Weltuntergangsversicherung soll Versicherungsbranche stabilisieren

Weltuntergangsversicherung soll Versicherungsbranche stabilisierenBoom-Town: Nicht nur die Banken, nein auch die Versicherungen haben allerhand zu leiden. Dank der Kreativität dieser Branche sieht es aber für die Unternehmen gar nicht so übel aus. Die Rettung kommt völlig unvermittelt über ein neuartiges Versicherungsprodukt, ein unbedingtes Muss für alle aufgeklärten TV-Konsum-Enten die bereits das reale Leben weit hinter sich gelassen haben und vorauseilend im virtuellen Second-Life wandeln. Also sozusagen eine Rückversicherung, falls man der Menschheit den Planeten unterm Hintern wegsprengt, ein schwarzes Loch die Erde vertilgt oder die Sonne sich entschließt zur Super-Nova aufzusteigen, dabei die Erde verschluckt oder gar der gefürchtete Walnut-Impact (siehe Abbildung rechts). Um jetzt keinen Horror zu verbreiten, mag der geneigte Leser sich den Rest der Möglichkeiten höchst selbst erschließen.

Aber zurück zum weltrettenden branchenrettenden Versicherungsprodukt. Gegen eine einmalige Pauschale von rund 10.000 Euro kann sich demnächst jeder verantwortungsbewusste Bürger gegen den „Weltuntergang“ auf Lebenszeit versichern. Es winkt eine unbegrenzte Haftungssumme, sodass nicht nur ihr Hab und Gut und ihr reales Lebensumfeld top versichert sind, nein, darüber hinaus werden ihnen alle Schäden ausnahmslos ersetzt die sie bei einem Weltuntergang erleiden könnten. Selbst ihre Beerdigungskosten für diesen Fall sind damit gedeckt. Der Clou dabei: der Schutz bezieht zweifelsfrei alle Schäden mit ein die wir uns jetzt noch nicht im Geringsten vorstellen können und deshalb bezüglich ihres Risikos auch gar nicht kalkulierbar sind. Immerhin, dieses Versicherungs-Finanz-Produkt fehlte uns noch. Gerade in der von Krisen nur so geschüttelten Zeit unersetzlich, um unser Lebensglück perfekt zu machen.

Wie qpress nunmehr in Erfahrung bringen konnte, werden wohl alle Versicherungen dieses generöse Produkt für natürliche und juristische Personen anbieten. Ausgenommen sind nur unnatürliche Personen, damit sind Außerirdische gemeint die ihren Lebensmittelpunkt eben nicht auf dieser unserer so wertvollen Erde haben. Anders als bei der komplizierten Hausratversicherung soll auch der Entschädigungsweg im Versicherungsfall deutlich vereinfacht werden. Demnach wird es ausreichend sein, nach einem eingetretenen Weltuntergang die Entschädigung formlos zu beantragen. Schadensprüfungen erfolgen definitiv nicht. Sie können sogar die Entschädigungshöhe nach Belieben selbst festlegen. Einzige Voraussetzung für etwaige Entschädigungszahlungen: sie müssen den Antrag persönlich unterschrieben haben, den Weltuntergang zweifelsfrei belegen (bestens Bild- und Tondokumente des Ereignisses), was angesichts der in Aussicht gestellten Szenarien sicher kein Problem darstellen dürfte. Da sie allerdings für die Einreichung des Entschädigungsantrages verantwortlich sind, sollten sie dies per Einschreiben machen, um den Zugang bei der Versicherung korrekt zu dokumentieren. Das war’s auch schon.

Die Versicherungen selbst erhoffen sich von diesem neuartigen und einmaligen Produkt, einen ähnlichen Aufschwung, wie die Banken durch die derzeit grassierenden Rettungspakete der Regierungen. Also die ultimative Erlösung von allen Problemen wie auch die Fortsetzung einer guten Ertragslage, was besonders wichtig ist, weil es uns dann allen super gut geht, wie die Statistik ja beweist. Die Versicherungen sind sich auch schon darüber einig, dass sie die vereinnahmten Versicherungsprämien nicht mehr bei den Banken anlegen wollen, sondern in eine „Bessere neue Welt“ investieren möchten, wo auch immer die dann sein wird. Sollten sie wider Erwarten entsprechende Produktangebote nicht auffinden können, würden auch wir uns ausnahmsweise bereit erklären – mit einem 50%igen Nachlass – ihnen entsprechende Versicherungsscheine gemäß der zuvor genannten Bedingungen auszustellen. Es kommt natürlich noch besser, denn bei uns brauchen sie nach dem Weltuntergang nicht einmal einen Antrag auf Entschädigung zu stellen, denn wir sind doch nicht blöde und merken auch wenn das passiert (ist). Ach ja, die Entschädigungsansprüche können natürlich nicht in andere Spähren (Dimensionen) transferiert werden und im Himmel brauchen sie die eh nicht, weil dort alles notwendige angeblich bereits im Überfluss vorhanden ist. Aber immerhin, so in etwa müssen innovative Produkte aussehen die die (Finanz)Welt retten.

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Die verkommene Wahrheit unserer Zeit ist so relativ und dehnbar wie das Geschrei der Konzern-Massen-Medien daselbst. Erst der schräge Blick durch die Blindenbrille, in stockfinsterer Vollmondnacht, eröffnet darüber hinaus völlig ungeahnte Perspektiven für den Betrachter. Überzeichnung ist dabei nicht zwangsläufig eine Technik der Vertuschung, vielmehr ist es die Provokation gezielter Schmerzen, die stets dazu geeignet sind die trügerische Ruhe zugunsten eigener oder andersartiger Gedanken zu stören. Motto: „Lässt Du denken, oder denkst Du schon?“

1 Kommentar

  1. Eine tolle Satire.

    Wenn die Welt untergeht,geht natürlich auch die Versicherung mit unter.Jemanden etwas anvertrauen das er selbst im Fall der fälle nicht behalten kann und dafür auch noch bezahlen,ist raus geworfenes Geld.

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