, dass die Kanzlerin den Finger reckt, aber nicht um zu zeigen wo es lang geht, sondern um zu prüfen woher der Wind weht, das ist leider richtig. In dieser kritischen Phase der gesamteuropäischen schweren Krise kann sich das noch als fatal erweisen. Das dauert noch ein wenig, aber ich fürchte, das wird sich als schwerer Fehler erweisen was sie uns da als Politik verkauft. Peer Steinbrück gibt zu wenig zu erkennen, was die Alternative sein könnte und ein Großteil der Presse hat kein Interesse zu zeigen, dass es eine Alternative gibt.
NEOPresse.com: Wobei Peer Steinbrück ja zu seiner Zeit in der Regierung die Bankenrettung, in Zusammenarbeit mit Jörg Asmussen, ja entscheidend veranlasst hat!?
Schramm: Die beiden haben eifrig daran gearbeitet, den Turbo-Finanzkapitalismus in Deutschland hoffähig zu machen. Da besteht kein Zweifel daran und Asmussen hat dabei keine kleine Rolle gespielt.
Er ist jedoch der einzige, der sagt, er hat in diesem Zusammenhang Fehler gemacht. Er macht jedoch nicht deutlich, was er jetzt grundlegend anders machen würde.
NEOPresse.com: Ist das (europäische) Modell der repräsentativen Demokratie eine Fehlkonstruktion und als gescheitert zu betrachten, Stichwort: Direkte Demokratie? Politiker ist ja zum reinen Karriereberuf geworden.
Schramm: Also ich lebe ja nahe der Schweizer Grenze schon seit vielen Jahren und ich beobachte mit großer Neugierde schon seit langer Zeit wie politisiert die Stimmung im Alltagsgespräch durch die Volksabstimmungen zu ganz grundsätzlichen Fragen immer wieder ist. Das ist ein interessanter Kontrast. Die Regierung in der Schweiz ist ja eine Allparteienregierung. In der Schweiz sind sämtliche Parteien in der Regierung. Das ist unvorstellbar eigentlich, aber sie haben ihre regelmäßigen Volksabstimmungen und davon wünsche ich mir bei uns mehr.
Die Gefahr von der Sie reden sehe ich auch. In Griechenland hat der Papandreou ja vorgeschlagen, dass er das Volk befragt zum Sparkurs. Dafür ist er innerhalb von zwei Tagen von Merkel, Sarkozy und anderen Regierungschefs zu Sau gemacht worden, nach Strich und Faden. In Italien sind sie entsetzt darüber, dass der Lieblingskandidat aller Europäer bei den Wählern komplett durchgefallen ist. Manche sagen, er wäre durchgefallen, weil er ja gar kein italienischer Kandidat war, sondern der Kandidat von Merkel, Juncker und Sarkozy. Ich glaube, dass der Grund, warum jetzt auf diese „Offshore-Leaks“ so reagiert wird, in der zunehmenden Angst der etablierten Parteien vor dem nächsten Wahltermin liegt. Da erwarten uns in den nächsten Jahren einige Überraschungen. Als Beispiel in Griechenland, da könnte es passieren, dass die Rechtsradikalen zweitstärkste Partei werden. Dann ist das Land komplett unregierbar.
NEOPresse.com: Ein Artikel auf NEOPresse vor einiger Zeit hat auf satirische Weise vorgeschlagen, dass Sie, Kollege Pelzig und Kollege Pispers zur deutschen Bundestagswahl antreten und den Grillo-Effekt nutzen. Wie wahrscheinlich ist Georg Schramm als deutscher Grillo?
Schramm: Also erstens möchte ich nicht zum Grillo werden, weil der auch ein paar Zungeschläge drauf hat, die mich sehr beunruhigen, auch wenn Dario Fo ihn für fehleingeschätzt hält. Der Grillo-Effekt wäre ja großartig, aber der wird bei uns nicht eintreten, weil das politische System in Deutschland in den Augen der Wählermasse nicht so verrottet ist wie in Italien. Ich bin ein energischer Kritiker unseres Politikbetriebs, aber in Italien hat die Selbstbedienungsmentalität der Politiker ein Ausmaß angenommen wie es bei uns unvorstellbar wäre. Dazu kommt, dass wir ja, warum auch immer, ein Nutznießer der gegenwärtigen Verhältnisse sind. Wir sparen jedes Jahr große Milliardenbeträge.
NEOPresse.com: Aber das gilt nicht für die breite Bevölkerung.
Schramm: Nein.
