Vatikan geht an die Börse

Vatikan geht an die Börse Kleingläubiger auf dem Weg zur Kirche…<br><small>Quelle: https://secure.wikimedia.org/wikipedia/commons/wiki/File:Maria_Fyodorovna-Miser.jpg</small>Vatikanstadt: Sicher, es ist hinlänglich bekannt, dass die Kirche ihren Schäfchen schon ewig an die Börse gegangen ist. Aber dieser Umstand ist nicht Gegenstand dieser Betrachtung, denn jetzt meint es der Vatikan richtig ernst und will sich den wirtschaftlichen Gegebenheiten auf diesem Planeten stellen. Als weltweit größtes und kapitalkräftigstes Unternehmen, dazu völlig steuer- und diesbezüglich sorgenfrei, geht es darum die Werte korrekt zu vertreten und diese nach göttlichen Einsichten zu mehren. Weg von den butterweichen Werten der scheinheiligen Glückseligkeit, hin zu den harten Fakten des Geldes und des Goldes, den echten Werten, wie diese an sich schon seit Gründung der Institution im kleinen Kreis gelebt werden. An dieser Stelle sollte jetzt nicht die Frage nach der Gottheit gestellt werden, ob der EINE oder der Mammon, nein, es geht tatsächlich auch hier um die neue Ehrlichkeit und eine längst überfällige Erneuerung des Glaubensbekenntnisses unter Berücksichtigung der harten irdischen Gegebenheiten, die ohnehin nicht wegzuleugnen sind.

Mit dem Börsengang will man auch aus dem Schmuddelkreis der bisherigen Skandale heraustreten, durch welche nahezu alle vatikanischen Finanzminister geglänzt haben. Immer wieder hatte man sie bei Anlagen in Rüstungsfirmen oder Verhütungsmittelfabriken erwischt, dass müsse jetzt anders kommuniziert werden. Natürlich steht man offen zu den bisherigen, doch sehr erfolgreichen Anlagestrategien der Kirche, die es immerhin schafften diese Institution auf jenen Stand zu befördern auf dem sie sich heute befindet. Dies sei eine exquisite Werbung und die Schäfchen dürften an die nachweislichen Erfolgsstrategien der Kirche glauben. Damit wolle man vermehrt um Vertrauen werben und potentielle Anleger könnten zukünftig innerhalb des Gottesdienstes oder während der Beichte diesbezüglich beraten werden. Allein diese Kombination sei ein Novum, welches keine Bank in diesem Kontext mehr anbieten könne, denn das Beichtgeheimnis sei heute erheblich besser geschützt als beispielsweise das Bankgeheimnis, welches zunehmend den Steuerhäschern zum Opfer falle. Auch habe man mit Entsetzen feststellen müssen, dass sich in den letzten Jahrzehnten Glaube und Hoffnung auf Höchstrenditen in Richtung der Banken verlagert hätten. Diese Attribute seien aber unverbrüchlicher Bestandteil der Kirche und diese gelte es zurückzuerobern. Darüber hinaus dürften die Anleger der Kirche nach wie vor auf göttlichen Schutz hoffen – der bei den Banken keineswegs gewährleistet sei – soweit sie ihre kleinen Schätzchen dem kirchlichen Berater offerierten, wie rechts im Bild, ein Kleingläubiger auf dem Weg zur Anlageberatung der Kirche.

Der schlechte Weihnachtsumsatz 2010 habe den Entschluss zum Börsengang Mitte 2011 stark dominiert. Besonders beeindruckend fand allerdings die Kirchenführung die bisher gezeigte Mildtätigkeit der Bevölkerung wenn es um die Rettung der Banken ging und hier sehe man gute Chancen in der Zusammenarbeit mit den Regierungen der Welt. Der Status „too big to fail“, sei der Kirche geradezu ins Stammbuch geschrieben weshalb man sich gerne am Empfang von Rettungspaketen beteiligen wolle. Dies sei auch erheblich effektiver als kleinteiliges sammeln von Almosen mit dem Klingelbeutel während der üblichen Jammerveranstaltungen.

