Bund forciert Naturgesetzgebung

Bund forciert NaturgesetzgebungBerlin: Die steigende Staatsverdrossenheit macht der Regierung arge Probleme und lässt damit die Akzeptanz für die gewohnte deutsche Gesetzesflut in der Bevölkerung überproportional ins Straucheln geraten. Der Deutsche wird gesetzesmüde. Nach einem Krisentreffen des Kabinetts zur Umschiffung des Sommerlochs scheint nunmehr eine Lösung gefunden worden zu sein. Ganz im Einklang mit eher grünem Gedankengut will der Bund das Volk mittels einer Flut von Naturgesetzen vor der sich abzeichnenden Gesetzesallergie bewahren und so auch seinen Titel als Weltmeister bei der Gesetzgebung verteidigen.

Ausgangspunkt der Überlegungen ist neben dem Aufbegehren des Volkes die Kostenintensität bisheriger Gesetzgebung, die in aller Regel zu teuer und zu stümperhaft vonstatten ging. Für teueres Geld ließ man Gesetze erarbeiten, die am Ende einfach zu nichts taugten. Kaum ein Gesetz hielt den Anforderungen höchster Rechtsbelastung stand und wurde oftmals schon in der Mittagspause von den obersten Rechtshütern kassiert, wenn es nicht gar schon auf dem Wege gebrochen wurde, was logischerweise ein sehr schlechtes Bild auf den Gesetzgeber und dessen Fähigkeiten wirft.

Dies soll sich jetzt grundlegend ändern, indem man überwiegend auf bewährte Naturgesetze zurückgreifen will. Hier hat die Regierung gleich eine ganze Reihe an Vorteilen ausfindig gemacht, die jetzt ins Feld geführt werden um die Naturgesetzgebung dem Bürger schmackhaft zu machen.

☛ Naturgesetze haben eine erheblich längere Lebensdauer, wie lang genau kann man nicht sagen, weil noch kein Mensch je eines dieser Gesetze überdauert hat. Nahezu alle Forscher sind sich hinsichtlich der Beständigkeit derselben einig und befürworten nach einer Blitzumfrage diesen Vorstoß.

☛ Aufgrund der legendären gottgewollten Fügung, die solchen Gesetzen seit jeher innewohnt, beabsichtigt die christlich liberale Regierung auch die Kirchen mit ins Rettungsboot zu holen. Dies aus zweierlei Gründen. Einerseits für den gesellschaftsübergreifenden Konsens und andererseits wegen des riesigen Erfahrungsschatzes über den die Kirche seit der Inquisition im Umgang mit eben diesen Naturgesetzen verfügt. Insoweit ein echter Coup und die typische Win-Win Situation.

☛ Der Aufwand für die Erarbeitung und Pflege dieser Gesetze kann entfallen, was als besonders wirtschaftlich zu gelten hat und den Sparbemühungen der Machthaber sehr entgegenkommt. Bekanntermaßen regelt die Natur die Dinge von allein, ob der Mensch nun will oder nicht. Die Abgeordneten überlegen in diesem Zusammenhang ernsthaft, ob sie ihre finsteren Lobbyliegen gegen schöne Sonnenliegen tauschen sollten, um näher an der Natur der Sache zu sein.

☛ Die Durchsetzung dieser Gesetze kann erfahrungsgemäß auch mit roher Gewalt erfolgen, schließlich sind die Menschen mehr an Donner, Blitz, Hagel, Hitze, Schnee, Eis und Fluten gewöhnt, als an bösartige Schießereien oder Prügeleien mit irgendwelchen Ordnungshütern. Letzteres hat sich immer wieder als besonders kritisch und gesellschaftszersetzend erwiesen, da dürfte man mit der höheren Gewalt erheblich besser fahren.

Und wie immer, kein Gesetz ohne Ausnahme. So soll eines der bekanntesten Gesetze dieser Art, das des freien Falls, bezüglich aller Mandatsträger außer Kraft gesetzt werden. Für diese Gruppe kommt eine Sonderregelung zum Tragen die besagt, umso tiefer ein möglicher Fall, desto höher kommt ein Betroffener hinaus. Im ungünstigsten aller anzunehmenden Fälle dürfte die Aufschlagstelle so weich gepolstert sein, dass man nicht mehr von einem wirklichen Aufprall reden kann. Neudeutsch spricht man hier auch von der neuen Natürlichkeit der Dinge in höheren Regionen.

Ob dieses Vorhaben sich tatsächlich in der ersonnenen Form etablieren lässt, steht fraglos auf einem ganz anderen Blatt. Nachdem das Kabinett eine erste Handvoll dieser Naturgesetze in einem Probelauf verabschiedet hat, sind diese auf wundersame Weise gänzlich verschwunden. Im Staatsanzeiger tauchten sie auch nicht auf, ihr Verbleib ist völlig unklar, die Suche geht fieberhaft weiter. Die grüne Opposition hüstelt schon, man hätte die Gesetze nicht so ohne weiteres verabschieden dürfen, schließlich sei doch bekannt, dass die Natur sehr empfindlich ist. Der BUND warnte indes den Bund hier keine Widernatürlichkeiten zu schaffen und jeglichen Missbrauch der Natur und ihrer Gesetzmäßigkeiten zu unterlassen.

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Die verkommene Wahrheit unserer Zeit ist so relativ und dehnbar wie das Geschrei der Konzern-Massen-Medien daselbst. Erst der schräge Blick durch die Blindenbrille, in stockfinsterer Vollmondnacht, eröffnet darüber hinaus völlig ungeahnte Perspektiven für den Betrachter. Überzeichnung ist dabei nicht zwangsläufig eine Technik der Vertuschung, vielmehr ist es die Provokation gezielter Schmerzen, die stets dazu geeignet sind die trügerische Ruhe zugunsten eigener oder andersartiger Gedanken zu stören. Motto: „Lässt Du denken, oder denkst Du schon?“