NEOPresse.com: Aber das sind die Wähler.
Schramm: Es ist ja ein Phänomen, das bei uns noch schwächer ausgeprägt ist als in den USA. Dort wählen die Menschen ja geradlinig gegen ihre eigenen Interessen. Bei uns tun sie das von einem bestimmten Punkt aus betrachtet auch. Aber das ist nicht die Stimmung im Land.
Trotzdem haben wir in Deutschland eine relativ geringe Arbeitslosenrate und eine gottseidank noch relativ niedrige Jugendarbeitslosigkeit im Vergleich zu anderen Ländern, war besonders wichtig für unsere Zukunft ist. Wir haben im Vergleich ein relativ gut funktionierendes soziales Absicherungssystem, auch wenn ich dieses im Detail heftig kritisiere. Es gibt keine Wechselstimmung in Deutschland. Noch nicht mal zu Rot-Grün hin, geschweige denn zu einem Grillo-Effekt.
Ich habe mich ja leichtsinnigerweise der Auffassung verschrieben, dass ich auf die Frage ob ich Bundespräsident, der in Deutschland gar nicht vom Volk gewählt wird, werden möchte zu sagen, an dem Tag, an dem er vom Volk gewählt würde, müsste ich wahrscheinlich gegen Franz Beckenbauer und die Bild Zeitung antreten, oder eher Günther Jauch. Franz Beckenbauer ist zu alt. Günther Jauch würde dann als Präsidentschaftskandidat von Friede Springer auf das Schild gehoben werden. Gegen Günther Jauch, da würde ich dann unter Umständen zu meiner Frau sagen:
„Gut, hiermit ist unser Familienleben zerstört, ich kandidiere“.
Sich in der Politik stark zu engagieren ist ein völlig anderes Pferd als politisches Kabarett zu machen. Aber auch in Island hat ein gediegener Komiker (Jon Gnarr, Regionalwahl in Reykjavik Anm. d. Red.) einen beachtlichen Wahlerfolg gefeiert und den etablierten Parteien gehörigen Schrecken eingejagt.
Mein persönlicher Ehrgeiz ist sehr klein, man müsste mich an meiner preußischen Ehre packen.
Man weiß ja nicht, was die Zeiten noch bringen. Ich bin überzeugt, wir werden in Zukunft in Europa noch einige Überraschungen erleben.
NEOPresse.com: Apropos Überraschungen: In jüngster Vergangenheit sind einige Dinge passiert, welche noch vor einigen Monaten oder Jahren für unmöglich gehalten wurden und als pure Verschwörungstheorie abgetan wurden. Dazu gehören, Bankenpleiten, Staatspleiten und jüngst die Enteignung von Sparer direkt vom Bankkonto. Worauf muss sich die Bevölkerung im Zuge der Krise noch gefasst machen?
Schramm: Die Menschen müssen damit rechnen, dass das deutsche Erfolgsmodell, das ja auf dem Misserfolg der wirtschaftlichen Konkurrenten beruht, an seine Grenzen stößt oder schon gestoßen ist. Da bin ich mir relativ sicher. Ob wir das in Deutschland als sanfte Landung hinbekommen oder als Absturz, das weiß ich nicht. Wir müssen uns darauf einrichten, dass das deutsche Erfolgsmodell nicht für andere funktioniert. Zu anderen zu sagen, ihr müsst agieren wie wir, dann geht es euch genauso gut, KANN nicht funktionieren.
Das ist eine der größten Lügen der Gegenwart.
Das deutsche Wachstum und der Handelsüberschuss basiert auf dem Handelsdefizit der anderen. Das eine geht nicht ohne das andere. Wir bleiben nicht die Insel der Seligen. Die Krise in Griechenland, Spanien und Italien wird auf uns zurückschlagen. Selbst Frankreich ist in einer schwierigen Situation. Die europäische Idee, die ich für sehr wertvoll halte, wird allein unter wirtschaftlichen Aspekten unter schwersten Druck geraten. Das befürchte ich kurz und mittelfristig.
Langfristig verlieren wir ja vor lauter „uns in die Hosen scheissen“ um einen Absturz des Euro, dass wir geradewegs in eine Klimakatastrophe laufen. Das Tempo wird sich beschleunigen, da die wirtschaftlichen Schwierigkeiten dazu genutzt werden, die Nachhaltigkeit des Wachstums wieder auszubremsen. Es ist ja kaum noch Thema. Die Emissionszertifikate zu reduzieren und über teureren Energieverbrauch die Wirtschaft in eine andere Richtung zu lenken, ist maßgeblich am deutschen Widerstand gescheitert. Das sehe ich mittelfristig als großes Problem.