Demnach will der Vatikan mit mehreren Divisionen, nach Risikoklassen gestückelt, an der Börse erscheinen und damit für jedermann attraktive Angebote bereithalten. Hier dürfen wir über die Startkonfiguration berichten, wie sie bislang geplant ist:

  • Hypefully Real Estate – Wird eine internationale Einrichtung die sich um handfeste Sachwerte kümmert, die auch jeder Ungläubige tatsächlich noch anfassen und begreifen kann. Top abgesichert, zumeist durch Grund und Boden wird jedem Anleger das Gefühl vermittelt er sei Teilhaber dieser Welt. Die Risikoklasse sei nicht höher als bei der Hypo Real Estate.
  • Buße, Sühne & Vergebung – Ist eine Anlagestrategie zur kompletten geistigen Entschuldung auf diesem Planeten. Alle Wunden können mit Geld geheilt werden und je nach Anlagegröße winken dem Anleger satte Entschuldungen auf der Passivseite seiner Lebensbilanz. Für Großanleger komme auch eine Seligsprechung und für Mega-Anleger noch eine Heiligsprechung in Betracht.
  • Spirituell(es) Reich – In dieser Sektion kann man vornehmlich Grundbesitztitel fürs Jenseits erwerben, gerne auch auf anderen Planeten. Ein breit gefächertes Angebot paradiesischer Wohnmöglichkeiten lockt den Erdenexilanten in neue Gefilde. Die kleinen Titel aus diesem Angebot berechtigen allerdings nur fürs Souterrain. Dort ist zwar stets gut geheizt, aber dennoch ist der Wohlfühlfaktor dort nicht so auskömmlich, weshalb die Fachleute die kleineren Besitztitel auch als höllisch bezeichnen.
  • Glauben & Hoffnung – Ist die Königsklasse mit Renditen jenseits von Gut & Böse, allerdings auch mit einem beachtlichen Risiko verbunden. Hier werden in aller Regel nur noch Schrottpapiere und Derivate aller Art gehandelt, aber es hat sich immer wieder gezeigt, dass mit Glaube und Hoffnung auch solche Renditen zu erzielen sind. Diese Papiere werden vorzugsweise von Anlegern gesucht die vor lauter Gier schon des Geldes überdrüssig sind.
  • Frieden & Gloria – Die älteste Sparte der Kirche die stets für gute und stabile Erträge bürgte, aber leider in letzten Jahrhunderten etwas ins Hintertreffen geriet. Die Ausrüstung und Finanzierung aller Parteien im Wettstreit um den Glauben. Von der kleinen Schädelspalterei bis hin zu handfesten Glaubenskriegen haben diese Investments stets große Früchte getragen. Im Verbund mit einer agilen Kolonial-Warenhauskette der Garant für Wohlstand und Vielfalt in einer zuvor von argen Zweiflern befreiten Welt.

In dieser Konfiguration – so die vatikanische Generalität – sei die Institution Kirche überaus modern ausgerichtet und könnte all ihren Gläubigern beste Dienste erweisen. Selbstverständlich werde man noch eine Vielzahl an Merchandising Artikeln für Cross-Sales mit ins Programm aufnehmen. Auch der Dienstleistungssektor, von der Taufe über die tägliche Predigt bis hin zur Grabrede solle reichlich Früchte tragen und unter diesen Aspekten müsse das entgeltliche Programm nochmals kundenorientiert überarbeitet werden. Langfristiges und erklärtes Ziel soll es sein, dass die Gläubiger unbeschwert diesen Planten verlassen könnten ohne sich den Sorgen etwaiger materieller Güter im Angesicht des Todes widmen zu müssen und die Taschen des letzten Hemdes möglicherweise zu überlasten. Insoweit sei die Inanspruchnahme der Kirche auch auf diesem Sektor eine gelungene Vorbereitung auf die Ewigkeit und man werde sich mühen noch attraktivere Verheißungen für die Anleger zu kreieren. Man glaube fest an einen überaus erfolgreichen Börsengang, der in jedem Falle einfacher gehalten sei als der Gang nach Canossa.

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Die verkommene Wahrheit unserer Zeit ist so relativ und dehnbar wie das Geschrei der Konzern-Massen-Medien daselbst. Erst der schräge Blick durch die Blindenbrille, in stockfinsterer Vollmondnacht, eröffnet darüber hinaus völlig ungeahnte Perspektiven für den Betrachter. Überzeichnung ist dabei nicht zwangsläufig eine Technik der Vertuschung, vielmehr ist es die Provokation gezielter Schmerzen, die stets dazu geeignet sind die trügerische Ruhe zugunsten eigener oder andersartiger Gedanken zu stören. Motto: „Lässt Du denken, oder denkst Du schon?“

3 Kommentare

  1. Der Glaube manipuliert – jedes dumme Schaf laesst sich gern fuehren
    der boersengang hilft den auf Irrwegen befindlichen kopflosen schaefchen, die sich auch dann noch scheren lassen wenn sie kein Fell mehr tragen,
    wieder auf den richtigen weg zu finden und sich
    zu vermehren. MJ

  2. Kommentar zum Kommentar
    nicht der glaube „an (sich) und fuer sich“ macht dumm sondern der glaube im kollektiv

1 Trackback / Pingback

  1. Sektenboss Franziskus: Die Kirche ist gierig und unersättlich – AAA

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