Was mich darüber hinaus beschäftigt ist der zunehmende Verfall von Staaten und die Zunahme von militärischen Konflikten die keinen Regeln mehr gehorchen und asymmetrisch geführt werden. Die zunehmende Privatisierung von Gewalt, also der Markt ausserhalb der regulären Armeen, hat glaube ich ein Volumen von 200 Milliarden Dollar pro Jahr erreicht. Das sind Dinge, die mich sehr beunruhigen.
NEOPresse.com: Ist die europäische Mittelschicht so stark unter Druck wie befürchtet oder propagiert?
Schramm: Ich denke, dass das eine sehr heterogene Gesellschaftsschicht ist. Es gibt ja das Phänomen, dass sich in Umfragen 80% der Menschen zur Mittelschicht zählen. Es gibt ernsthafte Studien, die besagen, dass in den letzten 10 Jahren 5 Millionen Menschen, rein materiell, von der unteren Mittelschicht in die Unterschicht abgestürzt sind, das aber nicht zugeben. Es gibt Länder, in denen die Mittelschicht wie bei uns nie existiert hat, aber ich glaube, dass die Mittelschicht gesamteuropäisch gesehen tatsächlich unter Druck gerät. Wie sie darauf reagiert weiß ich nicht, keine Ahnung.
Das Fatale aus deutscher Sicht zumindest ist, dass politische Innovation aus der Unterschicht, die eigentlich am stärksten unter Druck steht, gar nicht kommt. Das sind die Leute, die sich am ehesten den Wahlen verweigern. Die innovativen Kräfte tauchen aus dem aufgeklärten Bürgertum auf, was ich vor 10 Jahren noch nicht freiwillig geäußert hätte. Welche Innovationen kommen noch aus der SPD? Aus der Unterschicht kommt gar nichts, es sei denn eine Revolte gegen Dieter Bohlen vielleicht. Die Linke ist ja in der Unterschicht überhaupt nicht verankert, was politisch gesehen ja eigentlich das Sprachrohr sein müsste.
NEOPresse.com: War die Krise ein unvorhersehbarer, chaotisch ablaufender Zufall, liegt die Schuld bei den angeblich koksenden Bankern oder wird die Krise gesteuert und benutzt?
Schramm: Nein es war weder unvorhersehbar noch ist es chaotisch. Es ist eigentlich ziemlich zielstrebig abgelaufen. Die Macht des Finanzkapitalismus konnte sich ja nur so explosionsartig ausbreiten, weil die Staaten in ihrer absoluten Mehrheit sich von den Finanzkapitalisten abhängig gemacht haben, in dem sie eine lustige Schuldenpolitik betrieben haben. Mit dieser Schuldenpolitik konnten sie den Wählern ein Wachstum vorgaukeln, das durchwegs auf Pump finanziert war. Der Zuwachs der Schulden der Bundesrepublik Deutschland in den letzten 10 bis 15 Jahren sind fast deckungsgleich mit der Zuwachs des Volksvermögens.
Einer der Haken an der Sache ist, dass die Schulden von allen bedient werden müssen, während die Vermehrung des Volksvermögens zu 95% in die obersten 1-2% der Wohlhabenden gegangen ist. Die breite Masse hatte keinen Zuwachs.
NEOPresse.com: Was man mittlerweile an realen Daten ablesen kann.
Schramm: Vor kurzem kam ja die Studie der EZB heraus, in der erstmals, ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben, als Gradmesser der Vermögensverteilung der Einkommensmedian und nicht der Durchschnitt herangezogen wurde. Ich hab den Unterschied zwischen Durchschnitt und Median über Jahre versucht in mein Programm einzubauen und habe die Leute tötlich gelangweilt damit.
NEOPresse.com: Diese Studie ist die erste von quasi höchster Stelle, welche transparent macht, was viele schon gespürt haben.
Schramm: Ja, und was machen sie jetzt damit? Sie relativieren es. Jeden Tag gibt es fünf Meldungen, dass das alles nicht so ernst genommen werden darf.
NEOPresse.com: Das war zu erwarten.
Schramm: Ja, es war auch zu erwarten, dass sie funktioniert, die Beschwichtigung.
NEOPresse.com: Bei seinem Auftritt in der Harald Schmidth Show halt Rolf Hochhut zu einer gewaltsamen Revolution aufgerufen. Seiner Meinung nach sind gutgemeinte Parlamentsbeschlüsse nicht wirksam im Kampf, um den Stellenwert der sozialen Aspekte der Politik und die Änderung dieser zugunsten einer sozialen Marktwirtschaft. Würden Sie dem zustimmen?
Schramm: Hier hat Herr Hochhut leicht reden, da er sich ja mittlerweile in einem Alter befindet, wo er selbst nicht mehr direkt beteiligt wäre und die Folgen von der Generation seiner Enkel ausgebadet werden müssen.
Generell haben wir noch viel zu verlieren. Das ist ein Aspekt und der zweite ist, bei solchen Unruhen ist der Ausgang immer offen, das muss nicht automatisch zum Besseren führen. Also ich bin misstrauisch und sehr ängstlich in der Beziehung.
NEOPresse.com: Sie sehen also noch Chancen, über das gegenwärtige Politische System einen Wandel herbeizuführen?
Schramm: Ich hoffe es, ich hoffe es ausserordentlich. Ein Auseinanderbrechen der Europäischen Union, nicht des Euro, das ist für mich nicht das Problem, würde die Gefahr bergen, dass das bei einem Teil des Bürgertums mühsam erkämpfte europäische Gefühl auf der Strecke bleiben würde. Dann könnten Leute wie Berlusconi die Gewinner sein. Wenn es zu sozialen Unruhen kommt, dann nationalisiert sich der Konflikt jeweils wieder, obwohl es eigentlich ein internationaler Konflikt ist. Dann wäre meine Sorge, dass rechtsradikale und rechtspopulistische Figuren wie Berlusconi oder Le Pen davon profitieren würden. Das steckt hinter meiner Angst vor sozialen Unruhen. Ich glaube nämlich, dass die Linke davon gar nicht profitieren würde.
Gleichzeitig darf man das nicht zu schwarz sehen. Ich habe ja in Interviews immer wieder gesagt, dass die Protestaktionen rund um Stuttgart21, die ja in Deutschland für das Bürgertum eine bedeutende Rolle gespielt haben, ihre Wirkung in den Hinterköpfen sehr vieler Politiker nicht verfehlt haben. Viele Aktivisten glauben ja, sie wären gescheitert. Ich sage jedoch immer, dass sie überhaupt nicht gescheitert sind. Die Botschaft ist bei vielen Politikern sehr genau angekommen. Wozu die Leute in Stuttgart fähig waren. Wozu die Leute fähig sind, wenn sie wirklich unzufrieden sind. Die Demonstranten in Stuttgart waren ja Menschen aus der bürgerlichen Mitte, aus dem konservativen Bürgertum und die SPD war praktisch nicht vertreten. Die SPD ist ja bis heute für den Bahnhof.
NEOPresse.com: Die Proteste haben viele Politiker aufgeschreckt, wozu auch der zufriedene und sanftmütige deutsche Bürger fähig ist?
Schramm: Ja, ich glaube auch, ein Teil der momentanen Bereitschaft den sehr wohlhabenden Steuerflüchtlinge genauer auf die Finger zu schauen, ist eine Mischung aus völlig leeren Staatskassen und einer Angst vor dem Wähler. Die Debatte, welche aufgrund der „Offshore-Leaks“ entstanden ist, ist ja schon einmal ein schöner Anfang. Wenn man sieht, welchen Wirbel das verursacht hat, in der Hoffnung, dass dieser Wirbel sich nicht binnen Wochenfrist wieder legt.
NEOPresse.com: Wird sich legen! Ausser Friede Springer verstärkt den Druck.
Schramm: Aach, Sie rauben einem jede Hoffnung! Ich hoffe Sie haben unrecht!
NEOPresse.com: Den Leuten ist nicht bewusst, welch drastischen Einfluss ähnliche Steuererleichterungen für ihren eigenen Lebensstandard hätten.
Schramm: Die Leute kapieren nicht, was es heißt, dass jährlich eine Billion Euro aus den Händen des Staates verschwindet bzw. erst gar nicht in die Hände des Staates kommt.
NEOPresse.com: Apropos Hoffnung: Ein Leser bzw. Autor von NEOPresse hätte folgende Frage an Sie: „Wie hilfreich bzw. hilflos fühlt sich ein politischer Kabarettist in der heutigen Zeit?“
Schramm: Auf einer Skala von 0 bis 10? Neun! Wenn zehn völlig hilflos ist, ist der politische Kabarettist Georg Schramm bei neun. Und dem Leser können Sie noch ein Zitat mitgeben, auf die Frage, „Warum machen Sie es dann überhaupt?“.
Zwei Gründe:
Meine tiefe Resignation wird merkwürdigerweise zunehmend von jungen Leuten aufgefasst die hinterher zu mir kommen uns sagen, ich finde es toll, dass sie es machen. Das gibt mir was. Ich selber spüre es schon gar nicht mehr. Aber es gibt Leute, denen es etwas gibt. Das ist schön.
Der zweite Satz, das ist der ultimative Satz über die Wirkungsweise des politischen Kabaretts und zwar von einem ganz Großen, von Matthias Beltz, der sich leider mit 57 Jahren vom Acker gemacht hat. Der Matthias Beltz hat auf die Frage, was er mit seinem politischen Kabarett erreichen möchte mal geantwortet, und da gibt es dann auch nichts hinzuzufügen:
„Ich möchte die Menschen auf ihrem Weg von der Hoffnungslosigkeit über die Trostlosigkeit in die Aussichtslosigkeit begleiten.“
Er hat dann hinterher immer eine Flasche Chardonnay aufgemacht und diese auch getrunken.
NEOPresse.com: Und die Hoffnungslosigkeit heruntergespült?
Schramm: Ja! Den Satz habe ich von ihm einmal gehört und er ist seitdem in meinem geistigen Gepäck. Man könnte noch eine dritte Antwort anführen. Ich glaube, wenn ich mich nicht mehr über das Ganze aufregen würde, ich glaube dann würde ich platzen. Ich würde ersticken oder platzen. Wahrscheinlich ersticken.
NEOPresse.com: Bezüglich Hoffnungslosigkeit: Sie sind ja Vater von drei Kindern. Was raten Sie Ihren Kindern bzw. generell jungen Menschen? Sich anzupassen oder Widerstand zu leisten?
Schramm: Meine Kinder sind keine politischen Querulanten. Meine Töchter haben ein klares politisches Bewusstsein, sind jedoch weit davon entfernt, sich politisch zu engagieren. Mein Sohn ist politisch mäßig interessiert und ich versuche ihm beizubringen, seinen Weg zu finden, für den er sich nicht zu schämen braucht und in den Spiegel schauen kann. Das ist schon eine ganze Menge.
NEOPresse.com: Wäre es besser für junge Menschen, sich der Hoffnungslosigkeit gar nicht bewusst zu werden?
Schramm: Genau das wäre ihnen zu wünschen, dass sie sich der Aussichtslosigkeit nicht bewusst sind, sondern das Auflehnen gegen die Dinge, die Ihnen die ältere Generation vorsetzt, als Teil des Erwachsenwerdens begreifen. Wie sie das dann ausgestalten, das weiss man im Einzelfall dann nicht, aber die Entpolitisierung des Alltags hat bei jungen Menschen schon unglaubliche Ausmaße angenommen. Obwohl das jede Generation immer über die folgende Generation gesagt hat.
NEOPresse.com: Viele meinen, es macht keinen Unterschied welche „Farbe“ sie wählen!
Schramm: Ich weiss es nicht. Ich will es nicht wahrhaben, dass es keinen Unterschied macht. Ich sehe die Alternativen eher, dass sie sich in Bürgerbewegungen und regionalen Aktionsbündnissen zusammentun für einen bestimmten Zweck und anschließend evtl. wieder auseinanderlaufen. Das ist natürlich eine ganz andere Form des gesellschaftspolitischen Engagements, als in eine Partei einzutreten.
Ich habe noch keinem meiner Kinder vorgeschlagen, in eine Partei einzutreten und das für mich selber auch immer ausgeschlossen. Aber ein gesellschaftliches Engagement, das erwarte ich schon von meinen Kindern. Ob das dann erst auf den zweiten Blick politisch ist, das ist mir völlig egal. In der Region, in der ich lebe, die im Vergleich zu anderen deutschen Regionen eine sehr niedrige Arbeitslosenrate hat, erlebe ich das gesellschaftliche Engagement in Gruppen oder gemeinnützigen Vereinen als großen Stabilitätsfaktor.
NEOPresse.com: Aber der Eintritt in das politische System ist aussichtslos für junge Menschen?
Schramm: Nicht aussichtslos, aber da muss man schon ganz besonders gestrickt sein, um das auf sich zu nehmen.
Man darf auch den Spaßfaktor nicht geringschätzen und von oben herab als alter Sack behaupten: „Ihr wollt ja nur Spaß haben!“. Es ist auch ein gewisses Recht, dass das Engagement Spaß machen sollte und das ist beim politischen Engagement nicht wirklich zu erkennen.
Es gab ja mal eine Zeit bei der 68 Bewegung, da waren die besten Mädels zufrieden, wenn man in linken Gruppen agiert hat. Das war für nicht wenige die Triebfeder. Meine Mutter z.B. hat gesagt, sie hat mit den Kommunisten geliebäugelt, weil die am besten aussahen und die besten Redner waren (lacht).
NEOPresse.com: Wahlen bringen also keine echten Alternativen und sich in politischen Parteien zum Entscheidungsträger befördern zu lassen ist auch keine verlockende Option. Was tun?
Schramm: Wahrscheinlich muss man den Opportunismus der etablierten Parteien benutzen. Angela Merkel hat ja aus Angst vor dem Wahlbevölkerung ihre Atompolitik rückgängig gemacht. Nicht aus Angst vor einem GAU. Sie hat aus Angst davor, dass die Angst der Bevölkerung sich gegen sie wendet aus rein opportunistischen Gründen ihre Entscheidung rückgängig gemacht. Sie hat also aus Angst vor dem Wahlvolk das Richtige getan. Nicht aus eigener Überzeugung.
NEOPresse.com: Ist das Ihre Vorstellung von gesellschaftspolitischem Engagement, den Druck aufzubauen?
Schramm: Ja. Ich weiss, dass ohne Fukushima auch der Kretschmann auch nicht Ministerpräsident in BW hätte werden können. Das ist ein bitterer Beleg dafür, dass es schwere Katastrophen braucht damit die Leute zu Verstand kommen. Die Energiewende der Kanzlerin war ja die Wende von der Wende, das wissen wir alle, aber es war Angst vorm Wahlvolk.
Wenn sie jetzt auch noch als Angst vor dem Wahlvolk offen gesagt hätte, ich bin für einen Mindestlohn und wenn das mit der FDP nicht zu machen ist, dann machen wir es mit jemanden anderen, dann hätte sie aus Angst vor dem Wahlvolk das Richtige getan. Aber da ist der Druck nicht stark genug. Fukushima taugt nicht dafür und ein Asteroideneinschlag ist etwas unspezifisch (lacht).
NEOPresse.com: Zum Abschluss etwas persönliches: Die Figur in Ihrem aktuellen Programm Lothar Dombrowski findet sich in der Welt der Senioren bzw. der Welt der Ausgemusterten nicht richtig zurecht. Der Mensch Georg Schramm tritt bald kürzer, wie ist der Ausblick auf das Alter?
Schramm: Von den politischen Entwicklungen habe ich ja eine Vorstellung, düster. Wenn ich in diesen düsteren Rahmenbedingungen halbwegs gesund bleibe, dann hätte ich noch eine Weile Spaß mitzumischen, zu Essen, zu Trinken und zu Streiten. Dafür etwas mehr Zeit zu haben als in den letzten zehn Jahren.
NEOPresse.com: Mehr Zeit wobei mitzumischen?
Schramm: Zum Beispiel jungen Leuten ausladende, überlange Interviews zu geben und nicht sagen zu müssen, ich habe 10 Minuten Zeit und danach muss ich einen Text für „Neues aus der Anstalt“ schreiben. Ich bleibe politisch engagiert und gehe zu wohltätigen Veranstaltungen, für die ich sonst gar keine Zeit gehabt hätte.
NEOPresse.com: Wie sehen die Pläne für die Zukunft aus? Jetzt steht ja der Abschied von der Bühne an.
Schramm: Das ist kein Abschied von der Bühne, sondern von der Solotournee, aus diesem engen Rahmen eines Tourprogramms das zwei Jahre im voraus festgelegt ist. Andernfalls müsste ich jetzt schon wieder an einem neuen Soloprogramm sitzen. Ich habe Pläne, noch ein paar Sachen zu machen mit Kollegen, die ich sehr schätze, aber das sind dann keine Solounternehmungen mehr. Vielleicht mache ich auch mal einen Themenabend oder eine Lesung zu einem Thema, aber nichts, was dann für zwei Jahre einen bundesweiten Tourneecharakter haben soll. Das gibt auch die Freiheit, Anfragen von Aktionsbündnissen oder Organisationen anzunehmen und dort z.B. eine halbe Stunde aufzutreten. Ich hatte in den letzten Jahren viele Anfragen von Aktionskreisen, zu denen ich nur sagen konnte, es ist eine tolle Sache die ihr macht, aber es tut mir leid ich habe leider keine Zeit.
NEOPresse.com: Gibt es schon konkrete Pläne mit Kollegen? Darf man eine, zumindest sporadische, Rückkehr ins Fernsehen erwarten? Wird es einen Georg Schramm bei Maischberger zu sehen geben?
Schramm: Also bei Frau Maischberger sicher nicht. Da geh ich aus Überzeugung nicht hin! Mittlerweile haben die Redaktionen gottseidank gemerkt, dass ich es ernst meine und fragen auch gar nicht mehr danach. Eine Zeitlang musste ich immer wieder von neuem erklären, dass ich nicht komme. Das ist aber seit ein, zwei Jahren kein Problem mehr. Ich habe meine Ruhe, das ist sehr angenehm.
Zu einer satirischen Sendung etwas beizusteuern zu einem Thema, bei der es sich lohnt mitzumachen, wäre ich, wenn man mich fragt, nicht grundsätzlich abgeneigt. Hängt immer davon ab, zu welchem Thema.
Herr Schramm, vielen Dank für das Interview und Ihre Zeit!
Sehr gerne, jetzt muss ich mich aber schleunigst auf meinen Auftritt vorbereiten gehen.
Anmerkung von qpress: Wir haben in Absprache mit NEOPresse und im Wege einer gegenseitiger Kooperation (viele qpress Artikel erscheinen auch dort) dieses Interview übernommen. Georg Schramm ist uns wichtig, weil er in seiner künstlerischen Arbeit unser politisches System mustergültig aufs Korn nimmt. Besten Dank an NEOPresse für dieses hervorragende Interview >>> hier geht es zum Original.
Ich finde das Interview mit Herrn Schramm enttäuschend.
Er sollte Kabarettist bleiben und auf keinen Fall in die Politik gehen.
Uns Deutschland als Erfolgsmodell zu verkaufen ist Naiv.
Deutschland ist das Land der Billiglöhner und unbezahlten Überstunden.
40 Millionen Deutsche besitzen keinerlei Vermögen.
Damit sind die BRD-Untertanen die Ärmsten in Westeuropa.
Nun, er wird ja auch nicht in die Politik gehen, es sei denn er kann gegen Jauch antreten. Ich denke man muss ihn mehr im Kontext verstehen. Bis zu einem gewissen Grade ist ja Deutschland durchaus ein Erfolgsmodell und die Punkte wo es klemmt und hapert, die nimmt er ja auch programmatisch ins Visier.
Das Interview belegt eben nur, dass er kein Grillo ist (dafür ist er im normalen Leben wohl doch zu moderat), Grillo würde wohl etwas radikaler rangehen … 😉
„Bis zu einem gewissen Grade ist ja Deutschland durchaus ein Erfolgsmodell …“
Dass Du über eine außerordentliche Phantasie verfügst, weiß und schätze ich.
Erhob sich bei der Formulierung „Erfolgsmodell“ diese Phantasie über Deinen Realitätssinn?
Ein Erfolgsmodell wird Deutschland erst als eingetragener Kleingartenverein. So sehe ich das.
Bei vorheriger, das versteht sich, Ausbürgerung bestimmter destruktiver Elelemente in die Sahara – zur Begrünung derselben, versteht sich.
Gruß
Wolfgang
@ Augustus
Sie gehen davon aus, dass Sie von Herrn Schramm getäuscht wurden? Einer Enttäuschung geht immer eine Täuschung voraus! Überlegen Sie sichs nochmal. Da ich ein Fan von Herrn Schramm bin, werde ich Ihn gleich informieren und entsprechende Maßnahmen in die Wege leiten. Notfalls muß ich einen Beschwerdebrief schreiben.
…und noch was. Der Wiederaufbau des Nachkriegsdeutschlands und das damit einhergehende Wunder wäre ja ohne Mithilfe des Heiligen Stuhl Petri gar nicht möglich gewesen.
„Ausschlaggebend für das VW-Werk, sich auf Italien zu konzentrieren, waren schließlich die Verbindungen des Katholiken Nordhoff zum Vatikan in Rom und die dort signalisierte Kooperationsbereitschaft zur Vermittlung der angeforderten Arbeitskräfte.“
https://web.archive.org/web/20130609065603/http://www.dhm.de:80/ausstellungen/aufbau_west_ost/katlg21.htm
Insofern ist es richtig und gerecht, dass Deutschland den Menschen in Südeuropa hilft – die Menschen dort warten auf ein Wunder.
Ihr
HuRrA-DeUtScH
… hier noch ein bisschen
Mit Hilfe des Vatikans verkürzte sich die Wartezeit für das Volkswagenwerk jedoch auf ein Minimum: Es schickte für mehr als zwei Jahre einen Anwerbemann nach Italien, dem von Seiten der Kirche ein katholischer, für die Übersetzungen zuständiger Würdenträger zur Seite gestellt wurde. Gemeinsam bereisten sie Dörfer der damaligen „wirtschaftlichen Passivräume“ – die Abbruzzen und die südlich davon gelegenen Landstriche -, die zuvor vom Vatikan ausgesucht und informiert worden waren. Die Kirchengemeinden sollten für die Ankunft des VW-Anwerbemannes die männlichen Arbeitssuchenden der Umgebung zusammentrommeln, die dieser dann für die Produktionsanforderungen im Wolfsburger Werk auswählte und namentlich auflistete. Da eine direkte Anwerbung seitens eines Unternehmens ausdrücklich untersagt war, mußten die jungen Männer anschließend zur deutschen Anwerbekommission nach Verona geschickt werden. Von dort ging es, nach der ärztlichen Tauglichkeitsprüfung, über die sogenannte „namentliche Anforderung“ direkt nach Wolfsburg. (8) Es handelte sich um eine „kostenlose Werbekampagne“ des Vatikans, „alles andere“ wäre „zu teuer“ geworden. „Wir haben für eine Vermittlung nur 100 DM bezahlt – bei der Deutschen Kommission. Das war ein Spott-Geld mit Verpflegung, mit Übernachtung, mit Bahn-Fahrt, mit allem, was dazu gehört.“ Diese in Italien einmalige Arbeitsvermittlung mit Unterstützung des Vatikans könnte erklären, weshalb ein Großunternehmen mit hohem Bedarf an ausländischen Arbeitskräften es mehr als zehn Jahre lang schaffen konnte, nur eine bestimmte Gruppe von Arbeitsmigranten aus einem einzigen Anwerbeland einzustellen. Eine – aus Unternehmersicht derartige Ersparnis an Kosten und Arbeitsaufwand ist bei anderen deutschen Anwerbungsunternehmen nicht zu beobachten. In der Regel waren die Unternehmen zur Deckung des wachsenden Arbeitskräftebedarfs auf die Vermittlung aus verschiedenen Ländern des Mittelmeerraumes angewiesen.
https://web.archive.org/web/20130609065603/http://www.dhm.de:80/ausstellungen/aufbau_west_ost/katlg21.htm
Schramm:
Langfristig verlieren wir ja vor lauter „uns in die Hosen scheißen“ um einen Absturz des Euro, dass wir geradewegs in eine Klimakatastrophe laufen. Das Tempo wird sich beschleunigen, da die wirtschaftlichen Schwierigkeiten dazu genutzt werden, die Nachhaltigkeit des Wachstums wieder auszubremsen. Es ist ja kaum noch Thema. Die Emissionszertifikate zu reduzieren und über teureren Energieverbrauch die Wirtschaft in eine andere Richtung zu lenken, ist maßgeblich am deutschen Widerstand gescheitert. Das sehe ich mittelfristig als großes Problem.
HuRrA-DeUtScH:
Der zunehmende Verfall von Staaten ist ein eindeutiges Zeichen, dass die Menschheit, das Wirtschafts- und Klimaproblem nicht in den Griff bekommen wird. Hier heißt es nur noch „den Letzten beißen die Hunde“. Somit wird es wieder zu einer Art „Kleinstaaterei“ kommen mit dem dazugehörenden Hofstaat (Herrenmenschen, Vasallen, Sklaven, Inhaftierte).
Tja, viel kam da nicht. Allerdings sei zu beachten, daß jedes Individuum eine ganz eigene Ansicht über Dinge und Welt entwickelt, je nach Lebenserfahrung.
Im Grunde ist auch die Satire lediglich Ablenkung von freiem Denken und Handeln; ein Zeitvertreib, in dem andere das Denken und Reden übernehmen.
Es ändert sich nichts, ob mit oder ohne Satire und Comedy – bis auch jene erfolgreichen Menschen gemeinsam mit dem Volk die Straßen besiedeln.
Hildebrandt enttäuschte mich persönlich sehr mit dem Betteln auf hohem Niveau um seinen Störsender. Die Domains und Webseiten sollten eigentlich persönlich bezahlt werden – zumindestens nicht öffentlich bettelnd.
Dieses ist auch nur eine Ansicht und Meinung.
Guter Kommentar pythia.
Das sehe ich auch so.